Smart Citys, smarte Küstenregion, zukunftsweisende Technologien, Digitalisierung für alle. Der Trend zeigt bereits seit Jahren in eine Richtung. Unser Alltag wird mehr und mehr digitalisiert. „Smart“ heißt das in der Branche. Schlau soll die Zukunft sein und schlau ist, wer sich darauf vorbereitet.  Smart City ist ein Sammelbegriff für verschiedene Themengebiete im urbanen Raum, die mit der Digitalisierung effizienter ausgestattet werden sollen. Die Bedürfnisse der Menschen und digitale Technologien stehen dabei im Vordergrund. Eine Smart City ist eine vernetzte und ressourcenschonende Stadt, die durch nachhaltige Mobilität, saubere Energiegewinnung und eine digitale Verwaltung geprägt ist. Das im September veröffentlichte Digitalisierungsranking vom deutschlandweiten IT-Branchenverband Bitkom betrachtet daher die fünf Bereiche Verwaltung, IT und Kommunikation, Energie und Umwelt, Mobilität und Gesellschaft. Dazu gehören Indikatoren wie der Ablauf interner Prozesse und Online-Dienstleistungen (Verwaltung), Glasfaserausbau und öffentliche WLAN-Plätze (IT und Kommunikation), emissionsarmer ÖPNV und Einsatz erneuerbarer Energie (Energie und Umwelt), digitale Angebote für Fahr- und Parktickets (Mobilität) sowie Öffentlichkeitsbeteiligung und eine digitale Handels- und Gründerszene (Gesellschaft).  Nicht alle Bereiche sind für alle Nutzer:innen gleichbedeutend, doch zusammen ergeben sie das Bild einer Stadt, das modern, innovativ und vorbildlich wirkt – oder eben nicht.  Absturz im Digitalisierungsranking der Großstädte Rostock wollte Vorbild sein. Unter dem ehemaligen Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen (parteilos) sollte die Digitalisierung nach skandinavischem Vorbild vorangetrieben werden. Nicht weniger als digitale Bürgerbeteiligung und öffentliche Begegnungsräume waren das Ziel.  Dafür bewarb sich die Hansestadt um das Modellprojekt Smart City und erhielt eine Bundesförderung von acht Millionen Euro über einen Zeitraum von sieben Jahren. Dazu kamen vier Millionen Euro aus Eigenmitteln. Rostock wollte nicht nur digital, sondern freundlich, nachhaltig und vor allem bürgernah sein. Mehr als eine Smart City; eine Smile City. Der Digitalverband Bitkom wertet in einem jährlich erscheinenden Smart City Index die digitale Entwicklung in deutschen Großstädten aus und gewichtet dabei den Ausbau der digitalen Infrastrukturen für Energie und Verkehr, für den Handel und Smart Homes, disruptive Technologien und die Arbeit 4.0. Digitale Bürgerangebote, Sharing-Modelle, intelligente Ampelanlagen oder Breitbandverfügbarkeit fließen in das Ranking ein. Die Studienmacher:innen betonen auch die Bedeutung digitaler Bildungsangebote an Schulen und Hochschulen.  Im Jahr 2020, zu Beginn der Smart City Förderung, lag Rostock im Bitkom-Ranking auf Position 65 von 81 deutschen Großstädten. 2021 kletterte die Stadt bereits ins solide Mittelfeld auf Platz 43. Die Digitalisierungsrate betrug knapp 50 Prozent mit besonderer Stärke in der Verwaltung (69 Prozent Digitalisierung, 25. im Ranking). Die Themen Energie und Umwelt (39 Prozent, Platz 53) und Mobilität (36 Prozent, Platz 62) boten dagegen Verbesserungspotenzial. Ein Jahr später ist nicht nur Oberbürgermeister Madsen verschwunden, sondern scheinbar auch die Digitalisierung der Hansestadt. Rostock steht im aktuellen Ranking schlechter da als vor dem Start der Smart/Smile City Kampagne und belegt nur noch Platz 71. Die Digitalisierungsrate beträgt knapp 46 Prozent, wobei die Digitalisierung der Verwaltung mit rund 66 Prozent zwar nur geringfügig abgenommen hat, im Ranking dennoch 21 Plätze verliert (aktuell Platz 46 von 81). Im Bereich Energie und Umwelt ist die Digitalisierung der Hansestadt ebenso eingebrochen (knapp 26 Prozent, Platz 77). Im Bereich Mobilität gab es zwar einen leichten Anstieg der Digitalisierung auf rund 39 Prozent, dennoch büßt Rostock auch hier zwei Plätze ein (64 von 81). Das kaum vorhandene digitale Verkehrswegemanagement fällt in der Bitkom-Studie besonders negativ auf. Der Glasfaserausbau der Stadt liegt lediglich bei 12,5 Prozent, ein intelligentes Müllverarbeitungssystem gibt es nicht. Auch die digitale Arbeit findet in Rostock unterdurchschnittlich statt. FabLabs und Coworking sind kaum vorhanden, obwohl Rostock gute Voraussetzungen