Endlich ist es so weit! Die 25. Ausgabe der Tage Alter Musik Schwerin musste wegen der Corona-Schutzmaßnahmen zwei Jahre auf sich warten lassen. Am Wochenende konnte die etablierte Konzertreihe des Musikvereins Mecklenburg-Vorpommern nun starten und eröffnete mit einem Kinder- und Familienfest bei kühlem, aber sonnigem Wetter. Auf Schloss Wiligrad bot sich unter dem Motto „FrühlingsBACH auf Tour“ ein facettenreiches Programm. Etwa 500 Menschen besuchten das Fest nach Angaben der Organisator:innen über den Tag verteilt. Gleich drei Konzerten konnte vor Ort gelauscht, Schauspielaktionen verfolgt, es konnte gebastelt und musiziert werden.
Im ersten Konzert, noch vor den Menuetts, Fugen und Sinfonien Johann Sebastian Bachs, spielten die Ataraxia-Minis, das Kinderorchester der Schweriner Musikschule, das ukrainische Volkslied Dnipro. So war, durch die Auswahl des Liedes, auch das Schicksal der vor dem Krieg aus ihrer Heimat flüchtenden Ukrainer:innen präsent.
Für das Publikum war das Kinder- und Familienfest ein ansprechender Auftakt. „Wir fanden das Programm in diesem Ambiente sehr gelungen“, erzählte ein Vater gegenüber KATAPULT MV. Gerade für seine Kinder sei es eine tolle Gelegenheit gewesen, „viele Instrumente das erste Mal live zu hören und zu sehen“. Im nächsten Jahr wolle er mit seiner Familie auf jeden Fall wiederkommen. Auch Ute Neumann aus Schwerin lobte: „Ein rundum gelungener Tag voller Musik und Spiel für unsere Kinder und uns Eltern. Ein dickes Lob für so viel ehrenamtliches Engagement. Unsere Tochter war von den mutig aufspielenden Kinder enorm beeindruckt.“
Vielfältiges Programm: Crossover, Literatur und Lichtspiel
Die Tage Alter Musik haben bis zum 10. April barocke Musik wie die Goldbergvariationen, Hausmusik von Händel und als festliches Abschlusskonzert auch die Johannespassion von Johann Sebastian Bach im Programm.
So wird im Verlauf des Musikfests am Dienstag unter dem Titel „Barocke Kostbarkeiten crossover“ zeitgemäß improvisiert. Thematisch werden sich dabei die beiden künstlerischen Leiter des Festes, der Kantor der Schweriner Paulskirche, Christian Domke (Klavier), und der ehemalige Leiter der Musikschule Ataraxia, Jörg Ulrich Krah (Violoncello), aus Motiven barocker Musik bedienen, um dann einen modern-wilden Musikmix zu präsentieren. Am Donnerstag folgt in der St.-Anna-Kirche ein meditativer Abend mit Cello- und Lautenklängen, die mit Videoinstallationen verknüpft werden. Insbesondere die an die Kirchendecke projizierten Lichteffekte, verbunden mit frühbarocker Musik, sollen das Gotteshaus in eine meditative Stimmung tauchen, so die Veranstalter. Am Freitag ist bei der Präsentation von Bachs Goldbergvariationen ein Dialog zwischen der Sprache der Musik und der Literatur geplant. Durch Rezitationen aus E.T.A. Hoffmanns Der leitende Kapellmeister und C.P.E. Bachs Nekrolog zwischen den einzelnen Cembalostücken haben die Veranstaltenden einen Spannungsbogen vorgesehen, der die große Vielfalt der Goldbergvariationen illustrieren soll.
Coronabedingte Programmanpassungen nötig
Coronabedingt gibt es jedoch auch Ausfälle, so beispielsweise am kommenden Sonntag. Das im Programm der Johannespassion vorgesehene Tanztheater Lysistrate muss vorsorglich aufgrund der Corona-Hygieneregeln entfallen. Auch in der Johannespassion wird es Videoprojektionen geben. Am Hochaltar, mit der großen Kreuzigungsszene in der Mitte, werden bei der Grablegungszene in dezenter Weise der Gesang und die Musik durch Videoprojektionen visuell unterstrichen. Durch verschiedene Bilder soll eine Einheit von Wort, Musik und Bild entstehen.
Die aktuellen Programmpunkte finden sich auf der Internetseite des Festes.
Schweriner Vocalensemble wird 30 Jahre alt
Obwohl die Tage Alter Musik 2022 noch nicht vorbei sind, wird bereits aufs kommende Jahr geschaut. Christian Domke, einer der künstlerischen Leiter des Festes, tut dies schon jetzt mit Optimismus und zahlreichen Ideen. So feiert etwa das Schweriner Vocalensemble im kommenden Jahr seinen 30. Geburtstag. Domke hofft, dass bei diesem „Geburtstagfest“ dann die Tage Alter Musik auch wieder Tanz und Videoprojektionen zusammenbringen können. „Es gibt viele Freund:innen der Tage Alter Musik und wir wollen die Reihe unbedingt weiterführen“, wünscht er sich. Dafür müssten natürlich möglichst viele Zuschauer:innen zu den Konzerten kommen. Das sei nämlich die „beste Unterstützung für die leidenschaftliche Arbeit der vielen ehrenamtlichen Mitwirkenden“. An Nachfrage nach Musikerlebnissen fehlt es zumindest in diesem Jahr jedenfalls nicht. So war das Kinderkonzert am gestrigen Montag bereits ausverkauft.