KATAPULT MV: Es ist bereits die dritte Wahl eines KiJuBeis in Greifswald. Hat sich in der Stadtpolitik seitdem etwas verändert – zum Beispiel in Bezug auf Anerkennung oder Beteiligung?
Max Matthies: Die Beteiligung seitens der Bürgerschaft variiert je nach Fraktion. Bisher gab es Einladungen und Gesprächstermine mit den Fraktionen von SPD, FDP, Grünen und der Linken/Tierschutzpartei. Sehr rege ist die Kommunikation mit Oberbürgermeister Stefan Fassbinder (Grüne). Mit ihm veranstalten wir regelmäßig Sprechstunden, bei denen Kinder und Jugendliche die Möglichkeit haben, ihm Fragen zu stellen. Hierbei ist er stets sehr offen und interessiert. Das wissen wir sehr zu schätzen. Die anderen Abteilungen der Stadtverwaltung sind bemüht, uns an Themen, die Kinder und Jugendliche betreffen, zu beteiligen. So wurden wir beim Digitalisierungskonzept Innenstadt, beim Caspar-David-Friedrich-Jubiläum, der Novellierung der Hauptsatzung sowie dem Bau der Mehrgenerationenbank nach unseren Anregungen gefragt. An anderen wichtigen Themen wurden wir hingegen nicht beteiligt – beispielsweise zur Schließung der Kita Friedrich Wolf in Schönwalde I oder zur Zukunft des Museumshafens. Es ist also noch Luft nach oben. Aus den Erfahrungen der letzten Wahlen – wie viele Kinder und Jugendliche stellen sich durchschnittlich zur Wahl und wie alt sind sie?
Also wahlberechtigt sind erst mal alle jungen Menschen im Alter von 8 bis 21 Jahren, die in Greifswald wohnen, zur Schule gehen, studieren, eine Ausbildung machen, einen Freiwilligendienst absolvieren oder arbeiten. Wählbar sind dagegen nur diejenigen zwischen 11 und 21. Bei der ersten Wahl 2019 haben sich 24 Kinder und Jugendliche zur Wahl gestellt, im Jahr 2021 waren es schon 27 junge Menschen. Die Altersspanne ist dabei sehr groß. Im aktuellen KiJuBei ist das jüngste Mitglied 12, das älteste 22 Jahre alt. Was sind derzeit die dringendsten Themen für Kinder und Jugendliche in Greifswald?
Ein allgegenwärtiges Thema ist der Klimaschutz. Das steht seit vier Jahren fortwährend auf der Agenda, da unsere Generation laut einhelliger wissenschaftlicher Meinung die Auswirkungen des Klimawandels massiv zu spüren bekommen wird. Wir merken auch, dass viele Kinder und Jugendliche dieses Thema sehr beschäftigt. Weiterhin geht es darum, in der Stadt attraktive Orte für junge Menschen zu schaffen und zu erhalten. Diese sind tatsächlich immer wieder in Gefahr, wie etwa die Debatte um die Bebauung und Nutzung der Wiese am Museumshafen in den vergangenen Jahren gezeigt hat. Auch die Existenz des Jugendfreizeitzentrums Takt war letztes Jahr in Gefahr, da der Landkreis 2023 die Förderung einstellen wird. Jedoch ist das Takt ein unglaublich wichtiger Ort für junge Menschen in Schönwalde I. Wir waren im Rahmen eines Jugendforums vor Ort und haben mit den anwesenden Jugendlichen gesprochen. Viele von ihnen kommen fast täglich dorthin, um sich bei den Hausaufgaben helfen zu lassen, Freunde zu treffen oder um zuhause „mal rauszukommen“, wenn sie Streit mit den Eltern haben. Wir haben dann auf unserem Instagram-Profil unter dem Hashtag #taktbleibt auf die Bedeutung dieses Jugendzentrums aufmerksam gemacht. Glücklicherweise fiel dies zeitlich in den OB-Wahlkampf, sodass gleich mehrere Kandidierende dieses Thema aufgegriffen haben. Schließlich hat die Stadt entschieden, die Finanzierung des Takts zu übernehmen und einen freien Träger mit dem Betrieb zu beauftragen. Neben Freizeitorten geht es natürlich auch um Freizeitbeschäftigungen. So wird auf unseren offenen Jugendforen häufig der Wunsch nach Konzerten und Festivals speziell für Jugendliche geäußert. Weiterhin spielen Themen wie kostenloser beziehungsweise bezahlbarer Nahverkehr, kostenloses WLAN im Stadtgebiet, eine autofreie beziehungsweise fahrradfreundliche Innenstadt sowie Flächen für Graffiti oder Skaten für viele Jugendliche eine wichtige Rolle. Gerade beim letzten Punkt konnten wir schon einiges erreichen. So wurden – gefördert durch den Jugendfonds – an verschiedenen Orten legale Graffitiflächen errichtet, auf denen sich junge Menschen ausprobieren können. Braucht ihr noch Unterstützung zur Wahl selbst – Wahlhelfer:innen zum Beispiel?
Wir sind vor allem auf die Unterstützung der Schulen angewiesen. Unser Ziel ist es, dass jede Greifswalder Schule ein Wahllokal für ihre Schüler:innen anbietet. Zudem möchten wir in allen Schulen Infoveranstaltungen durchführen. Dafür stehen wir bereits seit März im Austausch mit den Schulen. Die ersten Infoveranstaltungen sind in der letzten Woche angelaufen. Mit einigen Schulen klappt die Zusammenarbeit sehr gut, bei anderen warten wir hingegen immer noch auf eine Rückmeldung. Als Wahlhelfer:innen können an den Schulen sowohl Schüler:innen, die nicht kandidieren, als auch Schulsozialarbeiter:innen oder Lehrkräfte agieren. Die Stimmenauszählung übernehmen wir selbst. Die öffentlichen Wahllokale – in den Jugendzentren Klex und Labyrinth – werden von uns geleitet. Im Labyrinth wird es am 4. Mai auch noch eine öffentliche Infoveranstaltung geben. Übrigens: In Mecklenburg-Vorpommern gibt es derzeit 26 Beteiligungsgremien für Kinder und Jugendliche. Wie diese Beiräte, Parlamente oder Räte arbeiten, lest ihr hier: Jugend mit Einfluss. MV braucht mehr als nur eine Zeitung pro Region. Holt euch ein KATAPULT-MV-Abo! KATAPULT MV abonnieren!