Anfang der Woche wurde vor dem Wismarer Rathaus die dort hängende Regenbogenflagge entwendet. Eine neue hängt bereits, der Ärger aber bleibt. Denn immer wieder werden diese Flaggen gestohlen oder mutwillig beschädigt, berichtet Marcel Spittel vom Verein queerNB aus Neubrandenburg. Dort hängt die Flagge als Zeichen der Toleranz gegenüber sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten unter anderem vor dem Bahnhofsgebäude. Und auch dort mussten sie schon mehrfach eine neue Flagge ordern. Zuletzt Mitte März, als sie zum dritten Mal geklaut worden war. Mitten am Tag. Auch sei nur die Regenbogenflagge gestohlen worden, so Spittel. Die anderen gehissten Flaggen mit anderen Abbildungen blieben hängen. Das Problem ist nicht neu: Nach Angaben der Polizeipräsidien Neubrandenburg und Rostock wurden seit 2021 insgesamt 17-mal Regenbogenflaggen von öffentlich sichtbaren Fahnenmasten entfernt. Allein neun waren es im vergangenen Jahr unmittelbar vor dem Christopher Street Day in Rostock, fünf in Neubrandenburg. LGBTQ-Aktivist Sam aus Neubrandenburg ärgert sich nicht nur über die Tatsache, dass die Flaggen aus Protest und Provokation gestohlen oder beschädigt werden, sondern auch über die fehlende Berichterstattung in den Lokalmedien: „Es ist eine Schande, dass zu jedem kleinen Vandalismus von Fußballfans oder Graffiti an öffentlichen Plätzen Zeitungsartikel erscheinen, aber wenn eine Regenbogenflagge, ein Zeichen, mit denen Menschen sich identifizieren können und das eigentlich auch zeigen soll, dass LGBTQ-Menschen Teil der Gesellschaft sind, gestohlen wird, gibt es gerade mal eine Anzeige.“ Es zeige, dass es noch ein weiter Weg sei, innerhalb der Gesellschaft anerkannt zu werden. Sam hofft, dass sich mit der neuen Regelung, mit der die Flaggen leichter auch an öffentlichen Gebäuden präsentiert werden können, die Diebstähle nicht häufen werden. Zuletzt wurde sie vergangene Woche vor dem Sozialministerium in Schwerin gehisst. Weitere Vorfälle, aber keine Tatverdächtigen Die Entwendungen der Flaggen sind nur ein Teil der Vorfälle im Zusammenhang mit diesem Symbol, betont das Rostocker Polizeipräsidium: So habe es in Rostock und Wismar zwei Sachbeschädigungen bei öffentlichen Abbildungen der Regenbogenflagge gegeben, in einem dritten Fall in Rostock sei eine Person mit einer Regenbogenflagge auf dem Rücken beleidigt und körperlich bedrängt worden. Es laufen Verfahren gegen Unbekannt. Ebenso verhält es sich bei den Fällen in Vorpommern, wie das Neubrandenburger Präsidium mitteilt. Für die dortigen Vorfälle gab es bislang zwar Tatverdächtige, jedoch habe sich der Verdacht später nicht bestätigt. MV braucht mehr als nur eine Zeitung pro Region. Holt euch ein KATAPULT-MV-Abo! KATAPULT MV abonnieren!