Man kann KATAPULT kritisieren, man kann meine Artikel schwach finden, man kann mich als Person scheiße finden. Man kann uns auch sagen, dass wir bei KATAPULT gar keinen Journalismus machen, wie es Lilly Blaudzun von der SPD, ohne auch nur ein Argument zu nennen, gemacht hat, oder unseren Artikel nüchtern kritisieren, wie es Thomas Behm von der SPD gemacht hat. Man kann seine SPD in endlosen Diskussionen bei Twitter verteidigen, man kann unsere Abos kündigen, man kann das alles machen. Aber eines kann man nicht: jemanden mit Kinderpornografie in Verbindung bringen, weil man keine Argumente hat – so wie es Eric Hartmann gemacht hat.

Hartmann arbeitete im SPD-Wahlkreisbüro von Patrick Dahlemann, macht viele offizielle Fotos der SPD und war 2015 selbst einmal Bürgermeisterkandidat für die Stadt Putbus. Er war schon während seines Studiums Mitglied der Jusos.

Wenn solche Menschen, die weder kritikfähig sind noch verantwortungsvoll mit Medien umgehen können, aktiv in einer Partei tätig sind, dann hat die Partei ein Problem. Solche Menschen schaden nicht nur ihrer Partei – sie schaden der gesamten Politik.

Ich möchte eine Sache klarstellen
Falls einige gedacht haben, KATAPULT MV sei angetreten, um ausschließlich die AfD zu kritisieren, dann haben sie sich getäuscht. Wir kritisieren die AfD nämlich nicht, weil es die AfD ist, sondern weil sie scheiße ist. Das ist das Kriterium und das ist ein wichtiger Unterschied. Heißt: Wenn es auch an anderen Parteien etwas zu kritisieren gibt, dann machen wir das. Wenn Leute damit ein Problem haben, dann müssen sie ihre Parteizeitung lesen. KATAPULT MV ist unabhängig und bleibt es auch! Deshalb noch mal zu den Fakten:

- Wahlkreisprognose.de wird von zwei SPD-Mitgliedern betrieben
- Wahlkreisprognose.de wertet Umfrageergebnisse pro SPD
- Wahlkreisprognose.de wird von SPD-Politiker:innen häufig geteilt
- Wahlkreisprognose.de will uns und der ZEIT die Auswertungsmethode nicht nennen
- Wahlkreisprognose.de wurde von vielen SPD-Politiker:innen genutzt, obwohl den meisten die Parteilichkeit des Unternehmens klar war

Nach der Veröffentlichung des Artikels schrieben mir fünf SPD-Anhänger, dass es bei 400.000 SPD-Mitgliedern kein Problem sein dürfe, wenn zwei davon eine Umfragefirma betreiben. Was alle fünf SPD-Anhänger bei dieser Argumentation großzügig weglassen: Die Betreiber von Wahlkreisprognose.de sind nicht einfach nur lose SPD-Mitglieder, deren Parteibuch in der Schublade gammelt. Nein, der eine Geschäftsführer heißt Valentin Blumert und ist aktiver SPD-Politiker. Er ist Vorsitzender der „AG Migration und Vielfalt“ bei der SPD Treptow-Köpenick. Der andere Geschäftsführer, Lukas Hornung, war lange Zeit im Juso-Landesvorstand Baden-Württemberg und bewarb sich auch für den Bundesvorstand. Beide sind also keine passiven Mitglieder, sondern Menschen mit politischem Einfluss.

Und nicht nur KATAPULT MV kritisiert Wahlkreisprognose.de. Auch die Zeit schreibt: „Ein Start-up aus Berlin will vorhersagen können, welche Direktkandidaten ihre Wahlkreise gewinnen. Aber der Algorithmus liegt oft falsch.“ In dieser Nüchternheit wirkt es schon fast wieder lustig. Lest euch den gesamten Artikel durch. Der Zeit-Redakteur stößt übrigens auf das gleiche Problem wie ich: Wahlkreisprognose.de will den Algorithmus nicht offenlegen, ist unwissenschaftlich, ungenau und so weiter und so weiter.

Wie oft lag Wahlkreisprognose.de eigentlich bei der Thüringer Landtagswahl mit seinen Prognosen für die Direktmandate richtig? In 25 von 44 Fällen. Das sind 57 Prozent, was etwas besser ist, als eine Münze zu werfen. Wie sah es in Sachsen-Anhalt aus? Wahlkreisprognose.de tippte auf 18 Mandate für die AfD. Wie viele wurden es am Ende? Eines.

Warum will Blumert die Funktionsweise seines Algorithmus nicht verraten? Dem Zeit-Redakteur hat er das hier irgendwann gesagt und damit vielleicht einen kleinen Hinweis gegeben: „Wir schauen uns diese Wahlkreise dann genauer an, lesen lokale Nachrichten.“ Früher sei er sogar in die Regionen gefahren, um „ein Gefühl zu bekommen, wie die Stimmung ist“.

Auch wenn er verneint, dass sein „Gefühl“ ins Ergebnis einfließt, reichen die Fakten eigentlich aus, um die Methode als offensichtlich unzuverlässig einzuschätzen. Liebe Politiker:innen der SPD MV, wenn ihr weiterhin diese Umfragen eines Parteikollegen teilt, der seinen Algorithmus nicht ansagen will und immer mal so durch die Gegend fährt, um ein „Gefühl“ für die Wahlabsichten zu bekommen, dann werden euch weniger Menschen ernst nehmen.