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Geplantes LNG-Terminal

Kritik an Überkapazität und Warnung vor drohenden Gefahren

Verbände und Träger öffentlicher Belange können bis Freitag Einwände gegen den geplanten LNG-Ausbau vor Rügen beim zuständigen Bergamt Stralsund einreichen. Drängend erscheinen Fragen zur Notwendigkeit und der Sicherheit des Projekts.

Für die geplante Kapazität des LNG-Terminals vor Rügen fehlt laut Deutscher Umwelthilfe ein Bedarfsnachweis. Schon jetzt stehe fest, dass die Gasversorgung in Deutschland mit der bestehenden Infrastruktur sichergestellt sei. Das geht aus der vom Bundeswirtschaftsministerium in Auftrag gegebenen Analyse der Globalen Gasmärkte bis 2035 des Energiewirtschaftlichen Instituts Köln hervor, die der Umweltschutzorganisation vorliegt. Der aktuell geplante LNG-Ausbau in Deutschland sei überdimensioniert.

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Rostock äußert sich ebenfalls kritisch zum geplanten Vorhaben. Sie verweist einerseits auf die grundsätzliche Eignung des Standorts Lubmin zur Gasversorgung in Ostdeutschland und andererseits auf bereits bestehende Leitungsstrukturen. Diese trügen bereits erheblich zur Erdgasversorgung in Deutschland und in den Nachbarstaaten bei. Zusammen verfügten die Pipelines über eine jährliche Kapazität von rund 111 Milliarden Kubikmetern Erdgas. „Die Leitungen wurden und sind konzipiert, um einen wesentlichen Beitrag zur nötigen Versorgungssicherheit in Deutschland und Europa zu leisten“, heißt es in der Stellungnahme.

Auch dass am geplanten Standort tatsächlich ein Bedarf an bis zu vier Spezialschiffen zur Rückumwandlung des LNGs in Gas, sogenannter FSRUs, besteht, bezweifelt die IHK. Sie kritisiert außerdem, dass mögliche Schadstoffemissionen nach aktuellem Stand nicht abgeschätzt und bewertet werden können, weil dazu keine Unterlagen vorliegen.

Offshore-Terminal ist ortsgebundene Industrieanlage

Bei dem geplanten Offshore-Terminal mit der Pipelineverbindung nach Lubmin handelt es sich für die IHK um eine „fest mit dem Land verbundene, komplexe Industrieanlage“. Darum seien EU-Richtlinien zu Industrieemissionen anzuwenden.

Spätestens in der dritten Planungsstufe zum Bau des Offshore-Terminals könne das Bergamt Stralsund nicht mehr allein zuständig sein, schlussfolgert die Kammer, und fordert die Einbeziehung des Staatlichen Umweltamtes MV als zuständiger Bundesimmissionsschutzbehörde.

Kritische Infrastruktur mit Gefahrenpotenzial

Bei den gasgefüllten FSRUs vor Rügen würde es sich um eine kritische Infrastruktur handeln, urteilt die IHK. Auch aus diesem Grund sei der geplante Standort in unmittelbarer Nähe zur Küste und zu den touristischen Regionen kritisch zu bewerten. Das Störfallpotenzial aufgrund von Explosionen oder Bränden, die etwa durch Unfälle, Brände oder Anschläge hervorgerufen werden könnten, sei hoch.

Darüber hinaus rät die IHK von einer Konzentration mehrerer FSRUs an einem Standort ab. Stattdessen schlägt sie mehrere kleine Standorte mit „gebührenden Abständen“ untereinander im Küstenmeer vor, um so eine höhere Sicherheit zu gewährleisten. Die Gefahren von Havarien und Angriffen könnten so gestreut und minimiert werden.

Quellen

  1. Energiewirtschaftliches Institut Köln (Hg.): Analyse der globalen Gasmärkte bis 2035, auf: duh.de (27.1.2023).
  2. Höhne, Niklas u.a.: Pläne für deutsche Flüssigerdgas-Terminals sind massiv überdimensioniert, auf: newclimate.org (8.12.2022).
  3. IHK zu Rostock (Hg.): Stellungnahme zum Planfeststellungsverfahren für die Errichtung und den Betrieb der LNG-Anbindungsleitung „Ostsee-Anbindungs-Leitung“ (OAL) für den Seeabschnitt, S. 3 (3.3.2023).
  4. Ebd., S. 5-6.
  5. Ebd., S. 5.
  6. Ebd., S. 6-7.

Autor:innen

  • Freier Redakteur

    Ist KATAPULT MVs Inselprofi und nicht nur deshalb gern am Wasser. Nutzt in seinen Texten generisches Femininum.

  • Bild von Patrick Hinz, Chefredakteuer Katapult MV

    Chefredakteur

    Geboren in Vorpommern, aufgewachsen in Mecklenburg. Einziger KATAPULT-Redakteur mit Traktorführerschein UND Fischereierlaubnis.

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