„Man kann (..) von einer deutlichen Kannibalisierung der umwelt- und stadtverträglichsten Fortbewegungsarten sprechen.“ Zu diesem Ergebnis kommt das Mobilitätsamt in seiner Studie zur Nutzung von E-Rollern in Rostock.
Die Strecken, die die Befragten im Herbst letzten Jahres mit den E-Rollern zurückgelegt haben, wurden vor der Ansiedlung der Flitzer zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt – den umweltfreundlichsten Fortbewegungsmitteln. Damit stoßen gemietete Elektroscooter mehr CO2 aus als die Verkehrsmittel, die sie ersetzen. Denn auch E-Scooter – insbesondere gemietete – sind mitnichten CO2-neutral. E-Roller leisten somit keinen Beitrag zur sogenannten Verkehrswende, den nachhaltigen Umstieg vom Auto auf umweltschonende Verkehrsmittel.
Ganze 70 Prozent der Befragten hätten den Fahrtweg mit dem Scooter früher zu Fuß zurückgelegt. So landete auch auf Platz drei der Gründe für die Nutzung von E-Rollern: keine Lust zu Fuß zu gehen. Mit 70 Prozent wurde am häufigsten die Schnelligkeit genannt, mit 35 Prozent am zweithäufigsten die Verfügbarkeit der Geräte.
Die Rostocker Befragung bestätigt die Befunde anderer Untersuchungen, nach denen E-Roller nicht umweltschonend sind. Dennoch empfehlen die Macher:innen der Studie, das Angebot an E-Rollern zusammen mit privaten Anbietern auszubauen – zumindest in Kombination mit anderen Leihangeboten und dem öffentlichen Nahverkehr. Der Grund: Die Hoffnung, dass junge Menschen sich erst später oder gar kein privates Auto anschaffen, wenn sie ihre flexible Verkehrsmittelwahl bewahren.
Kooperation zwischen Amt und Anbietern
Ein weiterer möglicher Grund: Das Mobilitätsamt führte die Studie zusammen mit zwei E-Roller-Anbietern aus Rostock durch. Diese riefen ihre Kund:innen via App beziehungsweise E-Mail zur Teilnahme an der Befragung auf. Im Gegenzug boten die Anbieter einen finanziellen Anreiz. Welche die beiden Anbieter sind und welche Anreize jeweils geboten wurden, geht aus der Studie nicht hervor.
1.716 Personen nahmen innerhalb von 14 Tagen im Oktober und November 2021 an der Onlinebefragung teil. 88 Prozent der Befragten wohnen in Rostock, fünf im Landkreis und sieben woanders.
„Junge Männer wollen Spaß“
Doch die Studienmacher:innen sehen die Tendenz hinsichtlich Alter und Geschlecht kritisch: Die Studienteilnehmer:innen sind vorwiegend zwischen 20 und 39 Jahre alt, zwei Drittel sind unter 30. Außerdem waren 74 Prozent der Befragten männlich.
Doch ob lediglich mehr Männer an der Umfrage teilgenommen haben oder tatsächlich hauptsächlich Männer E-Roller leihen, geht aus der Befragung nicht hervor. Die Art der finanziellen Anreize könnte eine Rolle gespielt haben.
Durch Rostock düsen 2.000 E-Roller von vier Verleihfirmen. Damit ist Rostock die rollerreichste Stadt des Landes. Wismar hingegen wehrt sich seit 2021 erfolgreich gegen die Ansiedlung von Anbietern.
Quellen
- Hanse- und Universitätsstadt Rostock (Hg.): Leih-E-Tretroller – Ein Beitrag zur Verkehrswende? Ergebnisse einer Nutzerbefragung der Hanse- und Universitätsstadt Rostock, S. 5, auf: rathaus.rostock.de (Mai 2022).↩
- Ebd.↩
- Reck, Daniel J. u.a.: Mode choice, substitution patterns and environmental impacts of shared and personal micro-mobilty, auf: sciencedirect.com (Januar 2022) / Hobusch, Jessica u.a. (2021): E-Scooter – Freizeitspaß oder alternatives Mobilitätsangebot?. Forschungsstudie. Straßenverkehrstechnik 1.2021.↩
- Hanse- und Universitätsstadt Rostock (Hg.): Leih-E-Tretroller – Ein Beitrag zur Verkehrswende? Ergebnisse einer Nutzerbefragung der Hanse- und Universitätsstadt Rostock, S. 6, auf: rathaus.rostock.de (Mai 2022).↩
- Ebd., S. 2.↩
- Ebd., S. 2, 3, 6.↩
- Ebd., S. 3.↩
- Hanse- und Universitätsstadt Rostock (Hg.): Neue Regeln für Elektro-Tretroller – LIME legt Winterpause ein, auf: rathaus.rostock.de (28.1.2022).↩