Weltklassemusiker in MV! Dieses Wochenende geht es los. Im Rahmen des Usedomer Musikfestivals spielen die New Yorker Philharmoniker heute, am Samstag und am Sonntag auf Usedom jeweils ein großes Konzert. Außerdem folgen am Montag und Dienstag zwei Kammermusikkonzerte. Die New Yorker Philharmoniker treten in der Turbinenhalle des ehemaligen Kraftwerks Peenemünde auf. Auf dem Gelände konstruierten die Nazis früher Massenvernichtungswaffen. An diesem geschichtsträchtigen Veranstaltungsort sollen die Konzerte eine Friedensbotschaft vermitteln. Für ein Zeichen des Friedens fährt MV quasi die größten Geschütze der weltweiten Klassikszene auf: Mit dabei sind die Weltklassegeigerin Anne-Sophie Mutter, der kanadische Pianist Jan Lisiecki und der US-amerikanische Bariton Thomas Hampson. 910.000 Euro für fünf Konzerte Mit Pauken und Trompeten soll die Kultur, die in der Corona-Krise besonders litt, wieder Einzug in die Gesellschaft halten. Und dafür scheut MV weder Kosten noch Mühen. Nicht nur flog Landtagspräsidentin Birgit Hesse (SPD) höchstpersönlich nach New York, um Überzeugungsarbeit zu leisten, das Land lässt sich das Ereignis auch einiges kosten: 910.000 Euro sind für den Gastauftritt fällig. Bezahlt wird er vom Wirtschaftsministerium. Denn, so die Hoffnung der Veranstalter, die Veranstaltung soll Tourist:innen nach MV locken und die Urlaubsregion attraktiver machen. Ob sich das für die Menschen in MV wirklich auszahlt? Der Grünenpolitiker Hannes Damm befürchtet, dass das Geld „hierzulande nichts bewegt, außer kurzfristige und vernachlässigbare Gästezahlen und fragwürdige Image-Effekte“. Jedoch könnte die Kulturszene in MV durchaus jemanden gebrauchen, der mal den Takt angibt. Denn MV gehört bundesweit nicht zu den Spitzenreitern, was die Kulturförderung angeht. Die öffentlichen Ausgaben für Kultur sind im Vergleich zu anderen Bundesländern unterdurchschnittlich. Nur 175.000 Euro sind im Haushaltsplan für das komplette Jahr 2022 für Musik vorgesehen. Das heißt, in einem ganzen Jahr wird im kompletten Bundesland gerade mal ein Fünftel dessen ausgegeben, was der einmalige Auftritt der New Yorker Philharmoniker kostet. Die Veranstalter hoffen auf den Nachhall des Konzerts als positiven Effekt für die ganze Kulturszene. Aber kann die Vernachlässigung der Kulturszene durch ein einmaliges Hochkaräter-Konzert ausgeglichen werden? Aus Sicht von Hannes Damm schwäche das Konzert die Landeskultur, und das Geld könnte an anderer Stelle besser eingesetzt werden. Ob die Konzerte der New Yorker Philharmoniker tatsächlich MVs eigene Kulturszene stärken, steht in Zweifel. Dass sie auch der Breite der Gesellschaft einen Zugang zur klassischen Musik ermöglichen, ebenso – bei Preisen von teilweise über 400 Euro pro Karte. MV braucht mehr als nur eine Zeitung pro Region. Holt euch ein KATAPULT-MV-Abo! KATAPULT MV abonnieren!