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OB-Wahlkampf in Schwerin

Breiter Konsens für starken Radverkehr

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Eingeladen hatte die seit 2020 bestehende Bürgerinitiative Radentscheid Schwerin, die mehr Investitionen in den Alltagsradverkehr der Landeshauptstadt fordert. Sie verlangt eine komfortablere Durchfahrt für Radfahrerinnen durch die Innenstadt. Konkret soll

  • die Alexandrinenstraße einen fahrradtauglichen Belag erhalten, 
  • die südliche Mecklenburgstraße zur Fahrradstraße werden und 
  • die Schloßstraße sichtbar fahrradfreundlicher gestaltet werden.

Etwa 120 Personen kamen, um die Positionen von drei Gastrednern sowie der vier OB-Kandidatinnen zu hören.

„Entscheidender Beitrag zum Klimaschutz“

Zu Beginn hielten drei geladene Experten kurze Einführungsvorträge. „Fußgänger:innen sind attraktiv für den Einzelhandel in der Innenstadt, weil sie Zeit haben und Geld ausgeben“, erklärte Dirk von Schneidemesser vom Institut für Nachhaltigkeit am Helmholtz-Zentrum Potsdam. Er forscht zum Thema „Mehr Umsatz durch attraktive Stadtgestaltung“ und hat herausgefunden, dass Ladenbesitzerinnen häufig fälschlicherweise glauben, dass ihre Kundinnen stets mit dem Auto kommen müssten.

Felix Weisbrich, Leiter des Grünflächenamtes des Berliner Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg, sprach über praktische und pragmatische Gründe für eine Mobilitätswende. „Wer Radwege baut, wird Radverkehr ernten“, äußerte er zuversichtlich und legte nach mit den Worten: „Wenn es so weitergeht, erstickt der Autoverkehr an sich selbst.“

Als letzter Gastredner sprach Stefan Luft aus Lübeck, der am Schweriner Radverkehrskonzept 2030 mitgewirkt hat und die grundsätzlichen Vorteile des Radverkehrs aufzeigte. „Radverkehr leistet einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz, zu einer nachhaltigen Mobilität und zur Standortqualität Schwerins.“

OB-Kandidatinnen einhellig pro Radverkehr

Die anwesenden vier der insgesamt sechs OB-Kandidatinnen – auf dem Podium fehlten Martin Steinitz (ASK) sowie Leif-Erik Holm (AfD), der nicht eingeladen worden war – sprachen sich allesamt für eine Verbesserung des Radverkehrs aus.

Thomas Tweer (parteilos, unterstützt von CDU, FDP und UB) fordert einen stärkeren Straßenbahnausbau und mehr Angebote für Park and Ride. Auch der Schulweg soll nach seinen Vorstellungen auf dem Fahrrad stattfinden. „Wir müssen an der Haltung der Eltern arbeiten, dass auch Kinder Strecken mit dem Fahrrad zurücklegen.“

Amtsinhaber Rico Badenschier von der SPD möchte die südliche Mecklenburgstraße sofort zur Fahrradstraße machen. Er sagt aber auch: „Leider bedeutet mehr Radfahren weniger Nahverkehr, aber nicht weniger Autos.“

Für Regina Dorfmann (Grüne) gebe es bereits gute Wege zur Schule, dennoch sieht sie Handlungsbedarf. Außerdem plädiert sie für ein konsequentes Tempolimit von 30 km/h in der Schweriner Innenstadt sowie für mehr Platz in den Straßenbahnen für Fahrräder und „unbedingt auch mehr Straßenbahnen und einen besseren ÖPNV“. Auch sie möchte die südliche Mecklenburgstraße zur Fahrradstraße machen.

Daniel Trepsdorf (Linke) will neuralgische Punkte im Radverkehr angehen und glaubt, dass Schwerin das Zeug zu einer 15-Minuten-Stadt habe, in der alle Ziele innerhalb einer Viertelstunde mit dem Fahrrad erreicht werden können. Er spricht sich für Aufklärung und Verkehrserziehung aus und möchte mehr Angebote für Lastenräder in die Stadt bringen.

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ist KATAPULT MVs Inselprofi und nicht nur deshalb gern am Wasser. Nutzt in seinen Texten generisches Femininum.

haut als freier Journalist in Schwerin für KATAPULT MV in die Tasten. Manchmal knipst er auch.

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