Eigentlich hatte das erst im Januar gegründete Warener Demokratie-Bündnis für die Veranstaltung gestern Abend lediglich 50 bis 100 Menschen angemeldet. Schlussendlich versammelten sich nach Angaben der Veranstalter:innen sogar 300 auf dem Warener Marktplatz. Aufgrund der Tatsache, dass es sich um die erste Kundgebung gehandelt habe, sei seine Zahl für die Organisator:innen schwer abzuschätzen gewesen, kommentierte dazu die Polizei vor Ort. Für die erste Veranstaltung hatte das Bündnis mit Absicht keine parteipolitischen Akteur:innen auf die Bühne eingeladen. Und auch das Bündnis selbst solle sich zum aktuellen Zeitpunkt nur aus der Mitte der Gesellschaft speisen, hieß es von Seiten der Initiator:innen. In den Reihen der Aktiven gebe es zwar zum Teil Parteimitglieder, diese traten zur Aktion aber bewusst privat auf. Parteien seien aber künftig gern gesehen. Für den gestrigen Abend hätten sie sich dennoch aus den Reihen der Stadtvertretung noch mehr Unterstützung – durch Präsenz vor Ort – gewünscht. Mit auf dem Marktplatz dabei waren dagegen zahlreiche Mitglieder der Antifa. Ihre kurzzeitig angestimmten Sprechchöre wurden jedoch von der Demoleitung unverzüglich mit der Bitte unterbrochen, diese sein zu lassen. Im Nachgang hieß es von Mitorganisatorin Ritva Marx, sie verstehe die Enttäuschung einiger Teilnehmenden, aber diese Veranstaltung sei dazu da, miteinander wieder ins Gespräch zu kommen. Momentan würden „Parolen nur zu verbaler Ausgrenzung“ führen. Es müsse aber verbal abgerüstet werden. Das thematisierte auch Antje Hübner, Bewohnerin der Stadt und Mitglied des Bündnisses, in ihrer Rede. Die Initiator:innen hätten sich zusammengeschlossen, um wieder mehr miteinander ins Gespräch kommen zu können. „Wann haben wir verlernt, miteinander zu reden?“, hieß es unter anderem in der Ansprache. Es solle ein Neustart sein, gerade für die Menschen, die bisher geschwiegen hätten. Vieles solle „jetzt anfangen“, wie Hübner mit den Demoteilnehmer:innen gemeinsam skandierte. „Sich wertschätzend äußern, fängt jetzt an. Sich gegenseitig Fragen stellen, fängt jetzt an. Sich gegenseitig zuhören und ausreden lassen, fängt jetzt an. Sich als Teil einer Gemeinschaft verstehen, fängt jetzt an. Nicht nur die eigenen Interessen im Fokus haben, fängt jetzt an. Kompromissbereitschaft, fängt jetzt an.“ Aber auch deutliche Worte vor dem Hintergrund aktueller Ereignisse fand Hübner: „Rassismus hat hat in unserer Gesellschaft keinen Platz.“ Nach ihrer Rede verteilten die Organisator:innen Instrumente zum gemeinsamen Musizieren. Im Vorfeld der Veranstaltung hatten Vertreter der rechtsextremen Kleinstpartei Neue Stärke Partei (NSP), deren Vorsitzender Christoph Thews aus Waren kommt, zur Störung der Demokratiedemonstration aufgerufen. Davon habe auch die Polizei Kenntnis gehabt und sei dementsprechend vorbereitet gewesen, hieß es gestern auf Nachfrage von KATAPULT MV. Auf der Veranstaltung waren am Rand fünf stadtbekannte Leute aus dem rechtsextremen Spektrum zu sehen, darunter der NSP-Vorsitzende Thews und Emanuel T. Trotz mehrerer Versuche, direkt auf den Markt zu kommen, gelang es der Gruppe aufgrund der anwesenden Polizei nicht. Eine Polizeikette am Rande des Marktplatzes. Rechts im Bild zu sehen ist ein Mitglied der Fünfergruppe um Thews mit einer eingerollten Fahne. Etwas abseits der Polizei steht im Hintergrund die kleine NSP-Gruppe. Emanuel T. mit grauner Jogginghose, Thews rechts mit dem Rücken zur Kamera. Nach gut einer Stunde wurde die Versammlung offiziell beendet. Um ihre Unterstützung für das Demokratie-Bündnis auszudrücken, konnten sich die Menschen noch auf einer ausliegenden Liste eintragen. Wie Marx gegenüber KATAPULT MV angab, taten dies 100 Personen. Schon 30 Unterschriften hatte es im Vorfeld online gegeben. Die Menschen stehen an, um ihre Unterstützungsunterschrift für das Bündnis abzugeben. Sofort nach Beendigung der Versammlung versuchten Thews und seine Leute erneut, auf den Platz zu gelangen. Auch das wurde von der Polizei verhindert. Nach weiteren Minuten und einem Austausch an der Marktecke, verließen auch sie den Platz. Thews (mit Bart) und Emanuel T. in Diskussion mit der Polizei. T. (mit grauerJogginghose) und Thews Die Demokratie-Demonstration in Waren soll nicht die einzige bleiben und regelmäßig am Donnerstag fortgesetzt werden. Die nächste Veranstaltung ist nach den Winterferien, am 22. Februar, geplant. MV braucht mehr als nur eine Zeitung pro Region. Holt euch ein KATAPULT-MV-Abo! KATAPULT MV abonnieren!