Es bedürfe „einer umfassenden und sofortigen Vorbereitung des Schutzes“. Das forderte der Expertenrat der Bundesregierung hinsichtlich der Risiken durch die Omikron-Variante des Coronavirus in Deutschland im Dezember. Im Blick dabei: die sogenannte kritische Infrastruktur. Damit gemeint sind „Organisationen und Einrichtungen mit wichtiger Bedeutung für das staatliche Gemeinwesen“. Bei einem Ausfall oder einer Beeinträchtigung dieser würden „nachhaltig wirkende Versorgungsengpässe, erhebliche Störungen der öffentlichen Sicherheit oder andere dramatische Folgen eintreten“. Zur kritischen Infrastruktur zählen etwa Krankenhäuser, Polizei und Feuerwehr, aber auch Ver- und Entsorgungsbetriebe. Stadtwerke reaktivieren Wohncontainer In Mecklenburg-Vorpommern rief die Politik unter Berufung auf den Expertenrat ebenfalls zur Vorbereitung auf. So forderte etwa Umweltminister Till Backhaus (SPD) vor Weihnachten von den Ver- und Entsorgungsbetrieben, „ihre Pandemiepläne zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen“. Zu diesen Versorgungsunternehmen der kritischen Infrastruktur gehören beispielsweise die Stadtwerke Greifswald. Sie verantworten unter anderem die Energie- und Trinkwasserversorgung der Hansestadt und ihrer Umgebung. Die Versorgung habe „auch weiterhin höchste Priorität“, teilte das Unternehmen auf Anfrage mit. Es gelte, mit Blick auf Omikron, „den Betrieb aufrecht- [...] und das Ansteckungsrisiko für Kunden und Personal so gering wie möglich zu halten“. Dafür schränke das Unternehmen zum einen die persönlichen Kontakte höchstmöglich ein. So ist seit 15. Dezember zum Beispiel das Kundenzentrum nur noch online oder per Telefon erreichbar und die Bürobeschäftigten arbeiten abwechselnd aus dem Homeoffice. Für die Beschäftigten, die direkt für die kritische Infrastruktur verantwortlich sind, gelten zudem besondere Vorsorgemaßnahmen. Arbeitsaufträge werden kontaktlos vergeben, Beratungen und Weiterbildungen entweder ausgesetzt, online durchgeführt oder in Extraräumen mit Luftreinigung abgehalten und die Montagefahrzeuge vorübergehend nur mit einer Person besetzt. Darüber hinaus sei ein großer Teil, nämlich über 90 Prozent der Mitarbeiter:innen, geimpft und die meisten ebenfalls inzwischen geboostert. Wie die Stadtwerke weiter mitteilen, seien zu Beginn der Pandemie Wohncontainer angeschafft worden. Die hätten bereits im Frühjahr 2020 zeitweise als Unterkunft für Mitarbeiter:innen gedient. Diese habe man nun reaktiviert. „Sollte es zwingend notwendig werden, könnten infizierte Mitarbeiter mit leichten bis gar keinen Symptomen von dieser separierten Unterkunft aus den Schichtdienst im Kraftwerk oder auch im Wasserwerk sichern und damit die elementare Versorgung der Bevölkerung sicherstellen.“ Schichtsystem bei der Landespolizei Für den Schutz der Landespolizei als Teil der kritischen Infrastruktur ist das Innenministerium verantwortlich. Generell seien „umfangreiche Regelungen getroffen, mit deren Hilfe die Polizeibehörden Infektionsketten schnell erkennen und unterbrechen“ könnten, teilte eine Sprecherin mit. So gelte etwa weiterhin 3G am Arbeitsplatz, was auch kontrolliert werde. Laut Innenministerium sind mittlerweile 82,4 Prozent der Landesbeamt:innen über die Impfkampagne bei der Landespolizei geimpft. Zusätzlich hätten sich Beschäftigte auch privat impfen lassen, weshalb von „einer sehr hohen Grundimmunisierung“ von mehr als 90 Prozent ausgegangen werden könne. Zusätzlich sehe die Teststrategie der Landespolizei vor, dass sich alle Beschäftigten, unabhängig ihres Status, vor jedem Dienst auf eine Infektion testen lassen sollen. Mit Blick auf Omikron und die damit einhergehende höhere Ansteckungsgefahr „wurde für die Landespolizei zudem festgelegt, dass die Beamtinnen und Beamten, deren Tätigkeit die Arbeit im Homeoffice nicht oder nicht immer zulässt, mit Beginn des neuen Jahres wieder konsequent in A- und B-Schichten arbeiten“. Dieses Schichtsystem stelle sicher, dass „zumindest die Hälfte der Belegschaft nicht von einer eventuellen Infektionskette und folgenden Quarantänen betroffen“ sei, so Innenminister Christian Pegel (SPD). Im bisherigen Pandemieverlauf wurde das bereits angewandt und habe sich bewährt. Bestmögliche Vorbereitung in den Krankenhäusern Auch die Krankenhäusern in Meck-Vorp stellen sich auf die Folgen der Omikron-Ausbreitung ein. Die Dietrich-Bonhoeffer-Klinik trifft nach eigenen Angaben „keine besonderen Vorkehrungen für die neue Virusvariante“, da sich das „Hygienekonzept, die Teststrategie und die Beschränkungen beim Zutritt zum Krankenhaus [...] bei allen Virusvarianten von Sars-Cov-2“ bereits bewährt hätten, so das Klinikum. Trotzdem treffe sich die Krankenhauseinsatzleitung regelmäßig, um die festgelegten Regelungen, aber auch die Kapazitäten in den Isolierbereichen zu überprüfen. Steige der Bedarf in den Corona-Bereichen, müssten andere Leistungen weiter eingeschränkt werden, „um genügend Personal und Platz für die Corona-Stationen zur Verfügung zu haben“. An der Universitätsmedizin Greifswald erarbeitet und überarbeitet der im Jahr 2020 etablierte Krisenstab Notfallpläne für verschiedene Szenarien. Dazu gehört neben einer stark wachsenden Zahl infizierter Patient:innen auch ein größerer Personalausfall. Auf die Omikron-Variante und deren erheblich größere Übertragbarkeit wolle die Unimedizin bestmöglich vorbereitet sein, teilte ihr Pressesprecher mit. Deshalb beachte man seit einigen Wochen „verstärkt auch Arbeitsbereiche jenseits der unmittelbaren Krankenversorgung, also beispielsweise die IT oder die Logistik“. MV braucht mehr als nur eine Zeitung pro Region. Holt euch ein KATAPULT-MV-Abo! KATAPULT MV abonnieren!