Derweil trauert die Familie von Mehmet Turgut Jahr für Jahr um ihren Bruder und Sohn. Der als Zufallsopfer von einer rassistischen Terrorgruppe durch gezielte Schüsse kaltblütig ermordet wurde, als er einem Freund aushalf. Jahrelang musste die Familie die rassistischen Vorverurteilungen der deutschen Behörden ertragen. Dann einen fünf Jahre dauernden Gerichtsprozess erdulden, an dessen Ende ein Urteil steht, in dem die Opfer der menschenverachtenden und zerstörerischen Ideologie kaum Erwähnung finden. Und dessen Urteilsspruch für einen Mitangeklagten bei anwesenden Neonazis Jubelstürme auslöste. Bis heute müssen die Angehörigen von Mehmet Turgut und anderen NSU-Opfern mitansehen, wie in Untersuchungsausschüssen immer wieder Akten zurückgehalten werden oder verschwinden, weil der Schutz von V-Leuten wichtiger zu sein scheint als die Aufklärung der Mordserie und die Aufdeckung der weitreichenden rechtsextremen Netzwerke in Deutschland.
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Und dann mauert sogar die Stadt bei der legitimen Forderung, den Weg nach Mehmet Turgut zu benennen. Was ist schon die Umbenennung einer Straße angesichts des Schicksals der Familie Turgut? Sie wäre ein wichtiges Zeichen des Respekts gegenüber der Familie und allen anderen Opfern des NSU. Und ein Zeichen gegen Rassismus, das gerade jetzt wieder besonders wichtig ist. Wo die AfD in den vielleicht gleichen Neonazinetzwerken vernetzt ist wie der NSU und mit Menschen- und Demokratiefeind:innen über die millionenfache Deportation fantasiert, um Deutschland von Menschen mit Migrationshintergrund, falscher Hautfarbe und/oder unliebsamer politischer Einstellung zu säubern. Wenn nicht einmal mit einer so einfachen Geste wie einer Straßenumbenennung dem Wunsch der Opfer von rechtsextremer Gewalt und institutionalisiertem Rassismus entsprochen wird, wozu sind wir dann überhaupt gewillt?