Das ehemalige Bürogebäude in der Herrenhufenstraße wird seit 2014 als Proberaumkomplex genutzt. Der Rostocker Clubbetreiber Martin Hänler hat hierfür das gesamte Gebäude gepachtet und vermietet einzelne Räume an Bands und Musikschaffende weiter. Das Besondere an den Räumen: Die Musiker:innen können dort jeden Tag rund um die Uhr proben. Das Angebot vergleichbarer Räume in Greifswald ist klein, die Nachfrage umso größer. Nicht selten teilen sich deshalb mehrere Bands einen Raum. Marko Berger ist mit seiner Band Nero Doctrine seit 2015 Mieter im Musikpalast. In ihrem Proberaum bereiten sie sich auf Konzerte vor, lagern Instrumente und Merchandiseartikel. Berger sagt, er habe bereits im Dezember 2022 mit dem Hausverwalter Norbert Kühl über die für den 12. Januar anberaumte Räumung des Gebäudes gesprochen. Das Bauamt Greifswald hatte fast neun Jahre nach Inbetriebnahme festgestellt, dass die Nutzung als Proberaum noch nicht genehmigt wurde. Entsprechende Anträge hatte Hänler diesbezüglich bereits gestellt. Aufgrund der Kurzfristigkeit kam die Hausverwaltung den Nutzer:innen entgegen und verlängerte die Frist bis März. Ein genaues Datum wurde den Musikschaffenden nicht mitgeteilt. Von den ursprünglich 20 Bands seien jetzt noch etwa 15 übrig, berichtet Berger. Seit dem 1. März befindet sich jetzt ein massiver Metallbügel an der Tür und verhindert den Zugang zum Gebäude. Damit die Vorrichtung nicht abgeschraubt werden kann, hat die Hausverwaltung die Schraubenköpfe rundgebohrt. Musikpalast-Betreiber Martin Hänler hält die Anbringung des Metallriegels für unrechtmäßig. Entscheidung vor Gericht? Eigentümer des Gebäudes ist der Immobilienunternehmer Peter Heckrath. Mit der Verwaltung wurde die GuW Projekt GmbH aus Weitenhagen beauftragt. Diese ist auch für die Anbringung des Metallriegels verantwortlich. Auf einem an der Eingangstür angebrachten Hinweis der Hausverwaltung ist zu lesen, dass „den Untermietern des Herrn Hänler hiermit bekannt gegeben wird, dass das Objekt eigentümerseitig aus Sicherheitsgründen gesperrt wurde“. Nachfragen von KATAPULT MV wollte Kühl nicht beantworten, da „die Angelegenheit jetzt vor Gericht entschieden wird“. Martin Hänler teilte seinen Untermieter:innen in einem Schreiben mit, dass weder der Eigentümer noch dessen Anwälte Kontakt zu ihm aufgenommen hätten. Hänler ergänzte außerdem, dass der endgültige Bescheid über die Nutzung kurz bevorstehe und das Brandschutzkonzept des Gebäudes bereits positiv geprüft worden sei. Zukunft ohne Zukunft Die betroffenen Musikschaffenden aus der Herrenhufenstraße sind nun aufgefordert, ihr Equipment zu räumen. Hierfür müssen sie die Hausverwaltung anrufen, die den Riegel kurzzeitig entfernt. Marko Berger und seine Band Nero Doctrine sind bereits auf der Suche nach einem neuen Proberaum: „Wir müssen uns auf Konzerte vorbereiten und das ist mit dem Metallriegel nicht möglich.“ Der Bassist vermutet, dass viele Musiker:innen in Greifswald ihre Instrumente niederlegen müssen, wenn sich keine Alternative auftut. Betreiber Hänler und seine Mieter:innen wünschen sich eine friedliche Einigung mit Eigentümer und Hausverwaltung, damit der Proberaumkomplex Greifswalds Kulturlandschaft erhalten bleibt. MV braucht mehr als nur eine Zeitung pro Region. Holt euch ein KATAPULT-MV-Abo! KATAPULT MV abonnieren!