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Rostock

Erstes Long-Covid-Institut Deutschlands öffnet

Die Krankheit nach der Krankheit: Auch nach milden Covid-Verläufen leiden viele unter Long und Post Covid. Hunderttausende sind schon erkrankt. Long Covid ist eine eigenständige chronische Erkrankung, die unheilbar und deren Ursache immer noch ungeklärt ist. Bei einigen ist die Krankheit so schwerwiegend, dass sie dauerhaft erwerbsunfähig werden. Umso erstaunlicher ist es, dass sich bisher kaum jemand damit beschäftigt hat. Ein neues Institut in Rostock soll dies nun ändern.

Die neue Volkskrankheit. So nennt Jördis Frommhold Long Covid und auch das Buch, das die Covid-Expertin geschrieben hat. Vier bis zehn Prozent der insgesamt 33 Millionen Covid-Erkrankten in Deutschland und fast 610.000 in Mecklenburg-Vorpommern leiden laut der Lungenspezialistin an langfristigen Symptomen. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation sind europaweit etwa 17 Millionen Menschen betroffen.

Wenig beachtete Volkskrankheit

Als Long Covid werden alle Symptome bezeichnet, die länger als vier Wochen nach der akuten Krankheitsphase anhalten und in Zusammenhang mit der vorangegangenen Covid-Infektion stehen. Nach zwölf Wochen spricht man von Post Covid. Es ist eine Erkrankung mit 200 verschiedenen Symptomen in unterschiedlichen Konstellationen. Dazu gehören unter anderem Schmerzen, Atemnot, Erschöpfung, Konzentrationsstörungen, Gedächtnisprobleme. Diese können unterschiedlich schwer ausfallen, auch nach einem milden Verlauf auftreten und zuvor gesunde, sportliche und leistungsstarke Menschen ereilen. Und mitunter sogar dauerhaft erwerbsunfähig machen.

Aufgrund der diffusen Krankheitsbilder wird sie selten erkannt und behandelt. In der Regel gilt man 28 Tage nach einem positiven PCR-Test als genesen – unabhängig von den Symptomen. Betroffene erhalten nur wenige Empfehlungen für die weitere Behandlung, spezialisierte Kliniken und Ärzt:innen gibt es kaum. Eine Therapie oder Heilung von Long Covid gibt es noch nicht, doch die Symptome können gemildert und das Risiko für Long Covid minimiert werden. Dieses Wissen möchte das deutschlandweit erste Long-Covid-Institut vermitteln.

Beratung, aber keine Diagnostik

Am Samstag wird es in Rostock am Stadthafen eröffnet. Ziel ist es, Patient:innen über den Umgang mit der Krankheit und mögliche Behandlungen zu beraten. Die Beratungen werden als privatärztliche Leistungen erfolgen – gesetzlich Versicherte müssen selbst zahlen. Diagnostik wird in dem Institut nicht stattfinden.

Chefin ist die Internistin und Lungenfachärztin Jördis Frommhold, Präsidentin des Ärzte- und Ärztinnenverbandes Long Covid. Sie arbeitete bisher als Chefärztin an der Median-Klinik in Heiligendamm, die sich durch die Behandlung von Long Covid einen Namen gemacht hat. Dort habe sie nach eigenen Angaben 5.500 Betroffene behandelt. Vergangenes Jahr wurde Frommhold daher als Frau des Jahres in Mecklenburg-Vorpommern ausgezeichnet.

Neben den privatärztlichen Beratungen sind weitere Schwerpunkte des Instituts die Beratung von Kliniken zu Behandlungskonzepten sowie von Unternehmen zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Long Covid. In Zusammenarbeit mit den Universitäten Rostock und Greifswald soll außerdem an der Long-Covid-Prävention geforscht werden.

Eröffnungssymposium am Samstag

Eröffnet wird das Institut am Samstag um 12 Uhr mit einem Symposium zur Versorgungslage von Long-Covid-Betroffenen. Teilnehmen werden neben Frommhold MVs Gesundheitsministerin Stefanie Drese (SPD), Ärztekammerpräsident Andreas Crusius, der wissenschaftliche Vorstand der Universität Greifswald, Karlhans Endlich, sowie der Kommandeur des Bundeswehrkrankenhauses Hamburg, Thomas Harbaum. Die Tagung kann im Livestream verfolgt werden.

Autor:in

  • Bild von KATAPULT MV Redakeurin Victoria Flägel

    Redakteurin in Rostock

    Rostock-Redakteurin und kinderlose Katzenlady

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