Nach ihrem zweitägigen Besuch in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen, zeigt sich Ministerpräsidentin Schwesig zuversichtlich: „Ich freue mich sehr, wie groß die Offenheit in Dänemark für die Zusammenarbeit mit Mecklenburg-Vorpommern ist. Das haben der Empfang mit der Deutschen Botschaft und alle Gespräche eindrucksvoll gezeigt.“ MV unterhält schon seit vielen Jahren Kooperationen mit Dänemark, zum Beispiel in der Wirtschaft und auch in der Wissenschaft. „Ich bin zuversichtlich, dass wir die gute Zusammenarbeit in den nächsten Jahren weiter ausbauen können“, sagte die Ministerpräsidentin zum Abschluss ihrer Reise.
Engere Zusammenarbeit im Energiebereich
Vor dem Hintergrund der Energiekrise und den mutmaßlich sabotierten Nordstream-Pipelines traf sich Schwesig auch mit dem dänischen Staatssekretär Lars Frelle Petersen im Ministerium für Klima und Energieversorgung.
„Dänemark und Mecklenburg-Vorpommern setzen gleichermaßen auf Windparks auf See und wollen weitere Projekte auf den Weg bringen”, ist sich die Ministerpräsidentin sicher. Denn Dänemark plant neue Windparks in der Nähe von Bornholm. „Die Bundesregierung und die dänische Regierung wollen, dass Strom aus diesen Windparks auch in Deutschland genutzt werden kann. Da bietet sich Lubmin mit seiner Infrastruktur an. Dort kann Strom ins Netz eingespeist oder auch Wasserstoff über die Pipelines nach Deutschland gebracht werden”, sagte Schwesig am Dienstag. Sie wolle die Gespräche dazu fortsetzen.
Am Montag eröffnete sie gemeinsam mit Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD), Wissenschaftsministerin Bettina Martin (SPD) und dem deutschen Botschafter in Kopenhagen, Pascal Hector, den Empfang der deutschen Botschaft nachträglich zum Tag der Deutschen Einheit mit 400 Gästen aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft und Gesellschaft in Kopenhagen. Mecklenburg-Vorpommern wolle die Zusammenarbeit mit den Ostseestaaten erweitern, so Schwesig. Dänemark zähle dabei zu den drei wichtigsten Außenhandelspartnern für Meck-Vorp. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes gingen im Vorjahr Waren im Wert von 575,2 Millionen Euro in das Land.
Mehr Wissenschafts-Netzwerke zwischen MV und Dänemark
Neben Tourismus und Kultur sei auch der wissenschaftliche und wirtschaftliche Austausch wichtiger denn je. Seit Jahren kooperieren die Universitäten in Greifswald und Rostock sowie die Hochschulen in Wismar und Stralsund eng mit Hochschulen in Dänemark.
„Dänemark ist einer der wichtigsten Partner Mecklenburg-Vorpommerns im Ostseeraum“, sagte Ministerin Martin. „Wir haben viele gemeinsame Interessen wie zum Beispiel beim Umweltschutz, bei der Meeresforschung, bei der Energieversorgung und in der Wissenschaft. Von dieser Zusammenarbeit profitieren beide Seiten in hohem Maße.“ Inspiration fand die Ministerin an der Technischen Universität Dänemark (TUD), wo Start-Ups und universitäre Forschung auf innovative Weise verknüpft werden. Das gibt es in Teilen auch schon in MV, doch könne man in dem Bereich viel vom skandinavischen Nachbarn lernen. Jetzt sollen laut Martin weitere deutsch-dänische Netzwerke etabliert werden.
Investoren gesucht: Business-Meeting mit Fokus auf deutsch-dänischer Zusammenarbeit
Zuvor warb sie gemeinsam mit Wirtschaftsminister Meyer bei einem „Business-Meeting” von der deutsch-dänischen Handelskammer und der Wirtschaftsfördergesellschaft „Invest in MV” für potenzielle Investoren für den Standort Meck-Vorp. Meyer betonte dabei MV’s entwickelte Infrastruktur und ausreichende Gewerbeflächen. Im Fokus steht für den SPD-Wirtschaftsminister künftig der Ausbau von grünen Gewerbegebieten mit einer Energieversorgung von mindestens 50 Prozent aus erneuerbaren Energien. Die Nachfrage nach solchen Flächen wachse – in MV und auch in Dänemark.
Meck-Vorp und seine Nachbarn: polnische Stadträte in Westpommern werfen Schwesig anti-polnische Aktivitäten vor
Für Manuela Schwesig liegt die Zusammenarbeit mit Skandinavien auf der Hand: „Wir liegen, gerade von Dänemark aus gesehen, mitten in Europa: Zwischen der Metropolregion Hamburg, der Hauptstadt Berlin, den dynamischen Wirtschaftsräumen in Osteuropa und der Ostsee als traditioneller Handelsverbindung.”
Schwesig sucht sich also neue, sicherere Verbündete im Ostseeraum. Denn der jahrelange Russland-Kurs der Landesregierung hat Spuren in Europa hinterlassen, meint Europa-Abgeordnete Hannah Neumann (Die Grünen). Vor allem MV’s direkter Nachbar Polen sah die Zusammenarbeit mit Russland als Affront und Bedrohung. Schwesigs „putinfreundliche” Politik sowie die Bedenken zum Bau eines Containerhafenterminals an der deutsch-polnischen Grenze in Swinemünde, hätten in Polen viel Vertrauen zerstört. Die Stadträte im polnischen Westpommern forderten daher im September ein Ende der Zusammenarbeit mit Ministerpräsidentin Schwesig.
Um dies zu verhindern und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Meck-Vorp und Polen zu verbessern, ist am Dienstag und Mittwoch eine Pommern-Delegation in die Mass-Rhein-Region ins belgische Eupen gereist. Neben dem parlamentarischen Staatssekretär für Vorpommern und das westliche Mecklenburg, Heiko Miraß, sind Landrat Michael Sack (Landkreis Vorpommern-Greifswald) sowie Landräte und Bürgermeister:innen aus der Woiwodschaft Westpommern mit deutschen und polnischen Vertreter:innen der Euroregion Pomerania in der Delegation. Sie wollen sich in Belgien zu Themen wie kultureller Zusammenarbeit, Arbeitsmarktentwicklung, Mobilität und wirtschaftlicher Zusammenarbeit austauschen – und dabei von den Erfahrungen aus dem Grenzraum um Belgien, den Niederlanden und Deutschland lernen. Laut Miraß soll künftig eine grenzübergreifende Einrichtung für das deutsch-polnische Grenzgebiet geschaffen werden – mit Unterstützung der Landesregierung.
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