Nachdem die eigentliche Bestimmung der alten Mensa in Greifswald, nämlich die Angehörigen der Uni zu verköstigen, 2018 ein Ende fand, sollte das Gebäude einem neuen Zweck zugeführt werden. Ein digitales Innovationszentrum – dafür entschieden sich Stadt, Universität und das Unternehmen Witeno, an dem die Stadt mehrheitlich beteiligt ist. Digitale Innovationszentren sind ein Bestandteil einer Initiative der Landesregierung zur Stärkung der Digitalisierung in der Wirtschaft und sollen vorrangig an den Hochschulstandorten eingerichtet werden. Ziel der Zentren sei es, „gute Bedingungen“ für Gründer:innen mit digitalen Geschäftsideen zu schaffen. Für den Standort Greifswald wurde dafür zunächst eine Machbarkeitsstudie durchgeführt, für die die Stadt im August 2019 Fördermittel des Landes bekam. Ergebnis der Studie: Mit einer Investitionssumme von 30 Millionen Euro sei eine Fertigstellung bis Mitte 2025 möglich. In den alten Mensaräumlichkeiten sollten demnach Flächen zur Vermietung, für Co-Working, Seminar- und Veranstaltungsräume und eine Cafeteria entstehen. Inwieweit dies nun passieren wird, ist jedoch offen. Förderung um 40 Prozent gekürzt Mit einer Inbetriebnahme des digitalen Innovationszentrums „Alte Mensa“ rechnen die Stadt Greifswald und Witeno mittlerweile frühestens 2027. Der Grund: Die Investitionssumme von 30 Millionen Euro, von der aufgrund der Machbarkeitsstudie ausgegangen wurde und für die die Stadt im August 2021 nach eigenen Angaben auch einen entsprechenden Förderantrag beim Landesförderinstitut stellte, fällt nun wesentlich geringer aus. Ursprünglich beantragt wurden, „ausgehend von einer neunzigprozentigen Förderung“, insgesamt 27 Millionen Euro. Dafür sei, so Pressesprecherin Andrea Reimann, „noch im September 2021 vor den Landtagswahlen (...) durch den damaligen Wirtschaftsminister (Harry Glawe, CDU, Anm. d. Red.) eine schriftliche Förderzusage gegeben“ worden – nicht gleichzusetzen mit einem Zuwendungsbescheid. Der Sprecher des zuständigen Wirtschaftsministeriums verneint eine solche Zusage auf Nachfrage jedoch. Aus Sicht der Stadt habe es dann im Laufe des vergangenen Jahres „deutliche Signale“ von Landesförderinstitut und Wirtschaftsministerium gegeben, dass die Haushaltslage des Landes – aufgrund der Ukraine- und Coronakrise – eine Förderung in Höhe von 27 Millionen Euro doch nicht zulasse. Die Konsequenz: Bereits begonnene Ausschreibungen etwa für Planungsleistungen mussten vonseiten der Stadt zurückgezogen beziehungsweise durften gar nicht veröffentlicht werden. Es sei natürlich bedauerlich, „dass die ursprünglich avisierte Fördersumme durch das Land nicht gehalten werden“ konnte, so die Stadt. Vom Ministerium heißt es, dass aufgrund der „hohen Inanspruchnahme der Wirtschaftsförderung“ – die Mittel sollen aus dem Förderprogramm Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ des Bundes stammen – eine Förderung des ursprünglich Geplanten „nur mit einem geringeren Anteil möglich gewesen“ wäre, was den Eigenanteil der Stadt Greifswald an der Investitionssumme deutlich erhöht hätte. Deshalb seien die Planungen „aus Gründen der Sparsamkeit“, aber auch aufgrund „aktueller Entwicklungen, insbesondere Baupreissteigerungen und dergleichen“ überarbeitet worden, so ein Sprecher. Die Beteiligten hätten sich daraufhin in Gesprächen auf eine Investitionssumme von 18 Millionen Euro geeinigt, was eine Fördersumme von 16,2 Millionen ermöglichte, erklärt die Stadt Greifswald. Der entsprechende Zuwendungsbescheid über die reduzierte Summe sei im Dezember 2022 bei der Stadt eingegangen. Wie sieht die zukünftige „Mensa“ aus? Die Stadt Greifswald sei auf die Fördermittel angewiesen, um den Umbau der alten Mensa zum digitalen Innovationszentrum überhaupt realisieren zu können, bestätigt Pressesprecherin Reimann. So sieht der entsprechende Bürgerschaftsbeschluss dementsprechend auch keine Belastung des städtischen Haushalts durch den Umbau vor. Sprich: Die Finanzierung muss komplett über Fördermittel und den Eigenanteil von zehn Prozent, den Witeno beisteuert, gedeckt werden. Was das nun für den Umbau konkret heißt, ob Abstriche gemacht, Vorhaben sogar gestrichen werden müssen, könne die Stadt noch nicht sagen. So müssten erst die Arbeiten des Architekturbüros abgewartet werden, welche sich gegenwärtig in Ausschreibung befinden. Ziel sei es jedoch, die geplanten vermietbaren Flächen „nicht zu reduzieren“, da „die Wirtschaftlichkeit des späteren Betriebs“ nicht gefährdet werden dürfe. Für nächstes Jahr rechnet die Stadt nun mit dem Baubeginn, wenn das Gebäude offiziell Anfang Januar 2024 in den Besitz des neuen Betreibers Witeno übergegangen ist. So lange wird die alte Mensa leerstehen, denn aufgrund von Brandschutzbedenken der Unteren Bauaufsichtsbehörde sind Veranstaltungen im Gebäude seit Herbst 2022 nicht mehr gestattet. MV braucht mehr als nur eine Zeitung pro Region. Holt euch ein KATAPULT-MV-Abo! KATAPULT MV abonnieren!