Als „Problemspiel“ hatte der DFB zuvor auch die gestrige Partie des 23. Spieltags eingestuft, in der sich am Ende der Karlsruher SC mit 2:0 durchsetzte. Etwa 650 Gästefans waren dazu angereist, 600 Beamt:innen der Landespolizei im Einsatz. Nach deren Bilanz gab es vor, während und nach dem Spiel jedoch keine „nennenswerten Zwischenfälle“. Ein vergleichsweise ruhiges Heimspiel, nachdem der FC Hansa mit insgesamt sieben Maßnahmen auf Ausschreitungen einiger Fans reagiert hatte. Erste Konsequenzen spürbar? Ende vergangener Woche hatte Hansas aktive Fanszene ein Statement zu den Krawallen während des Spiels gegen den FC St. Pauli mit Körperverletzungen und massiven Beschädigungen im Stadion der Hamburger veröffentlicht. Darin nennen die Fans die Geschehnisse „dumm und idiotisch“ und distanzieren sich von den Vorfällen. Das Inkaufnehmen von Verletzungen Unbeteiligter und die Zerstören sanitärer Anlagen sei kein Teil der eigenen Fankultur. Die Folgen würden jedoch als Fanszene mitgetragen. In einem ersten Schritt wollen die Fans 10.000 Euro ihrer gesammelten Spenden an St. Pauli überweisen, um „den finanziellen Schaden für den Verein zu mindern“. Darüber hinaus kündigten sie an, weitere intensive Gespräche innerhalb der gesamten Rostocker Fanszene zu forcieren. Einen Tag später gab auch der Verein eine umfassende Erklärung ab, in der er sich noch einmal deutlich von den Geschehnissen distanzierte: „Unabhängig vom finanziellen Schaden, der durch die enorme Anhäufung von Strafen in dieser Saison bereits entstanden ist, wurden in den vergangenen Wochen nicht nur einmal Grenzen klar überschritten.“ Dabei wurde sowohl auf die Bandbreite der Ausschreitungen in den bisherigen Spielen aufmerksam gemacht als auch auf eine generell enthemmte Stimmung innerhalb des Sports und der Gesellschaft: Es sei ein regelrechter Wettstreit entbrannt, in dem es anscheinend „vor allem darum geht, wer enthemmter ist, wer die ‚krassesten‘ Bilder für Instagram und Co. produziert und ‚wie man immer noch einen draufsetzen kann‘“. Der Verein plädiert in seiner Verlautbarung noch einmal besonders darauf, unpolitisch zu sein, und betont die Grundsätze von „Toleranz, Kameradschaft und Gemeinschaftsgefühl“. Um diese aktiv umzusetzen, habe man bis auf Weiteres neue Maßnahmen eingeführt: 1. Für den Rest der Saison gibt es ein Choreoverbot sowie bis auf Weiteres keine Arbeitskarten für den Tribünenbereich Süd und Block 9A, in denen Fangruppierungen wie die Suptras ihre angestammten Plätze haben. 2. Für die kommenden Auswärtsspiele in Magdeburg und Paderborn werden die Gruppenkontingente für alle Fans gestrichen. Nur Vereinsmitglieder sollen Karten im Einzelverkauf erwerben können. Für die weiteren Spiele können Gruppenkontingente „auf Bewährung“ gekauft werden. 3. Bei Auswärtsspielen werden ab sofort acht bis zehn Mitarbeitende des vereinseigenen Ordnungsdienstes eingesetzt, „um Vandalismus insbesondere in den sanitären Bereichen zu verhindern“. 4. Geprüft werde zudem gemeinsam mit der Rostocker Polizei, weitere Kameras im Ostseestadion zu installieren, um eine Nachverfolgung von Straftaten zu erleichtern. 5. Auch eine Verlegung des Gästeblocks, der bisher direkt neben der Südtribüne liegt, auf der die Suptras stehen, wird geprüft. 6. Die Kommunikation mit den Fans soll weiter verbessert werden. Dazu soll mehr Personal eingesetzt werden. 7. Für einen besseren Austausch mit den Fanklubs und Fangruppen des Vereins sollen zudem neue Veranstaltungen und Formate entwickelt werden. Statements mit Appellen und direkte Gesprächsrunden mit den Fans hatte es in der Vergangenheit schon mehrfach gegeben. Nun gilt es zu beobachten, ob sich die verschiedenen Gruppen der Fanszene an den Direktverkauf der Tickets für die beiden kommenden Auswärtsspiele halten oder ob sie versuchen werden, auf anderen Wegen an Karten zu gelangen. Auch den Entzug von Arbeitskarten und das Verbot von Choreografien hatte der Verein nach früheren Ausschreitungen schon einmal beschlossen. Im Jahr 2014 wurde sogar die komplette Südtribüne gesperrt, die Maßnahme wurde jedoch kurz darauf wieder aufgehoben. So wird sich erst an den kommenden Spieltagen zeigen, welche Maßnahmen dauerhaft umgesetzt werden (können). MV braucht mehr als nur eine Zeitung pro Region. Holt euch ein KATAPULT-MV-Abo! KATAPULT MV abonnieren!