Hospize sind Häuser und Dienste für Menschen mit geringer Lebenserwartung. In stationären Hospizen werden unheilbar erkrankte Menschen in ihrem letzten Lebensabschnitt gepflegt, begleitet und betreut. Acht solcher Einrichtungen existieren in Meck-Vorp. Jenny K. gehört im Schweriner „Hospiz am Aubach“ zu den erfahrensten Pflegekräften. Seit der Eröffnung vor gut zehn Jahren arbeitet die Enddreißigerin in der Einrichtung. Betreiberin des Hospizes ist mit dem gemeinnützigen Unternehmen „Sozius“ einer der größten Sozialdienstleister in Schwerin. Gesellschafter sind unter anderem das Diakonische Werk der evangelisch-lutherischen Landeskirche und die Landeshauptstadt Schwerin. Für „Sozius“ war Jenny K. bislang so etwas wie eine Vorzeigekraft. Im vergangenen Jahr durfte sie das Hospiz mehrmals in den lokalen Medien repräsentieren. „Wir machen auch mal Scherze. Denn die Situation ist schon traurig genug, das muss man ja nicht noch verstärken“, ließ sich die stellvertretende Pflegedienstleiterin im November 2021 in der Schweriner Volkszeitung zitieren. In der Welt von Jenny K. scheint dieser Satz nur im beruflichen Bereich zu gelten. In ihrer Freizeit engagiert sich die Hospizschwester in der „Querdenker“-Bewegung. Am 22. Januar nahm sie als Ordnerin an einer Corona-Demo in der Schweriner Innenstadt teil. Wie die meisten anderen Teilnehmer:innen hielt sie dabei weder den vorgeschriebenen Mindestabstand ein noch trug sie eine medizinische Maske. Auf Anfrage äußerte sich Jenny K. bislang nicht zu ihrem politischen Engagement. Arbeitgeber prüft rechtliche Konsequenzen Ihr Arbeitgeber stellte gegenüber KATAPULT MV klar, die politische Ausrichtung der „Querdenker“-Demonstrationen nicht zu teilen. „Seit Beginn der Corona-Pandemie sind wir als Unternehmen gefordert, sicherzustellen, dass unabhängig davon, welchen konkreten Risiken sich unsere Mitarbeitenden in ihrer Freizeit aussetzen, keine Infektionen durch unsere Mitarbeitenden in unsere Einrichtungen getragen werden können“, erklärte Unternehmenssprecherin Franziska Hain. In den Einrichtungen gälten umfangreiche Hygienestandards. Dazu gehöre unter anderem das durchgängige Tragen von FFP2-Masken und die regelmäßige Testung aller Mitarbeiter:innen. Fakt ist, dass zwischen einer Infektion mit dem Corona-Virus und dem Beginn der Erkrankung Covid-19 im Schnitt 5,8 Tage vergehen. Dass Maßnahmenkritiker:innen ein zweifelhaftes Verhältnis zur peniblen Einhaltung der allgemeinen Schutz- und Hygienemaßnahmen haben, verdeutlicht Jenny K. mit ihrem Verhalten. „Ob aus den von Ihnen zugespielten Informationen arbeitsrechtliche Konsequenzen zu ziehen sind, wird derzeit geprüft“, sagte Hain gegenüber KATAPULT MV. Am vergangenen Samstag nahm Jenny K. erneut an einer Corona-Demonstration in Schwerin teil. Diesmal ohne gelbe Ordnerweste. Mehrere Corona-Fälle seit Ausbruch der Pandemie In dem Schweriner Hospiz gab es seit Ausbruch der Pandemie bereits mehrere Corona-Fälle. Im November 2020 infizierten sich nach Angaben der Stadtverwaltung eine Bewohnerin und fünf weitere Personen. In der vergangenen Woche wurden zwei Mitarbeiter:innen positiv getestet. „Sie hatten in der ansteckungsfähigen Zeit keinen Kontakt zu Bewohnern oder Mitarbeitern des Hospizes, da sie wegen eines positiven Schnelltestergebnisses nicht in der Einrichtung waren“, sagte die Sprecherin der Stadtverwaltung, Michaela Christen. MV braucht mehr als nur eine Zeitung pro Region. Holt euch ein KATAPULT-MV-Abo! KATAPULT MV abonnieren!