Mild waren die ersten Monate des Jahres, nicht gerade kalt, nicht gerade nass und sogar recht sonnig. Doch, so schreibt der Deutsche Wetterdienst, setzten schwere Orkanböen an der Küste „einen turbulenten Schlusspunkt“. Besonders beeindruckend war dieser „turbulente Schlusspunkt“ vergangenes Wochenende zu erleben. In der Nacht zu Samstag zog Sturmtief „Zeynep“ über das Land. Allein in Mecklenburg-Vorpommern fuhren Feuerwehr und Polizei mehr als 1.000 Einsätze. In bis zu 17.000 Haushalten fiel zeitweilig der Strom aus. Der Bund Deutscher Forstleute beklagt hohe Schäden in den Wäldern, durch die Windböen fiel über die Hälfte der jährlichen Erntemenge an Holz. Und noch am Sonntag bestellten Reisende in Cafés einen Kaffee mehr, weil die Bahn nach wie vor mit der Reparatur von Schienen und Oberleitungen beschäftigt war. Bis zu 172 km/h an privaten Messstellen Schwerverletzte oder Tote waren in Mecklenburg-Vorpommern durch „Zeynep“ nicht zu beklagen. Jedoch kamen in der gesamten Bundesrepublik drei und in Europa mindestens neun Menschen durch den Sturm ums Leben. Die schnellste Windspitze registrierte der deutsche Wetterdienst (DWD) mit 134 Stundenkilometern am Kap Arkona auf Rügen. Der DWD verfügt als Bundesbehörde über ein Messnetz, das auch internationale Anforderungen an meteorologisch erfasste Daten erfüllt. Private Messstellen maßen auf der exponierteren Messstelle Hiddensee sogar Windgeschwindigkeiten von bis zu 172 Stundenkilometern. Einfluss des Klimawandels noch unklar Obwohl „Zeynep“ mit großer Wucht über das Land fegte, lässt sich das Extremwetterereignis nicht direkt mit dem Klimawandel in Verbindung bringen. Während bereits erkennbar ist, dass Starkniederschläge und Trockenheit intensiver und häufiger werden, könne man solch einen Trend für Sturmereignisse nicht erkennen, erklärt Oliver Weiner vom Deutschen Wetterdienst. Winterstürme könnten durch die Erderwärmung sogar abnehmen. Sturm- und Orkantiefs entstehen durch den großen Temperaturunterschied zwischen den Tropen und dem Nordpol. Bei einer sich erwärmenden Erde würde dieser Unterschied kleiner. Weiner erklärt, die Theorie sei zwar physikalisch plausibel, jedoch wissenschaftlich bisher nicht belegt. Die schöne Frau Sicher ist dagegen bereits, wie die nächsten Stürme heißen, nach „Antonia“ nämlich „Bibi“ und „Claudia“. Denn tatsächlich kann man beim Meteorologischen Institut der Freien Universität Berlin Sturmnamen kaufen – wobei Tiefs (240 Euro) günstiger sind als Hochs (360 Euro). Jährlich sind etwa 130 Tiefdruckgebiete und 50 Hochdruckgebiete relevant und werden alphabetisch in mehreren Durchläufen benannt. Dies geschieht im Wechsel mit männlichen beziehungsweise weiblichen Vornamen. In diesem Jahr sind Tiefs weiblich und Hochs männlich. Das Geld aus diesen sogenannten Wetterpatenschaften fließt in die Ausbildung der Studierenden und Fortführung der Wetter- und Klimastation Berlin-Dahlem. Der Name „Zeynep“ bedeutet übrigens „schöne Frau“. Damit schenkte Julius K. dem türkischen Namen nicht nur ein wenig Aufmerksamkeit, sondern auch eine ungeheure Kraft. MV braucht mehr als nur eine Zeitung pro Region. Holt euch ein KATAPULT-MV-Abo! KATAPULT MV abonnieren!