Von der AfD gelobt

Kritik am Begriff „Remigration“ für Migrationsamt in Rostock

Unwort des Jahres und offizieller Amtsbegriff? Eine offene Stelle im Migrationsamt Rostock hat eine Debatte über die Bezeichnung des Sachgebiets „Remigration“ ausgelöst. Die Stadt hat die Stellenausschreibung von ihrer Internetseite genommen, bis ein neuer Name für Sachgebiet und Stelle gefunden ist.

Eine Stellenausschreibung der Rostocker Stadtverwaltung sorgt für Diskussionen. Stellenbezeichnung: „Sachbearbeiter*in Remigration“. Seit der Correctiv-Recherche zu Deportationsplänen Rechtsextremer, darunter auch AfD-Mitglieder, wird immer wieder auf die extrem rechte Schlagseite des Begriffs hingewiesen. Erst im Januar wurde Remigration zum Unwort des Jahres gekürt, da er rechtsextreme Ideologien und Fantasien beschönige und verharmlose. 

Seit 2017 ist eines von drei Sachgebieten im Migrationsamt der Hansestadt nach dem Begriff benannt. Die Sachbearbeiter:innen entscheiden über Duldungen, freiwillige Ausreisen und Abschiebungen. Kritisiert wird nun Unsensibilität in der Begriffsnutzung und dass die Stadtverwaltung dadurch – ebenso wie neue Rechte, AfD und Identitäre – den Begriff relativieren und neutralisieren und somit salonfähig machen würde.

Applaus von der AfD

Die Stadt rechtfertigte den Gebrauch der Bezeichnung damit, dass es ein „Standardbegriff in der Migrationsforschung“ sei, der von extrem Rechten umgedeutet und vereinnahmt werden würde. „Der Missbrauch des Begriffs durch Rechtsextremisten sollte daher nicht dazu führen, die Arbeit der Verwaltung mit den rechtsextremen Absichten gleichzusetzen.“ 

Doch mit der Strategie erntete die Linken-Oberbürgermeisterin Eva-Maria Kröger Applaus von rechts: Die Landes-AfD lobte, dass Kröger mit „gutem Beispiel vorangehen“ würde, um den Begriff aus der „linken Tabuzone“ zu holen. 

Die Stellenausschreibung wurde mittlerweile von der Website der Hansestadt entfernt, die Bezeichnung von Sachgebiet und Stelle werde nun diskutiert. Kröger wolle dabei die Debatte aus der Perspektive der Betroffenen führen. Der Migrantenrat Rostock hält die Nutzung des Begriffs für nicht zeitgemäß und imageschädigend, eine Umbenennung sei überfällig. Er schlägt alternativ den Begriff „Rückkehr“ für den Amtsbereich vor.

Die Stellenausschreibung ist mittlerweile offline.

Quellen

  1. tagesschau.de (Hg.): „Remigration“ ist Unwort des Jahres 2023, auf: tagesschau.de (15.1.2024). 
  2. E-Mail der Hanse- und Universitätsstadt Rostock am 31.1.2024.
  3. E-Mail von Sybille Bachmann, Vorsitzende der Wählergemeinschaft Rostocker Bund, am 31.1.2024 und am 1.2.2024.
  4. E-Mail der Hanse- und Universitätsstadt Rostock am 1.2.2024.
  5. NDR (Hg.): Nach massiver Kritik: Rostock will Bereich „Remigration“ umbenennen, auf: ndr.de (1.2.2024).
  6. E-Mail von Dr. Ruben Cárdenas C., Geschäftsführer Migrantenrat Rostock, am 1.2.2024.

Autor:in

  • Bild von KATAPULT MV Redakeurin Victoria Flägel

    Redakteurin in Rostock

    Geboren in Rostock. Aufgewachsen in Rostock. Studierte in Rostock. Und Kiel.