Die für Ende Juni geplante Sperrung des Vogelsangs „wird zunächst doch nicht umgesetzt“. Das teilte die Stadt Rostock am Donnerstag mit. Statt mit der Sperre für motorisierten Verkehr den Durchgangsverkehr vollständig aus der Langen Straße zu verbannen, soll stattdessen zunächst versucht werden, diesen zu reduzieren „und somit Radfahren noch sicherer zu machen“. „Sollte sich das Verhältnis Rad/Kfz jedoch auch ohne diesen weitreichenden Eingriff positiv entwickeln, so wird die Sperrung nicht erforderlich“, heißt es in der Mitteilung weiter. Im Herbst soll erneut geprüft werden, ob eine Sperrung erforderlich ist. Die Rostocker Initiative Radentscheid hält die Fahrradstraße ohne Durchfahrtssperre für einen Etikettenschwindel. Nur mit der Durchfahrtssperre habe „das mediale Brimborium um die angebliche Fahrradstraße eine reale Verbesserung der Radverkehrssituation zur Folge“, sagt Marie Heidenreich, Sprecherin des Radentscheids. Modellversuch und Projektbeirat „eine Farce“ „Dass der kommissarische Oberbürgermeister Chris von Wrycz Rekowski nun zunichtemacht, was zuvor in jahrelanger Vorbereitung erarbeitet wurde, ist inakzeptabel“, so Heidenreich weiter. Der SPD-Mann übernimmt die Amtsgeschäfte vom kürzlich zurückgetretenen Claus Ruhe Madsen (parteilos). Der hatte das Projekt angeschoben. Von Wrycz Rekowski selbst habe im Wahlkampf 2019 für den Radentscheid und für die Fahrradstadt Rostock unterschrieben. „Die Entscheidung, den Durchgangsverkehr nun doch nicht aus der Langen Straße zu nehmen, ist symptomatisch für die rückwärtsgewandte Verkehrspolitik der Rostocker SPD“, urteilt Radentscheid-Sprecher Malte Rabien. Dadurch würde nicht nur die Fahrradstraße selbst, sondern auch die Bürgerbeteiligung am Modellprojekt in Form des Projektbeirates zur Farce verkommen. In dem Projektbeirat sind Geschäfte, Anwohner:innen sowie der Ortsbeirat Stadtmitte vertreten. Und auch der Radentscheid. Bis jetzt: Da sich die Stadt zum wiederholten Male nicht an ihre Zusagen hält, ziehen wir die Konsequenz und verlassen den Projektbeirat Lange Straße. Marie Heidenreich, Sprecherin des Radentscheids Doch eine weitere Forderung der Initiative hat die Stadtverwaltung umgesetzt: Das Amt für Stadtgrün hat am Mittwoch Blumenkübel auf dem Sperrstreifen aufgestellt. Die sollen nicht nur hübsch aussehen, sondern auch „zur Vermeidung von Gefahrensituationen beitragen“. Seit dem 23. Mai ist die Lange Straße in Rostocks Zentrum testweise eine Fahrradstraße mit Vorrang für Zweiräder. Laut einer ersten Auswertung ist in den fast zwei Monaten des Modellversuchs der Autoverkehr in der Langen Straße „wahrnehmbar“ zurückgegangen und die Anzahl der Radfahrenden gestiegen. „Das Verhältnis zwischen Kfz- und Radfahrenden verschiebt sich bereits wenige Wochen nach Beginn des Modellversuchs zugunsten des Radverkehrs.“ Gleichzeitig sei zu beobachten, „dass sich einige Verkehrsteilnehmende weiterhin nicht regelkonform in der Fahrradstraße verhalten“. Dazu zählen Überholen und Bedrängen von Fahrrädern durch Autos ohne Einhalten des Sicherheitsabstandes sowie Radfahren auf Gehwegen. MV braucht mehr als nur eine Zeitung pro Region. Holt euch ein KATAPULT-MV-Abo! KATAPULT MV abonnieren!