Wie ist eigentlich der Mobilfunkempfang in MV? Einige Leser:innen von Katapult MV urteilen: scheiße. Den subjektiven Eindruck bekräftigen Daten der Bundesregierung: In Deutschland gibt es rund 4.400 Funklöcher, rund 230 davon in Mecklenburg-Vorpommern. Das klingt nach wenig, aber die meisten Funklöcher bestehen in Gebirgen, wo keine Menschen wohnen – oder in den nordöstlichen Bundesländern. Wie flächendeckend eine Region vom Mobilfunknetz abgedeckt ist, können Interessierte auf der Funkloch-Karte ablesen. Dort sind Funklöcher als weiße Flecken dargestellt. Da in Mecklenburg-Vorpommern rund 300 Funkmasten fehlen, gibt es einige weiße Flecken. Meiersberg oder Göllin sind solche Orte und Nutzer:innen haben dort entweder gar keinen oder zumindest keinen 4G/LTE Empfang. LTE wurde bereits im Jahr 2010 eingeführt und ist seitdem gängiger Standard in der privaten mobilen Datenübertragung. Seit die Bundesnetzagentur im Juni 2019 die 5G-Frequenzen versteigerte, ist 5G aktueller Stand der Technik. Die fünfte Generation 5G bedeutet fünfte Generation des Mobilfunkstandards. Über das 5G-Netz sollen Daten in Echtzeit übertragen werden. Private Nutzer:innen merken davon vorerst nicht sehr viel, da gängige Smartphones aus technischen Gründen meist kein 5G-Netz verarbeiten können. Industrie und Forschung könnten mithilfe von 5G jedoch Technologien einsetzen, für die aktuell die digitalen Voraussetzungen fehlen. Beispielsweise autonom fahrende Autos: Über 5G könnten sie in Echtzeit Sensordaten übertragen – ein Grundstein ihrer Funktionsfähigkeit. Um flächendeckend verfügbar zu sein, nutzt das 5G-Netz bestehende LTE-Masten zur Übertragung. Weiter benötigt es neue Funkmasten, über die es seine Signale senden kann. Wo Funkmasten fehlen, gibt es kein LTE-Netz, und dort wird es auch kein 5G-Netz geben. Neue Masten müssen her. Bund investiert Laut Bundesregierung ist es Aufgabe der Netzbetreibenden, für flächendeckenden Empfang zu sorgen. In Deutschland sind das: Telekom, Vodafone, Telefónica und Drillisch. Sie verpflichteten sich bei der Auktion der 5G-Mobilfunkfrequenzen dazu, „bestimmte Versorgungsauflagen zu erfüllen, damit sie den Netzausbau nicht auf lukrative Regionen mit vielen Einwohnern beschränken“. Wo weder Versorgungsauflagen noch Mobilfunkanbieter privat ausbauen, wollte die vorige Bundesregierung eingreifen. Mit rund 1,1 Milliarden Euro wollte sie das Netz erweitern und Mobilfunkmasten errichten. Das Geld stammte unter anderem aus der Versteigerung der 5G-Frequenzen. Um die Funklöcher in MV zu schließen und den Netzausbau voranzutreiben, initiierte die Landesregierung im August 2020 die Funkmasten-Infrastrukturgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern mbH (FMI). Sie soll geeignete Standorte für LTE- und 5G-Funkmasten finden, sie bauen und anschließend die Vermietung an Netzbetreibende betreuen. Nach eineinhalb Jahren hat die FMI den ersten Standort für einen neuen Funkmast gefunden: nahe Göllin, einem Ortsteil der Gemeinde Bernitt. Netzbetreibende bauen 5G-Netz aus In Ballungsgebieten, wie zwischen Köln und Dortmund, oder in Großstädten gedeihe der Ausbau des 5G-Netzes. Das teilen Telekom, Vodafone und Telefónica auf ihren Homepages mit. Wie sieht es aber mit dem Ausbau in MV aus? KATAPULT MV fragte bei allen vier Netzbetreibern nach. Drillisch teilte mit, größtenteils das Netz von Telefónica zu nutzen. Telefónica (O2) antwortete, in den vergangenen rund 18 Monaten „mehr als 350 neue 4G-Anlagen in Mecklenburg-Vorpommern“ in Betrieb genommen zu haben. Damit würden jetzt 98 Prozent der Bevölkerung von MV das LTE-Netz von O2 empfangen. Das gesamte O2-Netz (2G/GSM und 4G/LTE) versorge 100 Prozent der Bevölkerung. Vodafone erwiderte auf die Anfrage, 768 Mobilfunkstandorte in Mecklenburg-Vorpommern zu betreiben, davon 734 mit LTE-Technologie und 249 mit 5G-Technologie. 2021 habe Vodafone in MV 13 neue LTE-Standorte, 24 LTE- und 144 5G-Erweiterungen für zusätzliche Netzabdeckung gebaut. „Mit seinem mobilen Breitbandnetz LTE erreicht Vodafone 99,8 Prozent der besiedelten Gebiete in Mecklenburg-Vorpommern. Damit liegt Mecklenburg-Vorpommern in der Mobilfunkversorgung über dem Bundesdurchschnitt“, lässt der Betreiber verlauten. 100 Prozent der Bevölkerung seien mit GSM- und LTE-Netz der Telekom abgedeckt und 65 Prozent mit 5G, teilte die Telekom mit. Diese Abdeckung gelte für alle Bundesländer, nur die Stadtstaaten seien marginal besser versorgt als die Flächenländer. Laut Telekom, Vodafone und Telefónica müsste das Netz top sein. Auf ihrer jeweiligen Homepage stellen die Mobilfunkanbieter Netzkarten bereit, auf denen Verbraucher:innen ihre Anbindung ans Mobilfunknetz einsehen können. Auf den Karten finden sich kaum Flecken im LTE-Netz und einige im 5G-Netz. So ganz decken sich diese Darstellungen aber nicht mit der Wahrnehmung einiger Nutzer:innen in MV oder den Aussagen der Bundesregierung. Die Angaben von Mobilfunkanbieter:innen, Bund und der Landesregierung MV stimmen jedoch darin überein, dass der LTE- und 5G-Netzausbau vorangeht. Vielleicht können Menschen und Maschinen also irgendwann flächendeckend Daten austauschen? Vielleicht gibt es irgendwann keine weißen Flecken mehr in MV? Ach so: Um richtig schnell zu sein, müsste 5G auch ans Glasfasernetz angeschlossen sein. An welches Glasfasernetz, werden sich da jetzt einige fragen – auch in MV. MV braucht mehr als nur eine Zeitung pro Region. Holt euch ein KATAPULT-MV-Abo! KATAPULT MV abonnieren!