„Jamel rockt den Förster“
Pachtvertrag für Festival-Flächen verweigert
Von Martin Schöler
Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Birgit und Horst Lohmeyer sind verärgert. Seit 2007 veranstaltet das Ehepaar in Jamel bei Wismar das antifaschistische Festival „Jamel rockt den Förster“. Weil ihr eigenes Grundstück, ein ehemaliger Forsthof, dafür nicht genug Platz bietet, pachten die Eheleute für die Zeit des Festivals von der Gemeinde Gägelow stets einige benachbarte Flächen. Für das Festival brauchen sie außerdem noch eine Wiese in der Mitte des Dorfes. Ebendiese Fläche sorgte 2018 für Aufregung, da die Gemeindevertretung der Verpachtung an einen Rechtsextremisten zugestimmt hatte.
Gägelows damaliger Bürgermeister Uwe Wandel (parteilos) hatte den Pächter noch in Schutz genommen. Dieser sei „sicherlich kein Sozialist“, sagte der Kommunalpolitiker seinerzeit dem Tagesspiegel. Er sei aber auch nicht in einer Partei und habe nicht an rechten Demonstrationen teilgenommen. Gleichwohl kann der Mann der rechtsextremen „Dorfgemeinschaft Jamel“ zugerechnet werden.
Gemeindevertretung stimmt gegen Pachtvertrag
Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund wollten die Lohmeyers die übrigen öffentlichen Flächen, die sie für ihre Veranstaltung nutzen, gerne ganzjährig pachten. „Wir wollten mit der Pacht erreichen, dass uns das Gelände uneingeschränkt für das Festival zur Verfügung steht“, erklärt Birgit Lohmeyer. Durch den ungepflegten Zustand der betreffenden Wiesen sei die Nutzung nur mit einem unverhältnismäßig hohen Aufwand möglich. „Wir wollten die Wiesen mehrmals im Jahr mähen und einem Bekannten von uns die Gelegenheit zum Heumachen geben“, so Lohmeyer. Damit hätten die Lohmeyers gleichzeitig die behördliche Auflage erfüllt, das abgemähte Gras aus Brandschutzgründen von den Flächen zu entfernen.
Doch die Gemeindevertretung lehnte den Antrag am 12. April ab. Alle zehn anwesenden Vertreter:innen stimmten gegen die Verpachtung weiterer Flächen im Dorf. Ein Grund dafür ist nicht bekannt. Derzeit sind elf Flurstücke in Jamel zeitweilig oder dauerhaft verpachtet. „Es handelt sich um Garten- und Wiesenflächen“, teilte Tina-Sophie Schulz von der zuständigen Stadtverwaltung Grevesmühlen mit. Um welche Flurstücke es sich dabei handelt, gab die Pressesprecherin auch auf Nachfrage nicht an.
Forstrock-Festival nicht in Gefahr
Das Forstrock-Festival fand von 2007 bis 2019 jährlich statt. 2020 musste das Event coronabedingt abgesagt werden. Im vergangenen Jahr konnte nur eine kleine Veranstaltung mit Musik, aber ohne Workshops und Infostände stattfinden. In diesem Jahr soll „Jamel rockt den Förster“ am 12. und 13. August wieder im gewohnten Umfang zurückkehren.
Die Zukunft des Festivals ist trotz des negativen Beschlusses der Gemeindevertretung nicht in Gefahr. Über die Nutzung öffentlicher Flächen während des Festivals entscheidet die Gemeindevertretung in einer separaten Sitzung. Für 2022 hat Bürgermeister Friedel Helms-Ferlemann (parteilos) den Lohmeyers bereits die Zustimmung der Gemeindevertretung signalisiert.
Wer auf dem diesjährigen Festival spielt, wollen die Lohmeyers aktuell noch nicht bekanntgeben. Die auftretenden Künstler:innen werden vorher nicht veröffentlicht. „Erst wenn der Bühnenvohang fällt, weiß das Pubikum, wer als nächstes spielt.“ Man wolle allen eine Chance auf ein Ticket geben, die nicht nur an den Bands, sondern auch an der politischen Aussage des Festivals interessiert sind, so Birgit Lohmeyer. Seit 2015 haben bereits namhafte Bands und Künstler:innen – zum Beispiel die Toten Hosen, die Ärzte oder Herbert Grönemeyer – ihren Weg nach Jamel gefunden.