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Skateboarding in MV

„Rügen rollt!“ feiert Jubiläum

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Lesedauer: ca. 5 Minuten

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Damals, in den späten Neunzigern, war Skateboardfahren in der Provinz eine Rebellion. Nicht, dass die Jugendlichen gegen etwas Bestimmtes protestierten. Eher waren die Alten nicht bereit, sich auf die komischen Dinge einzulassen, die die Jugend in ihrer Freizeit veranstaltete. Einfach so öffentliche Plätze benutzen. Ungehörig.

Auf Rügen war es eine Handvoll junger Menschen, die vor allem auf Mönchgut skateten. Manchmal gab es Ärger mit Anwohnern, manchmal kam die Polizei dazu. Befriedigend war die Lage weder für die einen noch für die anderen.

Die Idee eines eigenen Skateparks war geboren. Ungestört rollen. Stressfrei und mit Gleichgesinnten. Dafür gründete ein Freundeskreis um die Rüganer Jan Neumann und Florian Werbke 2002 den ersten gemeinnützigen Rügener Skateboardverein Park Skating Mönchgut.

Seitdem herrscht Vereinsleben. In den ersten Jahren noch nicht etabliert, ein bisschen im Untergrund, geduldet. Zwischen Baabe und Sellin ziehen Rügens Skater mal hierhin, mal dorthin. Ihren Skatepark nehmen sie immer wieder mit, bauen Rampen und Landschaften, die die Herzen der Skater höherschlagen lassen. Sogar der MV-weite Skateboardcontest „BalticBrettBattle“ macht hier mehrfach Station.

Der Mönchguter Skatepark auf Rügen (Foto: Axel Krüger)

Mittlerweile wurden einige Holzrampen durch Betonelemente ersetzt. Die Skater sind angekommen. Ihr Skatepark an der B 196 zwischen Baabe und Sellin ist Treffpunkt für rund 60 junge Mitglieder des Vereins, der seit 2015 Rügen rollt! heißt. Auch zahlreiche Urlauber schauen immer wieder vorbei. Vor drei Jahren trat der Verein dem Landesfachverband Rollsport-Inline-Skater Mecklenburg-Vorpommern (RIV) bei und ist damit als erster Skateboardverein Meck-Vorps Teil des Deutschen Rollsport- und Inline-Verbands (DRIV).

„Ich habe mal drei Oldschool-Skateboards im Müll gefunden. So bin ich zum Skateboarden gekommen“, erzählt Björn Melms. Der 31-Jährige ist seit ein paar Jahren Mitglied des Vorstands von Rügen rollt!. „Skateboarding hat mein Leben bestimmt, hat mir Freunde und Freude geschenkt, auch ein paar gebrochene Knochen“, sagt er. Mittlerweile gehört viel ehrenamtliche Arbeit zu Melms Alltag. Er ist auch „Landesfachwart Skateboard“, dessen Aufgabe es ist, die Sportart und die Subkultur Skateboarding in der Region voranzubringen. Seit nunmehr 18 Jahren leistet Rügen rollt! außerdem gemeinnützige Kinder- und Jugendarbeit, bietet Skateboardkurse, Workshops, Ausflüge und Wettbewerbe an.

Wird auch zum Jubiläum gespielt: Skate-Wars (Foto: Axel Krüger)

An diesem Wochenende feiert der Verein sein 20-jähriges Bestehen. Los geht es heute Abend mit einer Minirampen-Session. „Wir skaten einfach in die Nacht hinein und anschließend machen wir die Feuertonne an. Da entsteht eine eigene Dynamik“, lacht Melms.

Am Samstag findet ein Skate-Rennen statt, gefolgt von einem Contest-Run und einem Best-Trick-Contest. Abgefahren wird es beim sogenannten Skate-Wars: „Wer zuerst nicht mehr auf dem Brett steht, verliert“, erklärt Melms mit schelmischem Blick. „Das ist wie im Boxring, nur mit lustigen Waffen.“

Zum Jubiläum haben wir Björn Melms noch vier schnelle Fragen gestellt:

Björn Melms skatet mit Leidenschaft und engagiert sich sozial (Foto: privat)

KATAPULT MV: Was braucht ein vollkommener Skatepark?

Björn Melms: Ein vollkommener Skatepark entwickelt sich stetig weiter, ist zu jeder Zeit und für jeden Menschen dieser Welt offen zugänglich. In diesem Skatepark sollte von Jung bis Alt und egal wie gut jemand fährt, jeder seinen Spaß haben. Das heißt kleine und große Rampen, Plätze zum Ausruhen und Freundetreffen, aber auch Platz, damit Leute sich verwirklichen können und in ihren Gedanken frei sein können beim Skaten.

Was macht ein „Landesfachwart Skateboard“?

Als Landesfachwart werde ich im Prinzip auf dem Laufenden gehalten, hin und wieder wird etwas abgestimmt. Konkrete Aufgaben habe ich bisher nicht. Ich denke, MV hat noch viel Potenzial. Es geht darum, Skateboarding als Sportart zu etablieren. Wir wollen zeigen, dass es mehr ist als ein paar Jungs und Mädels mit Joint in der Hand, die ein bisschen rollen. Da sind andere Bundesländer weiter. Das kostet Zeit, Arbeit und Nerven.

Wie leistet Rügen rollt! Kinder- und Jugendarbeit?

Unsere Kinder- und Jugendarbeit ist ehrenamtlich. Im Grunde genommen leisten wir Sozialarbeit. Kids und Jugendliche bringen manchmal Probleme mit, die geklärt werden müssen. Da hört man zu oder man verteilt ein paar Strafaufgaben, wenn mal jemand über die Stränge schlägt. Aber für viele ist unser Verein ein Rückzugsort. Hier gibt es keine Hausaufgaben, es muss niemand ein Zimmer saubermachen und Hemd mit schicken Lackschuhen muss man bei uns auch nicht tragen.

Was ist dein Lieblingstrick?

Es gibt quasi durch Kombinationsmöglichkeiten unendlich viele Tricks. Bis die Physik irgendwann einen Strich durch die Rechnung macht. Ich habe tatsächlich keinen Lieblingstrick, aber Tricks, bei denen man besonders lange in der Luft ist und sozusagen fliegt, fühlen sich für mich besonders schön an. Das hat etwas von einem Freiheitsgefühl. Der kurze Moment der Schwerelosigkeit macht mich glücklich.

Aktualisierungshinweis vom 8.8.2022: Auf der ersten Version unserer Karte haben wir den Rostocker Skateverein nicht eingezeichnet. Das ist hiermit nachgeholt.

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Autor:innen

ist KATAPULT MVs Inselprofi und nicht nur deshalb gern am Wasser. Nutzt in seinen Texten generisches Femininum.

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