Die meisten Anfragen und Beschwerden in den vergangenen Wochen und Monaten erreichten die Verbraucherzentrale Mecklenburg-Vorpommern zum Thema Energie und aufgrund der gestiegenen Preise. Die Kalender der vier angestellten Berater:innen der Verbraucherzentrale sind randvoll. Wird heute ein Termin in Rostock gebraucht, so ist der früheste erst Ende Februar verfügbar, berichtet Wiebke Cornelius, geschäftsführende Vorständin der Verbraucherzentrale MV. Auch die Kapazitäten der 16 Honorarberater:innen, die im Bundesland stundenweise an 29 Stützpunkten erreichbar sind, seien erschöpft. So sei etwa für eine technische Energieberatung in Greifswald die nächste Möglichkeit erst wieder am 4. April. Längere Wartezeiten für Verbraucher:innen „Die Anfragen im Energiebereich steigen ständig und sind nicht mehr zu bewältigen“, schätzt Cornelius die gegenwärtige Situation der Verbraucherzentrale ein. Insbesondere bei rechtlichen Fragen sei das zu beobachten. „Hier können die Wartezeiten locker drei Wochen oder mehr betragen.“ Schließlich arbeiten die vier Berater:innen mit Sitz in Schwerin, Rostock, Neubrandenburg und Stralsund nur in Teilzeit, ergänzt sie. Und im Gegensatz zu anderen Landesverbraucherzentralen gebe es in MV noch dazu keine Kolleg:innen mit Expertenwissen im energierechtlichen Bereich. Heißt: Die vier Mitarbeiter:innen kümmern sich nicht nur um Anfragen zu Handwerkerproblemen oder Phishingmails, sondern „werden jetzt auch noch Energieexpert:innen“, sagt Cornelius. Auch bei den technischen Energieberatungen, die die Honorarberater:innen für die Verbraucherzentrale durchführen – zum Beispiel zu Fördermöglichkeiten oder Hausdämmungen – sowie bei Begutachtungen von Wohnungen und Häusern vor Ort ist die Zahl im vergangenen Jahr deutlich angestiegen. Normalerweise gebe es rund 2.000 Beratungen im Jahr. So verzeichnete die Verbraucherzentrale für 2020 2.092 technische Energieberatungen und für 2021 1.947. Im vergangenen Jahr dagegen stieg die Zahl auf 3.149 Beratungen. MV liegt im Bundestrend Dass dies nicht nur für MV gilt, sondern ein bundesweites Phänomen ist, darauf weisen Zahlen des Bundesverbands der Verbraucherzentralen hin. So konnte dieser für 2022 zum einen feststellen, dass sich 80 Prozent der Verbraucher:innenbeschwerden auf Preiserhöhungen beziehungsweise Beitragssteigerungen für Strom und Gas bezogen. Zum anderen habe sich die Gesamtzahl der Beschwerden gegenüber dem Vorjahr vervielfacht. Beispiel: Gingen bundesweit im September 2021 noch 80 solcher Beschwerden bei den Verbraucherzentralen ein, so waren es ein Jahr später schon 2.057. Und auch im Hinblick auf die Energieberatungen beobachteten die Verbraucherschützer:innen im Jahr 2022 bundesweit einen rasanten Anstieg: Im Jahr 2018 wurden insgesamt 120.653 Energieberatungen erfasst, 2022 waren es 278.300. Prognose: Zahlen steigen weiter Für Wiebke Cornelius von der Verbraucherzentrale MV ist jetzt schon klar, dass diese Zahlen bundesweit, aber auch in MV noch nicht das Ende sind. „Die Anfragen werden noch mehr werden“, ist sie sich sicher. Wundern tut sie das nicht. Schließlich seien die Entlastungspakete zwar gut gemeint, aber nicht wirklich praktikabel. „Da sieht ja keiner mehr durch.“ Wenn selbst die Energieberater:innen aus anderen Bundesländern und andere Expert:innen Respekt vor Preisbremsen und Zuschüssen hätten, die entweder sofort oder irgendwie rückwirkend gelten, „wie sollen das dann die Verbraucher:innen machen“? Mit ihrem Onlineangebot versuchen die Verbraucherzentralen bereits Abhilfe zu schaffen. Hilfe zur Selbsthilfe – so nennt es Cornelius. Obwohl die Kalender des Teams voll und die Anfragen viele sind, würden die Verbraucherschützer:innen eigentlich gerne noch mehr machen. Doch wie immer fehle es am Ende am Personal, sagt Cornelius. Mehr Beratungen könne es nur mit mehr Geld geben. Diese Notwendigkeit müsse auch der Politik klar werden. Die Verbraucherzentralen finanzieren sich unter anderem durch Gelder von Ländern und Bund. MV braucht mehr als nur eine Zeitung pro Region. Holt euch ein KATAPULT-MV-Abo! KATAPULT MV abonnieren!