In Schwerin sind die Menschen im Durchschnitt 46,5 Jahre alt. Das Durchschnittsalter nimmt stetig zu und deshalb stellt sich mit Blick auf den Generationenkonflikt die Frage, welche Räume sich die Jugend dauerhaft erschließen und wie sich junge Erwachsene wirksam an politischen Entscheidungen beteiligen können. Diesen Fragen geht die Demokratiekonferenz der Initiative Partnerschaft für Demokratie Schwerin morgen zwischen 10 und 16 Uhr im Wichernsaal in der Apothekerstraße 48 nach. Die Koordinatorin der Veranstaltung, Katrina Schmitz, rechnet mit ungefähr 100 Teilnehmer:innen. Eröffnen wird die Veranstaltung Reem Alabali-Radovan (SPD), Staatsministerin und Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration. Die Schweriner Bundestagsabgeordnete ist überzeugt, dass junge Leute zu einem wichtigen Perspektivwechsel beitragen und deshalb die Anliegen junger Engagierter ernstgenommen werden sollten. Möglichkeiten der Mitmachdemokratie nutzen Es folgt um 10.15 Uhr das Impulsreferat „Deutschland und ich“ der 19-jährigen Schülerin Karolina Życzyńska. Die gebürtige Polin wohnt seit sieben Jahren in Schwerin und berichtet auf der Konferenz über ihre Erfahrungen und Erlebnisse als Ausländerin in Deutschland. Życzyńska engagiert sich als Schülersprecherin in der integrierten Gesamtschule Bertolt Brecht, ist seit drei Jahren Mitglied im Kinder- und Jugendrat der Stadt und engagiert sich außerdem im Vorstand des Stadtschülerrates. Seit 2020 erhält sie ein Stipendium im Rahmen von Start, einem Bildungs- und Engagementprogramm für Schüler:innen mit Einwanderungsgeschichte. Sie schätzt die Mitwirkungsmöglichkeiten in Schwerin: „Im rechtsnational geprägten Polen gibt es in vielen Städten keine Beteiligungsmöglichkeiten wie ein Kinder- oder Jugendparlament. Und wenn es sie gibt, werden sie nur selten genutzt“, beschreibt die Gymnasiastin die Situation in ihrem Herkunftsland. Karolina Życzyńska (Foto: privat) Wahlrecht für Migrant:innen gefordert Für Życzyńska ist es wichtig, mitzuentscheiden, wer in Land- und Bundestag sitzt. „Da ich aber keine deutsche Staatsangehörigkeit habe, kann ich, wie viele meiner Freund:innen mit Migrationshintergrund, nicht an den Wahlen teilnehmen“, bedauert sie die gegenwärtige gesetzliche Regelung. Das Projekt der Juniorwahlen, bei dem nach einer unterrichtlichen Vorbereitung ein simulierter Wahlakt zu Landtags-, Bundestags- und Europawahlen den Höhepunkt bildet, sei zwar eine Erfahrung gewesen, die verbreitet werden solle, aber es war dann eben doch „nur eine Simulation“. Auf der Demokratiekonferenz will sie Themen wie die ihrer Meinung nach nötige Reform des Bildungssystems, eine empathische Migrationspolitik, Chancengleichheit und nötige Maßnahmen gegen den Klimawandel diskutieren. Gegenwart und Zukunft der Jugend in Schwerin Beim ersten Panel „Gegenwartsstimmen“ um 11 Uhr tauschen sich die Teilnehmer:innen darüber aus, wie junge Menschen in Schwerin leben. Es geht um soziale Ungleichheit, fehlende jugendgerechte Angebote, das veraltete Bildungssystem, außerdem um Diskriminierung, Rassismus, Sexismus, Klassismus und die fehlende Unterstützung der LGBTQI+-Community durch die Politik. In der zweiten Diskussionsrunde „Zukunftsgedanken“ um 12.30 Uhr richten die Teilnehmer:innen ihren Blick nach vorne: Was erhoffen sich junge Menschen von einer Zukunft in Schwerin? Was würde sie dazu bewegen, in der Landeshauptstadt zu bleiben? Welche Zukunftsängste haben sie und was sind ermunternde und positive Beispiele in der Stadt? Filme, Diskussion und Performance In ihrem bislang unveröffentlichten Kurzfilm RAL 6005 führen die Schülerinnen Hannah L. und Paula P. um 12.15 Uhr Interviews zum Thema Natur, Klima und Müllentsorgung in Schwerin. Um 14 Uhr stellt Eva Kappl das Projekt „Demo:create“ der Amadeu-Antonio-Stiftung vor. Die Medienpädagogin Kappl war vor zwei Jahren Landratskandidatin im oberpfälzischen Schwandorf und präsentiert auf der Konferenz ihre Ideen zur Beteiligung an demokratischer Willensbildung. Ab 15 Uhr gehört die Bühne Lili Alexander und Kat Embo, zwei queeren Performer:innen aus Leipzig. Alexander wurde in Schwerin bekannt durch die Hauptrolle in dem queeren Rockmusical Hedwig and the angry Inch, das im E-Werk des Mecklenburgischen Staatstheaters erfolgreich aufgeführt wurde. Gemeinsam werden sie sich „queeren Themen“ widmen. MV braucht mehr als nur eine Zeitung pro Region. Holt euch ein KATAPULT-MV-Abo! KATAPULT MV abonnieren!