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Demonstration

„Krisenbündnis“ für einen Protest ohne Nazis

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Lesedauer: ca. 3 Minuten

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120 Menschen sind gestern nach einer Kundgebung auf dem Markt durch die Greifswalder Innenstadt gezogen. Das neu gegründete Krisenbündnis Greifswald hatte dazu aufgerufen – als erste Aktion. Vor einer Woche wurde es von Mitgliedern linker Parteien, Initiativen und Vereine gegründet, um eine Protestgruppe gegen den aktuellen Kurs der Bundesregierung zu schaffen, der sich jedoch scharf von Neonazis und „Querdenkern“ abgrenzt.

Mit einer Kundgebung auf dem Greifswalder Markt begann die Protestaktion gestern Nachmittag. (Foto: Ole Kracht)

Die Proteste des sogenannten „Heißen Herbsts“ werden aktuell von rechten und verschwörungsideologischen Gruppen dominiert. Diesem Trend will sich das Bündnis in Greifswald entgegenstellen. Unter dem Motto „Löhne hoch, Preise runter“ protestierten die Demonstrationsteilnehmer:innen gegen Preissteigerungen, Krisen und Aufrüstung. Vor allem Erwerbslose, Geringverdienende, Geflüchtete und Alleinerziehende seien von der Krise am stärksten betroffen. Dagegen wolle sich das Bündnis wehren. „Uns ist klar, dass wir nicht die Welt verändern. Aber wir können Teil einer linken sozialen Bewegung sein, die den Druck auf die Herrschenden erhöht“, so das Bündnis gestern in den Sozialen Medien.

Provokationen von rechts

Am Rande der gestrigen Demonstration versammelten sich einige bekannte Protagonisten der „Querdenker“-Szene, wie der ehemalige Anmelder der Greifswalder Montagsdemos, Andreas Pieper, das ehemalige AfD-Mitglied Thomas Kerl, das die Kundgebungen in Lubmin mitorganisiert, und Leute aus dem Umfeld der Wolgaster „Querdenker“-Demos. Einige von ihnen Personen versuchten mehrfach, zu provozieren, etwa indem sie in die Veranstaltung eindringen wollten. Mehrere fotografierten und filmten die Teilnehmer:innen der Kundgebung. Von den Ordner:innen wurden sie immer wieder der Versammlungsfläche verwiesen. Bereits im Vorfeld hatte das Bündnis deutlich gemacht, dass man sich von Neonazis und anderen Rechten klar abgrenze.

Die Demonstration führte nach der Kundgebung durch die Innenstadt. (Foto: Ole Kracht)

Für die Veranstaltenden war die Kundgebung und Demonstration dennoch ein Erfolg. Eine weitere Aktion soll im Oktober folgen.

Gestern weniger Teilnehmende an landesweiten Protesten

Neben Greifswald gab es gestern auch in vierzehn weiteren Städten landesweit wieder Demonstrationen gegen die Energiepolitik, etwa in Schwerin, Wismar, Ludwigslust, Neubrandenburg, Güstrow und Waren. Nach Polizeiangaben waren es aber weniger Teilnehmer:innen als zuvor. Insgesamt gingen etwa 7.000 Menschen landesweit auf die Straße.

Transparenzhinweis: In der ersten Version des Artikels haben wir Andreas Pieper als Anmelder der Montasgdemos bezeichnet. Tatsächlich ist er der ehemalige Anmelder. Zudem betonte er in einer E-Mail, dass er zu keiner Zeit an der Versammlung teilnehmen wollte und nach seinem Ermessen ausreichend Abstand gehalten habe. Der Artikel wurde am 10.10.2022 korrigiert.

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Autor:innen

Ist seit 2020 Redakteur bei KATAPULT.
Seine Arbeitsschwerpunkte sind aktuelle Berichterstattung, Rechtsextremismus, Umweltthemen sowie Fotos & Videos.

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