Filmfest im Rostocker Stadthafen

Rollentausch bis zur Verwirrung

Eine bekannte Alltagssituation wird bis ins kleinste Detail verfremdet, die Konzentration der Agierenden lässt nach, Perspektiven verschieben sich, Ende: offen. Mit dem surrealistischen Kurzfilm „Arbeitsvorgang“ wollen die Regisseur:innen Elisabeth Schäffter, Yannic Nierkens und Ferdinand Schäffter besonders eines erreichen: Diskussionen.

Ein älterer Herr betritt einen Kiosk und kauft sich beim Kassierer eine Packung Zigaretten. Als der Kauf abgeschlossen ist, starren sich die beiden Herrschaften für eine Weile an. Von der Handlung her passiert für einen Moment gar nichts. Doch dann fällt auf, dass sich die Kleidung von den Personen verändert. Plötzlich tragen sie die ursprüngliche Kleidung des Gegenüber. Dadurch scheinen sich die Rollen getauscht zu haben. Damit ist der Kassierer zum Kunden geworden und kauft sich dementsprechend die Zigaretten. Als er nach seinem Ausweis gefragt wird, legt er ein Baumblatt vor. Dies wird akzeptiert. Das ist aber nur der Beginn des verwirrenden Ausmaßes, den dieser Film für die Zuschauer:innen noch bereithält.

Womit in diesem Film am meisten gearbeitet wird, ist die Bildeinstellung. Es gibt einen ständigen Wechsel zwischen Käufer und Kassierer. Wenn allerdings außenstehende Objekte gezeigt werden, ist das Bild meist verschwommen oder verzerrt. Der Fokus soll dadurch vollkommen auf die Interaktionen zwischen den beiden Agierenden gelenkt werden. Zwischen ihnen herrscht eine sachliche Stimmung. Die Gesichter haben einen neutralen Ausdruck. Die verbale Kommunikation wird auf das nötigste reduziert. Auch beim Rollentausch innerhalb des Filmes ändert sich daran nichts. Der Film arbeitet nicht mit musikalischer Untermalung. In manchen Szenen ist lediglich das Ticken einer Uhr zu hören.

Der Grad der Verwirrung gipfelt am Ende des Filmes. Es stellen sich dem Zuschauenden viele Fragen. Also genau das, was ein Film tun soll: Zum Nachdenken anregen, Fragen aufwerfen, eigene Ideen finden. So gibt der Film keine auserzählte Geschichte, bietet genug Interpretationsraum für Diskussionen.

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