KATAPULT MV: Wie kamst du zum Radsport? Und wieso keine andere Sportart – wie zum Beispiel Fußball.Jasper Carls: Ich bin durch meine Familie dazu gekommen. Mein Vater ist schon seit vielen Jahren in meinem Radsportverein tätig, und da bin ich jetzt schon seit meinem dritten Lebensjahr Mitglied. Und weil ich besser Radfahren als Laufen kann. Das heißt natürlich nicht, dass ich Bolzen nicht mag. Die Anderen haben das aber meistens zu ernst genommen. Deshalb habe ich schon im Kindergarten nicht zu den Fußballspielern gehört.
Wie viel Platz nimmt der Sport in deinem Alltag ein – neben der Schule oder Freunden?Der Sport ist für mich schon sehr präsent. Meine besten Freunde sind gemeinsam mit mir im Verein oder sind Radsportler aus anderen Teilen des Landes, die ich regelmäßig auf Rennen oder im Training treffe.
Ist es manchmal trotzdem schwierig für dich, alles miteinander zu vereinbaren?Bis jetzt komme ich sehr gut klar damit, Schule und Training unter einen Hut zu bringen. Und ich freue mich noch immer auf das Training. Durch meine Freunde wird es nie langweilig.
Was ist denn für dich das tollste am Radsport oder anders gefragt: Gibt es einen Moment beim Fahren, den du als besonders schön erlebst?Ja. Der Moment, in dem man merkt, dass man nicht nur seinen sportlichen Gegner überwunden hat, sondern auch sich selbst und dann als erster über die Ziellinie fährt. Und wenn gerade mal kein Rennen ist, dann ist es einfach die Geschwindigkeit, mit der man nahezu lautlos über die Straße oder die Bahn fliegt.
Jetzt bist du vor zwei Wochen schon zum zweiten Mal deutscher Meister geworden. Hast du das schon realisiert? Beim ersten Titel habe ich es nicht gleich realisiert, weil der Sieg für mich unerwartet kam. Als ich über die Ziellinie gefahren bin, habe ich vor Freude meine Arme in die Luft gerissen und mich einfach nur gefreut. Nach der Siegerehrung haben mein Trainer, meine Teamkollegen und ich uns gemeinsam die Siegertorte geteilt.
Beim zweiten Titel hatte ich schon die Favoritenrolle inne. Da kam es nicht mehr ganz so überraschend. Aber das Gefühl, ganz oben auf dem Podium zu stehen, war trotzdem überwältigend. Es ist schon etwas Besonderes, wenn man da oben steht, die Nationalhymne gespielt wird und alle kurz innehalten.
Ist dein Erfolg etwas, was du auch mit deinen Freunden teilen kannst? Was sagen die anderen in der Schule?Den Erfolg teile ich mir in erster Linie mit meinem Trainer und den Sportler:innen aus meinem Verein, die vor mir den Weg gegangen sind und ihn für mich geebnet haben. Ich habe sehr viele Glückwünsche von vielen Menschen um mich herum und meinen Mitschüler:innen bekommen und meine Freunde haben sich auch für mich gefreut. In der Schule merke ich, dass ich mit meinem Sport jetzt nicht mehr so sehr Außenseiter bin und dass der Radsport nicht mehr unbedingt als nerdige Randsportart angesehen wird.
Wie hast du vor weiterzumachen?Ich komme jetzt erstmal in die nächste Altersklasse – U17. Da bin ich dann wieder einer der Jüngsten. Mein nächstes Ziel ist es jedoch, es in den Nachwuchs-Nationalkader zu schaffen, um 2028 an den Europameisterschaften auf der Bahn teilnehmen zu können. Das hat auch mein Vereinskollege Theo Fischer (U19) schon geschafft, der vor zwei Wochen Vize-Europameister im Teamsprint geworden ist.Naja und ganz entfernt dann vielleicht mal Radprofi in der World-Tour – der Champions-League des Radsports – werden und das Paris-Roubaix gewinnen oder die Tour de France.
Quellen
- Das Paris-Roubaix ist eines der bekanntesten Eintagesrennen im Radsport. Dieses Jahr müssen bei den Männern 259,7 Kilometer gefahren werden. Jedes Jahr tückisch: die Abschnitte des Rennens, die über Kopfsteinpflaster führen.↩