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Gutachten zur Mietpreisbremse

Wohnungsmarkt in Rostock und Greifswald weiterhin angespannt

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Lesedauer: ca. 4 Minuten

Leerstandsquoten in Rostock und Greifswald, 2022. Symbolisiert mit zwei Häusern: In Rostock 0,9 in Prozent, in Greifswald 2,9 in Prozent. Unter 4 Prozent wird es kritisch.

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Am Mittwoch stellte Innenminister Christian Pegel (SPD) das Gutachten zu den Wohnungsmärkten in Rostock und Greifswald vor. Hintergrund ist die aktuell gültige Mietpreisbremse, die im kommenden Jahr auslaufen soll. Sie wurde 2018 eingeführt, um die rasant steigenden Mieten in den beiden Städten zu stoppen. Seitdem dürfen Mieten für neu abgeschlossene Verträge maximal zehn Prozent über dem örtlichen Mietspiegel liegen. Am Vormittag wurde das Gutachten zunächst in Rostock, am Nachmittag dann im Greifswalder Rathaus präsentiert. Neben Pegel waren dort auch die stellvertretende Oberbürgermeisterin und Bausenatorin Jeanette von Busse (CDU) und ein Vertreter des ausführenden Gewos-Instituts, Fabian Maaß, anwesend.

Gutachten nennt vier Faktoren

Voraussetzung für eine Verlängerung der Mietpreisbremse ist, dass der Wohnungsmarkt weiterhin angespannt ist. Um dies zu bestimmen, werden vier Faktoren herangezogen.

Zunächst wurde hierfür der Preisanstieg der Mieten zwischen 2017 und 2021 untersucht. In Greifswald liegt dieser bei 14 Prozent, in Rostock bei 12 Prozent. Ein kräftiger Anstieg, der trotzdem weit hinter dem Bundesdurchschnitt zurückbleibt – der liegt nämlich bei satten 23 Prozent.

Auch die Mietbelastung, also welchen Anteil ihres Einkommens Haushalte für Miete ausgeben müssen, war Teil des Gutachtens. Hier liegen beide Städte deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Dass die Einwohner:innenzahl für Greifswald zunimmt, wertet Innenminister Pegel eigentlich als positives Signal. Andere Regionen hätten mit einer stetigen Abwanderung zu kämpfen, während Greifswald offensichtlich als attraktiver Wohnort gelte. Doch weil die Einwohner:innenzahl stärker steigt, als neue Wohnungen hinzukommen, verschärft auch dieser dritte Faktor den Wohnungsmangel.

Als letzten Faktor untersuchte das Gutachten die Leerstandsquote. Um eine Fluktuation auf dem Wohnungsmarkt, beispielsweise durch Umzüge oder Renovierungen, zu ermöglichen, muss ein gewisser Anteil an Wohnungen leerstehen. Wie Gutachter Maaß erklärte, sei dafür eine Quote von drei bis vier Prozent erforderlich. In Rostock liegt diese aber nur bei 0,9 Prozent – ein Anzeichen für einen extrem angespannten Wohnungsmarkt. Greifswald liegt mit einer Quote von 2,9 Prozent ebenfalls unter der Grenze. Bundesweit schwankt der Wert deutlich: In beliebten Großstädten wie München liegt die Leerstandsquote teilweise nur bei 0,2 Prozent, den größten Leerstand weist die Stadt Pirmasens in Rheinland-Pfalz auf. Hier stand 2020 fast jede zehnte Wohnung leer. In Mecklenburg-Vorpommern führt Schwerin die Liste an, mit einem Leerstand von acht Prozent im Jahr 2020.

Bauen, bauen, bauen

Obwohl nur drei der vier Faktoren zutreffen, sprach sich das Gewos-Gutachten dafür aus, den Wohnungsmarkt in beiden Städten weiterhin als angespannt zu beurteilen. Die Mietpreisbremse muss formal erneut vom Kabinett beschlossen werden, Innenminister Pegel kündigte jedoch gestern bereits an, dass er von einer Verlängerung ausgehe. Langfristig sei das Problem zwar nur durch Neubauten zu lösen, doch die Preisbremse wirke dabei „wie ein Stock in den Speichen“, um den rasanten Anstieg der Mieten kurzfristig zu stoppen. Jeanette von Busse betonte derweil, dass in Greifswald bereits viele Bauvorhaben geplant seien, um den Wohnungsmarkt zu entlasten. Beispielsweise seien auf einem Neubaugebiet am Hafen bis zu 730 Wohneinheiten geplant. Doch einige der aufgelisteten Bebauungspläne stecken noch in den Kinderschuhen: Während am Hafen schon gebaut werden kann, sind andere Gebiete noch nicht einmal als Baugebiet freigegeben. Bis dort also bezugsfertige Wohnungen entstehen, dürfte es noch eine ganze Weile dauern.

Auch der studentische Wohnungsmarkt wurde thematisiert. Da es sich bei Studierenden häufig um eine finanziell schwache Gruppe handelt, sei hier bezahlbarer Wohnraum besonders wichtig, erläuterte Maaß. Greifswald liegt mit einem Studierendenanteil von 17,4 Prozent deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Der Asta der Universität hat darum eine Notwohnraumbörse ins Leben gerufen, über die Studierende kurzfristig günstige Bleiben finden können.

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Autor:innen

Geboren 1998. Studiert Journalistik und Politikwissenschaft in Passau und scheiterte bereits drei Mal bei dem Versuch, ein Auslandssemester zu absolvieren, an der Corona-Pandemie. Ihre journalistischen Schwerpunkte sind Politik und Feuilleton. Praktikantin bei KATAPULT

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