Die Bundesgartenschau (Buga) soll im Jahr 2025 die Riesensause an der Warnow werden. Die Hansestadt kalkuliert mit 1,7 Millionen Gästen, die während der 170 Tage nach Rostock kommen werden. Das Event soll nicht weniger sein als ein „Impulsgeber für eine verstärkte touristische Entwicklung im ganzen Bundesland“. Die Blumenschau wird in den Augen der Organisator:innen nämlich „einen entscheidenden Beitrag zur Steigerung der Attraktivität der Stadt und des Landes als Reiseziel leisten“. So weit die Idee. In der Realität droht die Party zu platzen. Denn viele der Projekte, die den Kern des Rostocker Konzeptes ausmachen, werden nicht rechtzeitig fertiggestellt werden können. Ursprünglich sollt das sogenannte Rostocker Oval, das Gebiet rund um die Unterwarnow, bis 2025 ein neues Gesicht erhalten. Doch eine Risikoanalyse vom Buga-Aufsichtsrat von Anfang April machte den jahrelangen Planungen und Diskussionen rund um die Millionenprojekte einen Strich durch die Rechnung: Weder Zeit- noch Kostenplan könnten eingehalten werden. Versäumnisse und Fehlplanungen Die Risikoanalyse geht von einer Kostensteigerung von mindestens 30 Prozent der ursprünglich geplanten 142 Millionen Euro aus, das sind über 40 Millionen Euro mehr. Allein die Warnowbrücke würde 45 statt 38 Millionen Euro kosten. Grund für Kostensteigerung und Planungsverzögerungen ist laut der Stadt das Pandemiegeschehen der vergangenen zwei Jahre. Dies Probleme würden sich durch den Krieg in der Ukraine weiter verschärfen. Kritische Stimmen hingegen vermuten hinter den Fehlplanungen hausgemachte Versäumnisse und Planungsfehler. Vier zentrale Vorhaben als Bedingung Insgesamt stellt das Land für die Buga 2025 im Rostocker Oval 60 Millionen Euro zur Verfügung, der Bund weitere 40 Millionen. Diese Fördersumme knüpfte Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) am Dienstag bei einem Krisengespräch mit Bundesgartenschau-Geschäftsführer Oliver Fudickar und Oberbürgermeister und Buga-Aufsichtsratsvorsitzendem Claus Ruhe Madsen (parteilos) an zentrale Bedingungen. Vier Vorhaben im Bereich des Rostocker Ovals müssen bis zur Veranstaltung fertiggestellt werden. Das sind insbesondere die Warnowbrücke, aber auch der Stadtpark, das geplante Warnowquartier sowie die Aufwertung und Umgestaltung des Stadthafens nebst Hochwasserschutz. Fördermittel an 2025 gebunden Allerdings dürfen Madsen und Fudickar nicht auf weitere Gelder vom Land hoffen. Die projektbezogene Förderung sei auf circa 60 Millionen Euro gedeckelt, an Mehrkosten werde sich das Land nicht beteiligen, stellte Backhaus klar. Die Fördermittel seien außerdem an die termingerechte Durchführung der Gartenschau gebunden. Bis dato standen zwei Alternativen zu der ursprünglich geplanten Schau im Raum: Entweder im Rostocker Oval, aber erst verspätet 2026 oder 2028. Oder alternativ 2025 oder 2026 auf dem Gelände der Internationalen Gartenschau von 2003. „Die Landesregierung ist bereit, sich der Verantwortung für die Hanse- und Universitätsstadt Rostock zu stellen“, so Backhaus. Aber es müssten jetzt Prioritäten gesetzt werden. Eine terminliche Verschiebung der Bundesgartenschau sei für Backhaus keine Option. Die Fördermittel seien an die Durchführung der Veranstaltung im Jahr 2025 gebunden. Für die Buga ist es zwei Minuten vor Zwölf. Jetzt muss es klare Entscheidungen geben. Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) Bis Ende Juni erwarte das Landwirtschaftsministerium die Präsentation eines Anpassungskonzepts. Dieses soll zum einen die Durchführbarkeit des Events garantieren. Andererseits sollen konkrete Einsparpotenziale aufgezeigt werden. Doch schon alleine ob die Brücke über die Warnow rechtzeitig errichtet werden kann, ist im Augenblick vollkommen ungewiss. In der Risikoanalyse galt das jedoch noch als ausgeschlossen. Erst bis September soll das Planfeststellungsverfahren laut Madsen abgeschlossen sein und weitere Erkenntnisse dazu bringen – weit nach dem von Backhaus gesetzten Termin. Kehrtwende von Madsen Noch am Dienstag betonte Rostocks Oberbürgermeister nach der Krisensitzung, dass für ihn der Stadtentwicklungsprozess im Vordergrund stehe. „Wir machen das fertig, was geht“, lautete die pragmatische Devise des Verwaltungschefs. Bis zur Bundesgartenschau wolle er so viele Vorhaben wie möglich realisieren. Doch bereits einen Tag später ruderte Madsen wieder zurück: Unter den vom Land geforderten Umständen sei die Buga nicht zu realisieren. „Er hat sich optimistisch gezeigt, dass das Ziel erreichbar sei. Warum er über Nacht etwas anderes denkt, erschließt sich mir nicht“, wunderte sich auch Agrarminister Backhaus über diese 180-Grad-Wende. Prüfauftrag angenommen Und wieder einen Tag und einige Rücktrittsforderungen verschiedener Stadtpolitiker:innen später entschied der Buga-Aufsichtsrat in seiner Sitzung, die Machbarkeit der Blumenschau unter den vom Land geforderten Bedingungen bis zum Sommer erneut zu prüfen. Das letzte Wort wird die Rostocker Bürgerschaft haben. Das Stadtparlament tagt kommenden Mittwoch und wird eine Aktuelle Stunde zum Stand der Buga abhalten. Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie sollen Ende Juni dem Aufsichtsrat vorgestellt werden und erste Antworten liefern, durch die Bürgerschaft gehen und anschließend an die Landesregierung übermittelt werden. Sollte die Buga nicht wie geplant stattfinden können, wäre das ein historisches Ereignis. In den vergangenen 70 Jahren ist keine Bundesgartenschau je ausgefallen oder verschoben worden. 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