Die anwesenden Schülerinnen „wurden durch Sozialkundelehrer und Schulsozialarbeiter vorbereitet“, berichtet Ivonne Vonsien. Sie ist Geschäftsführerin des Vereins zur Förderung zeitgemäßer Jugend- und Sozialarbeit und leitet den Jugendklub Westclub one. Gleich zu Beginn veranstalten die Jugendlichen zum Aufwärmen eine Polonaise mit den vier anwesenden OB-Kandidatinnen. Leif-Erik Holm (AfD) und Martin Steinitz (ASK) haben zuvor aus beruflichen Gründen abgesagt. Dauerthema öffentlicher Nahverkehr Für die Schülerinnen ist ein funktionierender Nahverkehr in Schwerin wichtig. Besonders abends sei der ÖPNV jedoch unzureichend. Thomas Tweer, Einzelbewerber mit der Unterstützung von CDU, FDP und UB, spricht wie zuletzt von mehr Straßenbahnen, die er durch Schwerin schicken möchte. Für möglichst geringe Wartezeiten sollen sie kompatibel mit den Zugverbindungen sein. Zur Finanzierung des Ausbaus möchte Tweer Bundesfördermittel beantragen. Auch Amtsinhaber Rico Badenschier (SPD) möchte eine bessere Vernetzung und eine engere Taktung der bestehenden Linien im Nahverkehr. Er sagt aber auch, dass die Stadt „nicht endlos Geld ausgeben“ könne und er den Jugendlichen keine Schulden hinterlassen möchte. Aktuell steckt die Landeshauptstadt in den roten Zahlen. Perspektivisch soll sie jedoch bis 2029 entschuldet sein. Daniel Trepsdorf (Linke) will den Nahverkehr in Schwerin groß denken. „Wir brauchen mehr Nachfrage für den ÖPNV“, findet er. Dann könne der Nahverkehr auch wirtschaftlich sein und ausgebaut werden. Trepsdorf plädiert für eine Verkehrswende weg vom Auto und hin zum ÖPNV. Regina Dorfmann von den Grünen wünscht sich ebenfalls mehr Straßenbahnen in Schwerin, merkt aber an, dass der Ausbau viel Zeit in Anspruch nehme und der Nahverkehr kurzfristig mit großen und kleinen Bussen erweitert werden könne. Sie schlägt vor, Fahrplankonferenzen zu nutzen. Dort sei es den Bürgerinnen möglich, in einen direkten Austausch mit den Verkehrsbetrieben zu treten. Auch der Fahrradverkehr wird thematisiert. So spricht Badenschier über einen auf fünf Jahre angelegten Fahrradplan. Er verweist aber auch darauf, dass bei der Kommunalwahl eine Mehrheit entstehen müsse, die fahrradfreundliche Politik machen wolle. Neben der OB-Wahl im Juni sei auch die Wahl zur Stadtvertretung 2024 wichtig, stimmt Dorfmann zu, und Trepsdorf appelliert: „Demokratie ist eine Mitmachveranstaltung.“ Dauerthema staatliche Hochschule Die Jugendlichen auf dem Gelände des Westclub one zeigen großes Interesse. In einer Schlange warten sie geduldig, bis sie ihre Fragen ins Mikrofon stellen können. Dabei wollen sie etwa wissen, ob sie in Schwerin künftig an einer staatlichen Hochschule studieren werden können. Aus Trepsdorfs Sicht müsse dafür Druck auf das Land ausgeübt werden, denn dieses entscheide darüber. „Es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass eine Uni für Bildung und Wirtschaft in einer Stadt wichtig ist.“ Trepsdorf möchte mit allen Beteiligten darüber sprechen. Tweer bezeichnet sich als „Bürgermeisterkandidat mit Herzblut für eine Universität“ und spricht wie Trepsdorf über deren Bedeutung für die Wirtschaft. Badenschier und Dorfmann dämpfen die Erwartungen. Sie wollen, dass junge Menschen zunächst hinaus in die Welt gehen. Es werde keine „Uni für die Jugend, die jetzt hier lebt“ geben, sagt Badenschier. Schwerin werde auch keine Universitätsstadt mit 20.000 Studentinnen werden. Aber „vielleicht entdecken andere junge Leute Schwerin“, fügt Dorfmann an. Dafür müssten Bildungsangebote geschaffen werden. Soziale Förderung Die Förderung von Vereinen ist ein weiteres Thema. Nach der Pandemie nehme das Vereinsleben wieder Fahrt auf, so Badenschier. Die Stadt stelle die Infrastruktur dafür zur Verfügung, „aber es braucht auch Eigeninitiative“. Auch Tweer erklärt, wie wichtig ehrenamtliche Helferinnen seien. „Schwerin hat 102 Sportvereine! Nicht alle kann ein Oberbürgermeister persönlich besuchen.“ Öffentliche Plätze für Jugendliche werden ebenfalls angesprochen. Dorfmann und Tweer verweisen auf die Zusammenarbeit mit dem Kinder- und Jugendrat im Stadtparlament. Schon jetzt finde auf diesem Weg ein Austausch statt. Auch seien bereits zahlreiche Jugendtreffs vorhanden. Es sollte mehr Sozialarbeiterinnen geben, fordern Trepsdorf und Dorfmann. Außerdem brauche es eine verbesserte Unterstützung von Geflüchteten. Besonders wichtig sei dabei die Sprachförderung, sagt Dorfmann. „Wir brauchen eine humane Asyl- und Einwanderungspolitik“, damit sich Menschen in die europäische Gesellschaft integrieren könnten, erklärt Trepsdorf. Tweer pflichtet ihm bei: „Da sind wir uns einig – wählt Weltoffenheit und nicht Rechtsaußen!“ MV braucht mehr als nur eine Zeitung pro Region. Holt euch ein KATAPULT-MV-Abo! KATAPULT MV abonnieren!