Die Aktivist:innen betonen, dass es sich um keine feste Gruppe handele, man habe keinen Namen und keine Strukturen. Sie fordern sowohl die Stadtwerke Greifswald als auch alle anderen Energieversorger auf, sich vollständig vom Gas zu verabschieden und nicht in neue Gaskraftwerke und -infrastruktur zu investieren. Die bestehenden Kraftwerke seien zwar sehr effizient und würden deutlich weniger CO2 ausstoßen als andere Kraftwerke mit fossilen Energieträgern. Doch entweicht bei der Förderung von Erdgas enorm viel Methan, das ähnlich umweltschädlich ist wie CO2.
Trotz der Besetzung geht es aber nicht primär um die Stadtwerke Greifswald. Diese werden sogar explizit für ihre neue Solarthermieanlage gelobt. Auf Nachfrage bestätigen die Aktivist:innen das auch: „Die Stadtwerke sind nicht die dreckigsten Produzent:innen, deswegen versuchen wir auch in freundlichem Kontakt mit ihnen zu bleiben.“ Man habe die Stadtwerke auch per E-Mail informiert, dass die Aktion stattfindet, und zum Dialog eingeladen. Die Aktion sei als symbolische Besetzung angelegt und es sollte nichts beschädigt werden, hieß es von den Aktivist:innen.
Thomas Prauße, Geschäftsführer der Stadtwerke Greifswald, versicherte vor Ort, dass er den Protest verstehen könne und die Banner bis zum Sonnabend hängen bleiben dürften. Im Gespräch mit KATAPULT MV wies er aber auch darauf hin, dass eine große Lebensgefahr bestehe und es vor allem um die Betriebshaftpflicht gehe. Die Stadtwerke würden sich bereits bemühen, weitestgehend auf erneuerbare Energien umzustellen. Mit einem Augenzwinkern verwies er darauf, dass er mit dem Fahrrad gekommen sei.
Gegen 8.30 Uhr lief eine gesetzte Frist des Betreibers aus. Da sich zu diesem Zeitpunkt aber noch eine Person auf dem Schornstein und zwei Personen auf dem Nebendach befanden, übernahm die Polizei die Maßnahmen. Gegen 9 Uhr traf die Feuerwehr mit mehreren Einsatzwagen, Drehleiter und Hubwagen am Kraftwerk ein.Bis zum Mittag wurde der Einsatzort von Polizei und Feuerwehr geräumt. Die Stadtwerke schalteten das Kraftwerk aus Sicherheitsgründen ab, nachdem sie von den Aktivisten per Mail am Morgen auf den Protest aufmerksam gemacht wurden. Dadurch sei es in Greifswald teilweise zu einem Ausfall der Warmwasserversorgung gekommen. Die Mobilfunkantennen am Schornstein des Kraftwerkes wurden ebenfalls aus Sicherheitsgründen deaktiviert, wie die Stadtwerke mitteilten. Dadurch wurde der Handyempfang beeinträchtigt. 450 Haushalte und 25 Unternehmen seien zeitweise von der Warmwasserversorgung abgeschnitten gewesen. Das Banner mit der Aufschrift #Gasisover durfte hängen bleiben. Drei der Aktivist:innen, die nicht freiwillig vom Dach kamen, haben die Stadtwerke Greifswald nun wegen Hausfriedensbruchs angezeigt.