Lob bekommt Meck-Vorp, wenn es um digitale Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler geht. Die bestätigte ganz aktuell auch eine Studie des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft und der Heinz-Nixdorf-Stiftung. Demnach sei MV am besten aufgestellt, dicht gefolgt von Sachsen, weil sie im Vergleich zu allen anderen Bundesländern den meisten Informatikunterricht haben. In den Lehrplänen heißt das Fach bis Klasse 10 „Informatik und Medienkunde“ und wird in je einer Wochenstunde unterrichtet. Inhalte: erste Datenanalysen, Erfahrungen mit dem Programmieren und Grafikanwendungen sowie Übungen für eine sichere Nutzung des Internets. Darüber hinaus sind zusätzliche Angebote im Rahmen des Wahlpflichtbereichs möglich. In der gymnasialen Oberstufe heißt es dann nur noch „Informatik“ und fokussiert sich auf das Schreiben von Algorithmen, auf Datenbanken sowie Programmcodes mit verschiedenen Softwarewerkzeugen, sowohl theoretisch als auch praktisch. Aber durchdachte Lehrpläne allein reichen nicht aus: Neben dem weiterhin stockenden Breitbandausbau ist von entscheidender Bedeutung, wie gut eine Schule technisch ausgestattet ist: Gibt es W-Lan? Wie neu sind die Computer und wie viele stehen zur Verfügung? Dafür sind die Kommunen zuständig. Unterschiede zwischen Ballungsräumen und Fläche Fast 100 Millionen Euro erhält das Land Mecklenburg-Vorpommern im Rahmen des Digitalpaktes Schule vom Bund. Mit den Fördermitteln sollen Schulen besser mit digitaler Technik ausgestattet werden. Die Grundausstattung ist momentan noch sehr unterschiedlich. Sebastian Ladhoff, Informatiklehrer am Gerhart-Hauptmann-Gymnasium in Wismar, berichtet von Unterschieden besonders zwischen Ballungsräumen und Gemeinden in der Fläche. Auch von der Schulform hänge vieles ab.
Das bestätigt auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Deutschlandweit gebe es zu große Unterschiede in der Verteilung der Mittel des Digitalpaktes: Fördergelder aus einem zusätzlich geplanten Digitalpakt 2.0, der bis 2030 den digitalen Ausbau von Bildungseinrichtungen unterstützen soll, müssten „insbesondere an die bisher benachteiligten Schulen fließen. Ungleiches muss ungleich behandelt werden“, fordert die GEW. Die aktuelle Umsetzungspraxis gefährde jedoch die Chancengleichheit der Schulen und erinnere an einen Flickenteppich, kritisiert GEW-Vorstandsmitglied Anja Bensinger-Stolze: „Die Bildung der Kinder darf weder von der Finanzlage einzelner Kommunen noch von einer zufälligen Digitalisierungsaffinität einzelner Lehrkräfte abhängig sein.“ Wismar gut vernetzt Informatiklehrer Ladhoff ist mit den Rahmenbedingungen an seinem Wismarer Gymnasium zufrieden: Die Schule sei technisch gut ausgestattet, für jeden Schüler im Informatikunterricht gebe es einen Arbeitsplatz. Die vor ein paar Jahren neu entwickelten Rahmenpläne für das Fach würden auch von den meisten Kollegen positiv bewertet. Hinsichtlich der Qualität des Unterrichts aber sei eine richtige Bewertung noch schwierig, so Ladhoff. Denn es gebe einen zeitlichen Verzug: Der Informatikunterricht mit seiner neuen Konzeption ist stufenweise angelegt, baue also aufeinander auf. Die Corona-Pandemie brachte die Einführung des neuen Rahmenplans in Schieflage – es gab teilweise keinen „rahmenplankonformen“ Unterricht. So würden einigen Klassen noch Grundlagen fehlen, die es jetzt aufzuholen gelte. Aber nicht nur in größeren Städten, auch einzelne Beispiele aus der Fläche zeigen, dass es möglich ist, sowohl die technische Ausstattung für den Unterricht als auch Medien- und Informatikkompetenz bereitzustellen. So etwa die schon zweimal dafür ausgezeichnete Arche-Schule in Waren. Fachkräfte fehlen auch hier Doch auch für Lehrkräfte bestehen Herausforderungen: Das Fach Informatik erfordere zum Beispiel ständige Aktualität, so Ladhoff. Das ergebe sich bereits aus dem Kerngebiet Internet, das eine sehr hohe Dynamik aufweist. Dementsprechend brauche es Fortbildungsangebote für Lehrer:innen. Dafür reichen die Gelder aus dem Digitalpakt langfristig vermutlich nicht aus. Für das Warten und Ersetzen von Geräten gebe es zudem viel zu wenige Fachinformatiker:innen. Laut Empfehlung der Gesellschaft für Informatik soll auf 100 Schülerarbeitsplätze eine Stelle kommen. Der Landkreis Nordwestmecklenburg habe für seine knapp ein Dutzend Schulen in seiner Trägerschaft aber derzeit lediglich drei Stellen, erzählt der Informatiklehrer aus Wismar. Insgesamt gibt es im Landkreis über 40 Schulen. Mal abgesehen vom Lehrkräftemangel an sich. Einer Prognose der Landesregierung zufolge müsste MV in den kommenden fünf Jahren jeweils 600 bis 800 neue Lehrkräfte einstellen, um langfristig den Bedarf zu decken. Pro Schuljahr. Zu Beginn des neuen Schuljahres wurden nach Angaben von Bildungsministerin Simone Oldenburg (Die Linke) 690 neue Lehrerinnen und Lehrer eingestellt. Das seien so viele wie seit dem Schuljahr 2015/16 nicht mehr. Insgesamt gibt es in MV etwa 12.000 hauptberufliche Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen.
Um das Angebot langfristig zu verbessern, arbeitet die GEW mit ihren Landesverbänden im Forum „Bildung in der digitalen Welt“ an neuen Konzepten und Verbesserungsmöglichkeiten. Grundsätzlich, so die Expert:innen, sei insbesondere die Medienbildung jedoch Aufgabe aller Fächer. In einer früheren Version des Artikels hieß es, im Landkreis Nordwestmecklenburg gebe es über 40 Schulen. Dabei wurde nicht getrennt betrachtet, welche Schulen davon unter die Trägerschaft des Landkreises fallen. Tatsächlich ist der Landkreis Träger von knapp einem Dutzend Schulen. Die übrigen Schulen des Landkreises sind anderen Trägern zugeordnet. MV braucht mehr als nur eine Zeitung pro Region. Holt euch ein KATAPULT-MV-Abo! KATAPULT MV abonnieren!