für Start-ups bietet. Laut Bitkom-Studie ist die digitale Szene rund um den Chaos Computer Club und Code for Germany nicht präsent. Stadt erkennt keine Gründe für Abrutschen Aus der Rostocker Stadtverwaltung heißt es, dass man keine Gründe nennen könne, warum die Digitalisierung in den Bereichen Wirtschaft/Handel, Mobilität, Tourismus und Bildung schlechter vorankommt als in anderen Städten. Stattdessen verweist man auf bereits umgesetzte und geplante Projekte wie den digitalen Bürgerservice und den bis 2023 laufenden Medienentwicklungsplan für kommunale Schulen. Tatsächlich ist der Digitalisierungsprozess in der Hansestadt wohl nicht so stark eingebrochen, wie es das Ranking zunächst vermuten lässt. Zum niedrigen Glasfaserausbau erklärt die Stadt, dass in Rostock die Breitbandverfügbarkeit mit einer Geschwindigkeit von 1 GB/s bei 91 Prozent liege. Der Ausbau der 4G Mobilfunktechnologie ist mit 100 Prozent abgeschlossen, während der 5G-Ausbau bereits bei 53 Prozent liege. Ob diese Daten von der Bitkom-Studie berücksichtigt wurden, sei jedoch nicht bekannt.  Andere Städte haben Rostock dennoch überholt. Das 2020 in der Hansestadt begonnene Modell Smart City befindet sich noch in der Strategiephase, berichtet die Stadtverwaltung. Die Umsetzung von konkreten Digitalisierungsmaßnahmen sollen ab 2023 beginnen. So ist man im Rostocker Rathaus zuversichtlich, das Bitkom-Ranking in den kommenden Jahren wieder hinaufklettern zu können. Ergänzung des Rankings Ergänzend zum Smart City-Ranking von Bitkom erstellt die Unternehmensberatung Haselhorst Associates zusammen mit der TU Darmstadt einen jährlichen Spezialbericht. Smart City, so heißt es im Bericht, sei gleichbedeutend mit einer nachhaltigen Stadtentwicklung. Dafür untersuchte die Studie in diesem Jahr 407 Städte und Kommunen mit mehr als 30.000 Einwohner:innen. MV ist mit sechs Städten in der Studie vertreten. Neben Wismar (269., 2021 Platz 249), Schwerin (254., 282.) und Neubrandenburg (142., 145.), die sich mehr oder weniger unverändert im unteren Mittelfeld aufhalten, sind auch Greifswald, Stralsund und Rostock vertreten. Rostock fiel in dieser Studie ebenfalls ab (217., 181.), auch wenn der Spezialbericht einen leichten prozentualen Anstieg im Digitalisierungsprozess attestiert. Anders dagegen Greifswald und Stralsund.  Greifswald setzt bereits seit Jahren auf konsequente Digitalisierung und hat unter anderem ein digitales Portal für Erstklässler:innen geschaffen und die Hundesteuer digitalisiert, berichtet Oberbürgermeister Fassbinder. Während Greifswald die beste Positionierung im Land einnimmt und in den Top 100 weiter nach oben wandern konnte (43., 87.), gelang Stralsund ein enormer Sprung (76., 362.). Stralsund prescht in die Top 100 In Stralsund hätten unterschiedliche Zielgruppe bereits früh die Möglichkeit zur Teilhabe, berichtet André Huysmann, Smart City Manager der Stadtwerke Stralsund. „Anwender sind bereits bei der Problemdefinition involviert und können ihre eigenen Ideen einbringen.“ Wie in Rostock wird auch in Stralsund digitale Bürgerbeteiligung umgesetzt. Außerdem finden monatliche Veranstaltungen und Workshops statt, die mehr und mehr Menschen in der Region erreichen. Das Serviceportal Open R@haus ermöglicht die Kommunikation mit der Verwaltung online. „Mein persönlicher Favorit ist die Bestellung der Hundemarke“, sagt Huysmann. Auch die Digitalisierung der Schulen ist weit vorangeschritten. Alle Schulen in Stralsund sind an das Glasfasernetz angeschlossen und mit entsprechender WLAN-Technik, digitalen Tafeln und Laptops ausgestattet, die zentral verwaltet und administriert werden können. Lohn für die Anstrengungen im Bereich der Digitalisierung ist ein Sprung um 286 Plätze nach vorn. „2021 haben wir nur wenige Informationen zu den Smart City Projekten veröffentlicht“, erklärt Huysmann. Dies spiegelte sich im vergangenen Digitalisierungsranking mit einer unbefriedigenden Position wider. In diesem Jahr hat Stralsund dagegen mehrere Publikationen und Veröffentlichungen angefertigt, deren Ergebnisse ins Ranking aufgenommen wurden. Damit zeigt die Stadt auch, dass eine Studie nur so gut ist, wie die Daten, mit denen sie arbeitet.  MV braucht mehr als nur eine Zeitung pro Region. Holt euch ein KATAPULT-MV-Abo! KATAPULT MV abonnieren!