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Russische Aktivistinnen in der Hansestadt

„Pussy Riot“ stellten neues Programm im Peter-Weiss-Haus vor

Sie sind aus der Opposition gegen Putin nicht mehr wegzudenken. Die weltweit wohl bekannteste russische Punkband „Pussy Riot“ feierte am Freitag ihr Comeback in Rostock – die zweite Station ihrer ersten Tour seit 2019. Das neue Programm „Riot Days“ lieferte dabei ganz unmissverständlich ein überzeugendes Zusammenspiel aus radikaler politischer Praxis, Video, Theater und ungeschöntem Punk. Die drei Aktivistinnen nehmen darin patriarchale Rollenbilder, die Kirche und den Kreml aufs Korn.

Dass die feministische Gruppe ihre globale Berühmtheit selbstlosen Protesten und oppositionellem Aktionismus zu verdanken hat, ist an diesem Abend wohl den meisten Zuschauer:innen bekannt. Insbesondere die Inszenierung eines „Punkgebets“ in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale, einer der wichtigsten Kirchen des orthodoxen Russlands, sorgte 2012 international für Aufsehen. Im Nachgang der nur rund 41 Sekunden langen Performance verhafteten die russischen Behörden die Bandmitglieder Tolokonnikowa, Aljochina und Samuzewitsch, welche jeweils zu zwei Jahren Straflager verurteilt wurden. Ein Schicksal, dass besonders Mascha Aljochina nur zu gut kennt. Sie entkam erst zu Beginn der letzten Woche ihrem Hausarrest. Sie habe im Zusammenhang mit der Inhaftierung des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny zu Protesten aufgerufen. Dies belangte die russische Justiz mit einem Jahr Freiheitsstrafe im Hausarrest. Trotz elektronischer Fußfessel und polizeilicher Überwachung gelang der 33-Jährigen nun die Flucht. Ihr Anwalt Daniil Berman gab am Dienstagabend bekannt, dass sich Aljochina nicht mehr auf russischem Staatsgebiet aufhalte. Wofür sie umso begeisterter vom Rostocker Publikum empfangen wurde.

Neues, autobiografisches Bühnenprogramm

Es sind gerade solch prägende Erfahrungen, die das neue Programm der Gruppe auszeichnen. Pulsierende Bässe, monumentale Grafiken und überzeugende Live-Performances erzählen vom Werdegang der Aktivistinnen – streng biografisch, von der Gründung von Pussy Riot bis hin zu den Verurteilungen. Eine eindringliche Vorstellung, finden auch die Rostocker:innen. „Es ist eine sehr nahbare Form von Kunst, es ist sehr authentisch und es ist so schwierig, das in Einklang mit dem Frieden und Lebensverhältnissen hier in Deutschland, hier in Rostock zu bringen“, wie die anwesende Schweizer Künstlerin Stefanie Rübensaal sagt. Ihr gehe es wie so vielen anderen an diesem Abend. „Der revolutionäre Gedanke hinter dieser Arbeit ist so ergreifend. Was bedeutet es, eine revolutionäre Person zu sein? Was bedeutet es, Revolution in einem unfreien System praktisch anzugehen?“

Ausstellung legt Missstände in russischer Justiz offen

Eine begleitende Ausstellung, organisiert von der autonomen Initiative „Rupression“, stellt weitere Scheinprozesse der russischen Justiz gegen Systemkritiker:innen dar. „Gezeigt wird hier ein konstruierter Fall des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB, welcher Antifaschisten vorwirft, eine terroristische Organisation gegründet zu haben“, berichtet eine Aktivistin, die nicht erkannt werden möchte. Es werde mit Geständnissen gearbeitet, die unter Folter erzwungen worden sind. Fingierte Zeugenaussagen, untergeschobene Waffen – dies alles sei Teil des Falles, der die Organisation „Netzwerk“ konstruiert habe. „Das ist ein Klassiker in Russland, um Andersdenkende und Oppositionelle mundtot zu machen“, ergänzt die Aktivistin.

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