Die Bundesregierung hat das Neun-Euro-Ticket auf den Weg gebracht, um Bürger:innen von hohen Energiepreisen zu entlasten. Das Ticket soll bundesweit für alle öffentlichen Verkehrsmittel des Personennahverkehrs in der zweiten Klasse gelten. Dazu zählen neben Straßenbahnen, Linienbussen und Fähren auch U- und S-Bahnen sowie Regionalbahnen und Regionalexpresszüge. Ausgenommen sind Züge des Fernverkehrs, wie ICE, IC, EC und der Flixtrain. Der Ticketverkauf soll in Kundenzentren, per App und online stattfinden können. Der Verkehrsverbund Warnow (VVW) arbeitet derzeit daran, das Ticket an Automaten verfügbar zu machen. Das Ticket wird monatsscharf ohne gleitende Zeiträume gelten. Noch sind Fragen offen MVs Verkehrsminister Reinhard Meyer (SPD) steht dem Neun-Euro-Ticket skeptisch gegenüber. Das Sparangebot leiste zwar einen wichtigen Beitrag, um eine Alternative zum Auto zu schaffen, jedoch blieben viele Detailfragen zunächst offen. Dazu gehöre beispielsweise die Mitnahme von Fahrrädern sowie der Umgang mit bestehenden Abos für Monats- und Jahreskarten und Semestertickets. Doch klar ist: Auch Abonnent:innen sollen die Vergünstigung erhalten, ohne selbst aktiv werden zu müssen. Über die Art der Verrechnung oder Erstattung entscheiden die Verkehrsunternehmen selbst. Der VVW beispielsweise wird seine Abonnent:innen unaufgefordert informieren. Der Nahverkehr Schwerin (NVS) geht ähnlich vor und hat Abokunden:innen bereits informiert. Meyer kritisiert vor allem die Herangehensweise der Bundesregierung: „Die Länder hätten in die Entscheidung des Bundes über das Neun-Euro-Ticket frühzeitiger eingebunden werden müssen, da die Umsetzung in die Länderzuständigkeit fällt.“ 35 Millionen Euro für drei Monate Die Bundesregierung stellt den Ländern insgesamt 2,5 Milliarden Euro zur Verfügung. In Mecklenburg-Vorpommern liegen die Kosten für das Neun-Euro-Ticket schätzungsweise zwischen 30 und 35 Millionen Euro. Das Wirtschaftsministerium sieht auch hier noch Herausforderungen. Die zugesagten Bundesmittel müsse man den Ländern zeitnah bereitstellen, damit Verkehrsunternehmen die Mindereinnahmen durch das Neun-Euro-Ticket kurzzeitig ausgleichen könnten. Dieses Problem sieht auch der Fahrgastverband „Pro Bahn“ MV. Pro Bahn MV fordert langfristiges Projekt Dessen Landesvorsitzender Marcel Drews begrüßt das Neun-Euro-Ticket, sieht jedoch Herausforderungen bei der Umsetzung. Dabei denkt er an die Überlastung von öffentlichen Verkehrsmitteln: Viele Regionalzüge hätten bereits jetzt eine hohe Auslastung. Darüber hinaus fällt die Aktion in die Sommer- und damit Reisemonate. Der Fahrgastverband fordert daher Entlastungszüge, um neu gewonnene Fahrgäste durch überfüllte Züge nicht abzuschrecken. Drews sorgt sich außerdem über die Umsetzung im Flächenland MV. Das Neun-Euro-Ticket würde in Regionen, in denen es bis heute keinen funktionierenden Personennahverkehr gibt, nicht viel nutzen: „Da fährt am Tag vielleicht zwei-, dreimal ein Bus.“ Darüber hinaus solle das Ticket auch für den Fernverkehr gelten. Pendler:innen, die aufgrund der hohen Spritpreise auf Fernzüge umsteigen, entlaste man durch das Neun-Euro-Ticket nicht. Drews verweist auch auf die teilweise schlechten Anbindungen des Schienennetzes: „Wenn ich von Neustrelitz nach Stralsund fahren will, bin ich mit dem Auto immer schneller. Für einen Berufstätigen ist das Ticket dann nur eingeschränkt interessant.“ Null-Euro-Ticket abgelehnt All das lasse sich nur durch langfristige Unterstützung ändern. Drews fordert daher vom Bund, die Regionalisierungsmittel zu erhöhen, um auf die hohe Nachfrage reagieren zu können. Regionalisierungsmittel sind das Geld, das das Land vom Bund bekommt, um den Schienenpersonenverkehr auszubauen. MV könne dann selbst entscheiden, welche Schienen mit diesen Mitteln gebaut und welche Züge wo eingesetzt werden. Verkehrsminister Meyer hat mit seinen Länderkolleg:innen ein Null-Euro-Ticket vorgeschlagen. Die Bundesregierung lehnt den Vorschlag ab: zu hohe Kosten und kein Überblick darüber, wie hoch die Nachfrage in den drei Monaten tatsächlich sein werde, heißt es aus Berlin. Für den künftigen Ausbau von Bus- und Bahnverkehr könnten die Ergebnisse von Bedeutung sein. MV braucht mehr als nur eine Zeitung pro Region. Holt euch ein KATAPULT-MV-Abo! KATAPULT MV abonnieren!