Filmförderung aus MV ist nichts Neues. Schon 1991 wurde die „Kulturelle Filmförderung des Landes Mecklenburg-Vorpommern“ gegründet und hat bis 2020 Filmschaffende mit Landesmitteln unterstützt. Zuletzt betrug das Jahresbudget für die landesweite Film- und Medienförderung 450.000 Euro.Im Dezember 2020 wurde die neue MV-Filmförderung als Tochterfirma des Landes gegründet, angesiedelt direkt in der Staatskanzlei. Das bereitgestellte Budget im Jahr 2021 stieg auf 3,2 Millionen Euro. Insgesamt konnten im letzten Jahr 67 Kino- und Fernsehproduktionen, Dokumentationen und Kurzfilme gefördert werden.
Mehr als Filmförderung
Das Land profitiert häufig von seiner Nähe zu Medienstädten wie Hamburg oder Berlin. Im letzten Jahr wurden 23 landesfremde Produktionen unterstützt. Entscheidend bereits bei der Antragstellung: Alle bewilligten Fördersummen der MV-Filmförderung müssen komplett in Mecklenburg-Vorpommern ausgegeben werden. Auf diesem Weg werden ansässige Filmschaffende unterschiedlicher Bereiche in – zum Teil überregionale – Produktionen involviert. Aber auch Industriezweige ohne Film- und Medienbezug profitieren von den Produktionen. 2021 sind an 528 Drehtagen in MV beispielsweise Mieten, Unterbringungs- oder Verpflegungskosten angefallen. Seit Gründung der MV-Filmförderung wurden auf diesem Weg 5,7 Millionen Euro im Land ausgegeben.
Förderkriterien
Im Jahr 2021 gingen insgesamt 109 Förderanträge bei der MV-Filmförderung ein. Aus allen Einreichungen wurden 44 Projekte regionaler Antragsteller:innen bewilligt. Ein Auswahlgremium – bestehend aus Vertreter:innen der Staatskanzlei MV, des öffentlichen Rundfunks, von Hochschulen und Filmfestivals des Landes sowie Mitgliedern von Berufs- und Filmverbänden – bewertet alle Anträge. Kriterien für eine Förderung sind neben dem Inhalt der Filme auch Genrevielfalt, Nachwuchsförderung und ausgeglichene Geschlechterverhältnisse unter den Filmschaffenden. Die im Jahr 2021 geförderten Projekte wurden zu 65,9 Prozent von männlichen und zu 34,1 Prozent von weiblichen Filmschaffenden beantragt.
Film- und Genderforschung aus MV
Die Filmindustrie gilt in sämtlichen Bereichen wie Produktion, Kamera, Regie oder Drehbuch als männerdominiert. Zwischen den Geschlechtern herrschen große Einkommensunterschiede. Geschlechterverhältnisse und -zusammenhänge in der deutschen Filmindustrie werden unter anderem an der Universität Rostock untersucht. Seit 2011 ist Professorin Elizabeth Prommer am Institut für Medienforschung tätig. Ihre Forschungen und Veröffentlichungen beschäftigen sich unter anderem mit Kino, Fernsehen und Mediennutzung. Professorin Prommer untersuchte 2020 das Verhältnis von männlichen und weiblichen Produzent:innen in der deutschen Film- und Fernsehbranche. Ihr Fazit: Frauen sind effizienter im Umgang mit Fördermitteln, bekommen aber deutschlandweit ein um ein Drittel geringeres Budget als Männer. Diesen Trend spiegeln auch die Förderstatistiken 2021 der MV-Filmförderung wider.
Viel für MV – wenig im Vergleich
Zwar hat sich das jährliche Budget der MV-Filmförderung auf 3,2 Millionen Euro versechsfacht, dennoch fällt die Fördersumme im Vergleich mit benachbarten Filmförderinstitutionen teilweise gering aus. Während das Medienboard Berlin-Brandenburg in 2020 mit 30,8 Millionen Euro gehaushaltet hat, standen der Filmförderung Hamburg-Schleswig-Holstein 2021 knapp 16 Millionen Euro zur Verfügung. Die Filmförderung Niedersachsen konnte im letzten Jahr rund 3,5 Millionen Euro ausschütten.
Ziele der MV-Filmförderung
Für das Jahr 2022 endet Anfang Februar die erste von drei Antragsfristen der MV-Filmförderung. Filmschaffende können sich erneut unter anderem für Stoffentwicklung, Präsentations-, Talent- und Festivalförderung bewerben. Neu in den Förderrichtlinien für die Produktionsförderung: Antragstellende müssen sich dazu verpflichten, besondere Kriterien einzuhalten, beispielsweise die Nutzung von zertifiziertem Ökostrom oder Recyclingpapier.
Für das neue Jahr unterstützt die MV-Filmförderung außerdem bei der Locationsuche, beim Erwerb von Drehgenehmigungen und dem Vernetzen der regionalen Filmbranche.
Quellen
- Filmbüro MV (Hg.): Kulturelle Filmförderung des Landes Mecklenburg-Vorpommern, auf: filmbuero-mv.de.↩
- Staatskanzlei MV: Geue: Filmförderanträge können ab sofort bei der Staatskanzlei gestellt werden, auf: regierung-mv.de (6.7.2020).↩
- MV Filmförderung (Hg.): Filmstandort MV im Aufschwung: MV Filmförderung zieht Jahresbilanz, auf: mv-filmfoerderung.de (22.12.2021).↩
- Interview mit der MV-Filmförderung am 12. Januar 2022.↩
- MV Filmförderung (Hg.): Gremien, auf: mv-filmfoerderung.de.↩
- Citizens for Europe (Hg.): Vielfalt im Film, auf: vielfaltimfilm.de (24.3.2021).↩
- Prommer, Elizabeth: Curriculum Vitae, auf: imf.uni-rostock.de.↩
- Prommer, Elizabeth: Produzentinnen in Deutschland: Relevanz und Strukturdaten, auf: ffa.de (21.2.2020).↩
- Medienboard Berlin-Brandenburg (Hg.): Förderentscheidungen Film 2020, auf: medienboard.de.↩
- MOIN Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein (Hg.): Schleswig-Holstein erhöht Förderanteil auf eine Million Euro, auf: moin-filmfoerderung.de (11.3.2021).↩
- Film & Medienbüro Niedersachsen (Hg.): Rundbrief Nr. 139, auf: filmbuero-nds.de, S. 4 (10/2021).↩
- Arbeitskreis „Green Shooting“ c/o MFG Baden-Württemberg (Hg.): Ökologische Mindeststandards für deutsche Kino-, TV- und Online-/VoD-Produktionen, auf: oekologische-mindeststandards-greenmotion.de (12/2021).↩