Heute Nachmittag wird Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) das Marinearsenal auf dem ehemaligen Gelände der insolventen MV-Werften feierlich einweihen. Mit dabei sein wird voraussichtlich auch MVs Ministerpräsidentin und Lambrechts Parteikollegin Manuela Schwesig. Im August übernahm der Bund für 87 Millionen Euro den Standort, um dort künftig Marineschiffe instand zu setzen. Rostock wird somit nach Wilhelmshaven und Kiel der dritte Standort des Marinearsenals. Laut Lambrecht soll damit die materielle Einsatzbereitschaft der Marine verbessert werden – lediglich ein Drittel der Flotte sei derzeit einsatzbereit, zwei Drittel in Wartung oder auf der Werft. Bis zur Insolvenz der MV-Werften waren an der Warnow etwa 900 Personen beschäftigt. Der Bund hat dort 482 Dienstposten geschaffen, von denen noch nicht alle besetzt sind. Unter anderem das Rostocker Friedensbündnis kritisiert, dass die Werftbeschäftigten nach dem Tarif des öffentlichen Dienstes bezahlt werden. Damit sind die Gehälter niedriger als in der Metall- und Elektroindustrie. Verteidigungsministerium blockiert Ansiedlung von Offshore-Hersteller Weiter unklar ist, ob ein Teil der Werftfläche privatwirtschaftlich verwendet werden kann. Die Bundeswehr benötigt nicht das ganze Gelände, zwei Drittel sind derzeit ungenutzt. Der belgische Konzern Smulders möchte den südlichen Teil des Areals mieten, um dort Plattformen für Offshore-Windanlagen zu bauen. Doch das Bundesverteidigungsministerium stellt sich seit Monaten quer, angeblich wegen Sicherheitsbedenken. Die Prüfung auf Eigenbedarf der Marine dauert an. Es geht um mehr als 1.000 Arbeitsplätze und die Absicherung einer Zukunftsindustrie und der Energiewende, wie es in einer Petition für die Ansiedlung von Smulders heißt. 132 Unterschriften haben Rostocker Bund und Freie Wähler Rostock dafür bisher gesammelt, noch acht Wochen läuft die Petition. Auch Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste, forderte ein Signal für den Bau von Konverterplattformen vor der Eröffnung des Marinearsenals: „In Rostock-Warnemünde lassen sich die Belange der nationalen Sicherheit und Verteidigung sowie der Energiewende und Energiesicherheit verbinden.“ Kritik am neuen, alten Namen Mit der feierlichen Inbetriebnahme des Marinearsenals soll auch der alte Name „Warnowwerft“ am großen blauen Bockkran wieder sichtbar werden. Die verschiedenen Namen der Werft zeugen von der wechselvollen Geschichte und zahlreichen Eigentümerwechseln des Schiffbaubetriebs: „Kvaerner“, „Aker Warnow Werft“, „Warnowwerft“, „MV Werften“ und nun wieder „Warnowwerft“. Das Rostocker Friedensbündnis vermutet, dass mit der Umbenennung die Akzeptanz des Marinestandorts in der Bevölkerung gefördert werden soll. Es kritisiert aber, dass nicht in der Tradition der Warnowwerft ziviler Schiffbau betrieben wird, sondern Kriegsschiffe repariert werden. Einen Besuch des Zerstörers USS Roosevelt der US-Marine am Rostocker Überseehafen bewertet das Bündnis „passend zum Politikerbesuch (bei der Eröffnung, Anm. d. Red.), als Drohgebärde im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine“. Das Rostocker Friedensbündnis fordert zivile statt militärischer Arbeitsplätze und Einsatz für Waffenstillstand und Verhandlungen anstelle jeder weiteren Eskalation des Krieges. Rostocker Friedensbündnis Am neuen Standort Warnemünde sollen planmäßig vier Marineschiffe im Jahr instand gesetzt und dabei auch Aufträge im Millionenbereich an die Privatwirtschaft vergeben werden. Das Marinearsenal ist eine zivile Dienststelle der Bundeswehr und gehört zum Geschäftsbereich des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnologie und Nutzung der Bundeswehr. Die auf Kreuzfahrtschiffe spezialisierte MV-Werften-Gruppe hatte vor einem Jahr endgültig Insolvenz angemeldet. Grund war der coronabedingte Zusammenbruch des weltweiten Kreuzfahrtgeschäfts.
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