Nachdem die rot-rote Landesregierung bereits 2021 in ihrem Koalitionsvertrag den 8. März als gesetzlichen Feiertag ankündigt hatte, wurde er 2022 in Mecklenburg-Vorpommern noch ausgesetzt. Ab diesem Jahr ist er ein zusätzlicher freier Tag für alle Arbeitnehmer:innen. Wirtschaftsverbände sprechen von einer ökonomisch sinnlosen Entscheidung und trauern um die verlorene Wertschöpfung an diesem Mittwoch. Von der Gründung des ersten Frauenvereins im 19. Jahrhundert bis hin zum gesetzlich verankerten Frauentag in MV hat die Frauenbewegung eine lange Entwicklung hinter sich. Und trotz Gleichstellung vor dem Gesetz sind Frauen Männern auch 2023 noch nicht in allen Bereichen gleichgestellt. Lohnlücke gering, aber beständig Der Equal Pay Day, also der Tag, der symbolisch die Lohnungleichheit zwischen Frauen und Männern markiert, fällt in diesem Jahr auf den 7. März, einen Tag bevor in Mecklenburg-Vorpommern erstmals der internationale Frauentag gesetzlicher Feiertag ist. Ironischerweise müssen am neuen Feiertag jedoch statistisch gesehen mehr Frauen als Männer arbeiten gehen. Im Jahresdurchschnitt gingen im Jahr 2021 an Feiertagen 24.300 Frauen zur Arbeit, aber nur 23.000 Männer, so das Statistische Amt Mecklenburg-Vorpommern. Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) erklärte zum Aktionstag am 7. März: „Der Equal Pay Day ist kein Tag zum Feiern. Denn er zeigt uns: Frauen bekommen noch immer weniger Lohn als Männer – ganze 18 Prozent im Durchschnitt.“ Rein rechnerisch arbeiten Frauen in Deutschland wegen der noch bestehenden Lohnlücke 66 Tage im Jahr und damit bis zum 7. März unentgeltlich. Unbezahlte Arbeit kommt noch dazu Neben der Lohnlücke gibt es noch eine weitere Ungleichheit: den Gender Care Gap, die ungleiche Verteilung unbezahlter Sorgearbeit zwischen Frauen und Männern. In der Regel leisten Frauen die Sorgearbeit im Haushalt, bei Kindern und pflegebedürftigen Angehörigen. Auch deswegen arbeiten sie oft in Teilzeit oder scheiden ganz aus dem Arbeitsmarkt aus, was Auswirkungen auf Karriere und Einkommen hat. Der Gender Pay Gap beeinflusst den Gender Care Gap, der wiederum Auswirkungen auf die beruflichen Möglichkeiten von Frauen und ihre finanzielle Absicherung im Alter hat. Und obwohl die Zahl der zu pflegenden Angehörigen seit Jahren kontinuierlich steigt, bleibt die Quote der pflegenden Männer gleich, weil ihr Einkommensausfall für viele Familien nicht so leicht zu verkraften wäre. Laut einer Studie des Familienministeriums haben Frauen in MV im Durchschnitt einen höheren Anteil an unbezahlter Sorgearbeit als Männer. So verbringen sie im Durchschnitt etwa 26 Stunden pro Woche mit unbezahlter Sorgearbeit, während Männer nur etwa 14 Stunden pro Woche aufwenden. Auch bei der Betreuung von Kindern unter sechs Jahren ist der geschlechtsspezifische Unterschied im Bundesland groß: Frauen verbringen im Durchschnitt etwa 31 Stunden pro Woche damit, während Männer nur auf etwa 10 Stunden kommen. Rostocks Oberbürgermeisterin Eva-Maria Kröger (Die Linke) erklärt angesichts solcher Zahlen: „Der Kampf für die Gleichberechtigung von Frauen hat nichts an Aktualität verloren.“ Auch 2023 bleibe die Gleichbehandlung aller Geschlechter trotz einiger Erfolge in den letzten Jahren ein wichtiges Ziel. Zum Thema Sorge- und Organisationsarbeit findet im Rahmen der queerfeministischen Festivalwoche in Rostock neben vielen anderen Veranstaltungen am Donnerstag von 17 bis 18.30 Uhr ein Onlinevortrag der Autorin des Buches Die Frau fürs Leben ist nicht das Mädchen für alles, Laura Fröhlich, statt. Fröhlich erklärt das Thema ungleicher Sorge-, Organisations- und Hausarbeit, den sogenannten Mental Load und dessen Folgen, und will Lösungsansätze für faire und geschätzte Sorgearbeit vermitteln. Anmeldungen sind über demokratie@landesfrauenrat-mv.de möglich. MV braucht mehr als nur eine Zeitung pro Region. Holt euch ein KATAPULT-MV-Abo! KATAPULT MV abonnieren!