Wölfe in MV

Wolfsbestand wächst stetig

MV hat bundesweit – hinter Brandenburg und Niedersachsen – den drittgrößten Wolfsbestand. In ganz Deutschland leben mit knapp 1.200 Tieren fast viermal so viele Wölfe wie in Schweden. Auch die Zahl der Wolfsangriffe auf Nutztiere steigt stetig. Trotzdem steht der Wolf nach wie vor unter strengem Naturschutz.

Seit 2007 leben wieder Wölfe in Mecklenburg-Vorpommern. Schon ein Jahr später wurde ein Monitoring im Land eingeführt, also eine systematische Beobachtung und Nachverfolgung. Die Verbreitung der Tiere wurde damals hauptsächlich mittels Fotofallen untersucht. Bis etwa 2012 konnten auf diese Weise nur einzelne Tiere nachgewiesen werden. Das erste Wolfspaar im Land wurde während des Monitorings 2012/2013 beobachtet. Die ersten bestätigten Wolfsrudel folgten im Jahr 2014/2015. Seitdem nimmt die Population in MV stetig zu.

Wölfe im halben Land

Die Auswertung der Wolfsverbreitung im Jahr 2021/2022 zeigt: 50 Prozent der Landesfläche gelten als vom Wolf besiedelt. Das entspricht einer Fläche von mehr als 11.500 Quadratkilometern. Die meisten Wolfsrudel leben in den Grenzgebieten zu Polen, Brandenburg und Niedersachsen. Aber auch im Rostocker oder Greifswalder Umland werden vermehrt Rudel beobachtet. Insgesamt wurden im letzten Monitoringjahr 18 Rudel, sechs Paare und vier Einzeltiere bestätigt.

Viermal mehr Wölfe in Deutschland als in Schweden

Deutschlandweit leben mindestens 1.175 Wölfe in Rudeln, als Paar oder alleine. Die Zahl der Wölfe in Deutschland ist dabei fast viermal höher als beispielsweise im benachbarten Schweden – obwohl Schweden etwa anderthalbmal größer ist als Deutschland. Die gesetzlich festgelegte Obergrenze für die dortige Wolfspopulation beträgt 300 Tiere. Wird dieser Wert überschritten, wird der Bestand gezielt bejagt. Sinkt der Bestand über einen längeren Zeitraum unter 300 Tiere, wird die Jagd ausgesetzt.

Während in der DDR die Jagd auf Wölfe ab 1984 wieder möglich war, stehen die Tiere seit der Wiedervereinigung 1990 bundesweit unter Naturschutz. Der Abschuss eines Wolfs gilt als Straftat und kann mit Geld- oder Freiheitsstrafe geahndet werden. In MV kam es im Beobachtungsjahr 2021/2022 dennoch zu fünf bestätigten, illegalen Wolfstötungen. Zehn Tiere erlagen außerdem Verletzungen, die auf Straßenverkehr zurückzuführen sind.

Aufwendige Präventionsmaßnahmen

Seit 2007 zahlte das Land etwa 200.000 Euro an Nutztierhalter:innen in MV aus, deren Tiere von Wölfen getötet oder verletzt wurden. Um die Angriffe zu minimieren, unterstützte das Landwirtschaftsministerium Tierhalter:innen im vergangenen Jahr mit etwa 410.000 Euro. Das Geld konnte beispielsweise in die Verstärkung von Zäunen, der Errichtung von Elektrozäunen oder in Herdenschutzhunde investiert werden.

MVs Landwirtschaftsminister Till Backhaus äußert sich zur wachsenden Population bislang noch zufrieden: „Die Zuwachsrate beim Wolfsbestand liegt innerhalb unserer Erwartungen. Trotz der äußeren Einflüsse auf den Bestand zeigt die Wachstumsrate weiter nach oben.“ Für den SPD-Politiker einerseits ein Beleg für einen gelungenen Artenschutz. Drohende Konflikte, etwa mit Tierhaltern, müssten aber weiterhin gemanagt werden.

Zu dem Konfliktmanagement gehört, neben der Präventionsberatung, die „Wolfshotline“. Unter der Telefonnummer können auffällige Sichtungen und Schadensfälle gemeldet werden. Im Jahr 2021 wurden über 60 Wolfsangriffe gemeldet, bei denen 197 Tiere getötet und 47 verletzt wurden.

Durch die Zahlen sieht sich Backhaus darin bestärkt, in den Bemühungen „hinsichtlich tragfähiger und nachhaltiger Lösungen nicht nachzulassen“. Er habe das Thema auf die Tagesordnung der nächsten Umweltministerkonferenz gesetzt. „Das sind wir den Weidetierhaltern schuldig ebenso wie den Menschen in Wolfsschwer­punkt­gebieten, die sich inzwischen klar heraus­kristallisieren.“

Quellen

  1. Stier, Norman: Monitoring, auf: wolf-mv.de.
  2. Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (Hg.): Entwicklung der Territorien seit 2000, auf: dbb-wolf.de.
  3. Landwirtschaftsministerium MV (Hg.): Wolfspopulation im Monitoringjahr 2021/22 leicht angestiegen, auf: regierung-mv.de (18.11.2022).
  4. Bundesamt für Naturschutz (Hg.): Aktuelle Wolfszahlen (28.11.2022).
  5. NABU (Hg.): Wölfe in nordischen Ländern, auf: nabu.de (April 2022).
  6. Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (Hg.): Schutzstatus, auf: dbb-wolf.de.
  7. Landwirtschaftsministerium MV (Hg.): Wolfspopulation im Monitoringjahr 2021/22 leicht angestiegen, auf: regierung-mv.de (18.11.2022).
  8. Ebd.
  9. Stier, Norman: Schutz vor Übergriffen, auf: wolf-mv.de.
  10. Landwirtschaftsministerium MV (Hg.): Wolfspopulation im Monitoringjahr 2021/22 leicht angestiegen, auf: regierung-mv.de (18.11.2022).
  11. Stier, Norman: Kompensation bei Übergriffen auf Nutz- und Haustiere, auf: wolf-mv.de.
  12. Landwirtschaftsministerium MV (Hg.): Wolfspopulation im Monitoringjahr 2021/22 leicht angestiegen, auf: regierung-mv.de (18.11.2022).

Autor:in

  • Bild von Patrick Hinz, Chefredakteuer Katapult MV

    Chefredakteur

    Geboren in Vorpommern, aufgewachsen in Mecklenburg. Einziger KATAPULT-Redakteur mit Traktorführerschein UND Fischereierlaubnis.