Der Campustag, das Buddyprogramm für Austauschstudierende oder das Kulturticket, mit dem Studierende kostenlos oder vergünstigt Kulturveranstaltungen besuchen können: Das alles gäbe es ohne die sogenannte Wohnsitzprämie nicht. Diese erhalten Hochschulen in MV mit besonders vielen Studierenden aus anderen Bundesländern.
Der Allgemeine Studierendenausschuss (Asta) der Uni Rostock erfuhr im April, dass die Wohnsitzprämie ab sofort nicht mehr ausgezahlt werden soll. Das sorgte für Tumult, denn zahlreiche Projekte hängen von diesem Geld ab. Der Asta forderte deshalb sowohl eine Klarstellung vonseiten des Wissenschaftsministeriums als auch, dass die Wohnsitzprämie in den nächsten Jahren weiter gezahlt wird.
Der Asta bekommt von dem Geld, das die Uni Rostock erhält, nach eigenen Angaben etwa 230.000 Euro pro Jahr. Neben Campustag, Buddyprogramm und Kulturticket können mit dem Geld die Kosten für das Semesterticket niedrig gehalten werden. Wenn Studierende es sich nicht leisten können, kann das Ticket komplett erstattet werden. Auch der Greifswalder Asta setzt das Geld ein, um allen Studierenden Fachliteratur, Laborausrüstung oder Exkursionen zugänglich zu machen. All diese Vergünstigungen stehen ohne die Wohnsitzprämie auf der Kippe.
Die Studierenden der Uni Rostock kritisierten die geplanten Einsparungen scharf. Daraufhin äußerte sich das Wissenschaftsministerium öffentlich zu der Angelegenheit: Es dementierte den Vorwurf, die Wohnsitzprämie abschaffen zu wollen. Doch „angesichts der schwierigen Haushaltslage“ sei es geplant, „den Ansatz dafür abzuschmelzen und das Geld an anderer Stelle im Wissenschaftssystem … einzusetzen“. Was das genau bedeutet, ist unklar. Das Wissenschaftsministerium selbst äußerte sich auf Anfrage von KATAPULT MV nicht.
Auf Initiative des Asta der Uni Greifswald fand zudem ein Gespräch zwischen dem Wissenschaftsministerium und Vertreter:innen der Studierenden statt. Dabei hatten die Studierenden mehr Erfolg: „Nach jetzigem Stand wurde uns der Erhalt der studentischen Wohnsitzprämie zugesagt“, sagt Lukas Voigt, der Vorsitzende des Allgemeinen Studierendenausschusses Greifswald. Jedoch sollen die Anteile für die Fakultäten und die Hochschulleitung gekürzt werden.
Die Hälfte der Wohnsitzprämie war bisher für Maßnahmen auf Fächerebene vorgesehen, also um die technische Ausstattung der Hörsäle zu verbessern, zusätzliche studentische Hilfskräfte und Tutor:innen zu bezahlen oder den Onlineunterricht weiterzuentwickeln. Die Fakultäten setzen das Geld außerdem dafür ein, Werbung für die einzelnen Studiengänge zu machen, um Studieninteressierte an ihre Uni zu locken.
30 Prozent der Wohnsitzprämie gehen derzeit an die Hochschulleitung. Sie finanzierte davon in den letzten Jahren vor allem Programme, um Schülerinnen und Schüler für Wissenschaft zu begeistern. Die restlichen 20 Prozent bekommt die Studierendenschaft für eigene Projekte.
Attraktivitätsbooster für die MV-Unis
Die Vorsitzende des Rostocker Astas, Kristin Wieblitz, sagt, dass die Projekte die Studienjahre an der Uni Rostock bereichern und neue Studierende anziehen. Genau das ist das Ziel der Wohnsitzprämie: Sie soll dabei helfen, die Hochschulen im Ländervergleich wettbewerbsfähiger zu machen. So soll der Studienstandort Mecklenburg-Vorpommern attraktiver werden. Seit 2011 bezieht die Uni Rostock über die Wohnsitzprämie durchschnittlich 1,8 Millionen Euro pro Jahr, die Uni Greifswald 760.000. Zurzeit ist für die Rostocker Studierenden noch unklar, inwieweit sie die bislang mit der Wohnsitzprämie finanzierten Projekte fortführen können. Denn ob diese langfristig weiterhin in der gleichen Höhe gezahlt wird, ist fraglich.
Quellen
- Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur MV (Hg.): Zuschüsse an die Hochschulen des Landes zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit aus Kapitel 0700 MG 04 Titel 685.06, auf: uni-greifswald.de (6.6.2014).↩
- Asta Universität Rostock (Hg.): Der allgemeine Studierendenausschuss der Universität Rostock (Asta) fordert Klarstellung vom Wissenschaftsministerium, auf: asta-rostock.de (7.4.2022).↩
- E-Mail des Rostocker Astas vom 25.5.2022.↩
- Koslik, Karin: Wackelt die Wohnsitzprämie? Was das für Studenten bedeuten würde, auf: svz.de (11.4.2022).↩
- E-Mail des Astas der Universität Greifswald vom 9.6.2022.↩
- E-Mail der Universität Rostock vom 25.5.2022.↩