Ein knappes Dutzend Besucher:innen haben sich die Eröffnungsveranstaltung des zweiten Teils der Fotoausstellung „Bilder über Landschaften“ trotz Corona-Beschränkungen nicht entgehen lassen. Sie wurden mit einer kurzweiligen und lehrreichen Einführung von Knut Maron über sein fotografisches Werk belohnt. Detailliert schilderte er, was es für das Zustandekommen der Bilder braucht. Will man Pferde im Schneetreiben so ablichten, wie es Maron 2005 tat, braucht es neben einer Polaroid SX-70 eine fotografische Idee, das nötige Durchhaltevermögen und ganz wichtig: wetterfeste Kleidung! Wie er mehrere Stunden in Winterkälte mit tauben Fingern am Auslöser verbringt, um den richtigen Moment zu finden, kann man sich dank Marons Erzählung leicht vorstellen.
Beim zweiten Teil der Werkschau handelt es sich um Landschaften aus aller Welt, die in eigens für die Präsentation angefertigten Vitrinen zu sehen sind. Aber auch fotografische Andenken an die deutsch-deutsche Grenze und Impressionen ostdeutscher Landschaften finden sich in den Schaukästen. Anke Schunke, Leiterin des Kulturforums, hat sie zweiteilige Werkschau kuratiert. Gerade weil sie die kleinformatigen Bilder aus aller Welt im unmittelbaren räumlichen Zusammenhang mit unserer heimischen Umgebung bringt, ist sie so gelungen.
Was Maron über mehr als vier Jahrzehnte immer wieder künstlerisch beschäftigt, ist die Veränderung, mitunter auch die sehr brutale Reaktion der Natur. Immer wieder ist sie es, sind es die Landschaften, die in seinem 8.500 Werke umfassenden Fundus von Motiven eine zentrale Rolle spielen. „Landschaften sind auf der einen Seite schön, oftmals aber nicht mehr intakt, und diese dialektische Position sehe ich in meinen Bildern“, erläutert der Künstler seine Auswahl von Themen wie Erdrutsche, Hochwasser, Waldbrände. Auf den kleinformatigen Polaroids erscheinen die Menschen in der Natur häufig klein, mitunter winzig. Maron legt Wert auf die Feststellung, dass er auch technisch alle Fotos selbst geschaffen hat. „Gibt man ein Negativ in 20 Labore, so bekommt man 20 unterschiedliche Fotos zurück“, begründet Maron seine Motivation, die Anfertigung des endgültigen Fotos niemand anderem als sich selbst zu überlassen.
Wer ist Knut Wolfgang Maron?
Der emeritierte Professor und ehemalige Dekan des Fachbereichs Design und Innenarchitektur der Wismarer Hochschule begann seine berufliche Laufbahn mit einer Fotografenlehre in seiner rheinischen Heimatstadt Bonn. Die Polaroidfotografie wurde rasch der elementare Baustein für den stets neugierigen Maron. Reisen führten ihn um die ganze Welt. Nach einem mehrjährigen Arbeitsaufenthalt in Paris erhielt er 1993 einen Ruf als Professor an die Hochschule Wismar. Hier schuf Maron sich eine Basis, von der aus er die fotografische Bewegung der Neuen Subjektivität initiierte und vorantrieb. Er wurde zu einem der wichtigsten Wegbereiter der experimentellen Farbfotografie in Deutschland. Im Gespräch mit KATAPULT MV erzählt er von weiteren Reisevorhaben, die ihn auf die andere Seite des Globus bringen sollten. Geplant war, nach Papua-Neuguinea und Tasmanien zu reisen. Corona hat dieses Vorhaben erst einmal verhindert, aber der Polaroid-Enthusiast Knut Maron hat noch andere, näherliegende Projekte im Sinn.
Mit einem Blick für die Schönheit von Landschaften und ein bisschen Fantasie lässt sich für das Eintrittsgeld von fünf Euro (ermäßigt drei Euro) bei dieser Ausstellung eine (gedankliche) Reise durch Mecklenburg-Vorpommern, aber auch nach Frankreich, in die Türkei, die USA, eben um die Welt machen. Geöffnet ist dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr. Es gilt die 2Gplus-Regelung.