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Nordex in Rostock

Demonstration gegen Schließung

Am Montagvormittag demonstrierten etwa 200 Angestellte von Nordex während ihrer Pause mit der Gewerkschaft IG Metall gegen die geplante Schließung des Rotorblattwerks. Vor Ort waren auch Rostocks Sozialsenator Steffen Bockhahn (Linke) und die Bundestagsabgeordnete Katrin Zschau (SPD).

Mit einem langen Hupkonzert begann die erste Kundgebung, die die Angestellten des Rotorblattwerks von Windkraftanlagenhersteller Nordex zusammen mit der Gewerkschaft IG Metall am Montagmorgen abgehalten haben. Veranstaltet haben das Konzert die Fahrer:innen der LKW von Logistikunternehmen.

600 Nordex-Angestellte Betroffen

Denn nicht nur rund 600 Nordex-Angestellte sind von der angekündigten Schließung des Werks betroffen. Das Logistikunternehmen Rostock Trans beispielsweise fahre die gefertigten Windräder zum Hafen, erklärte Stefan Schad, Geschäftsführer der IG Metall Rostock-Schwerin. 

Im Februar hat der Windkraftanlagenhersteller angekündigt, Ende Juni das letzte Rotorblattwerk Deutschlands in Rostock zu schließen. Grund seien der globale Wettbewerb sowie und die Nachfrage nach größeren Rotorblättern, die in Rostock nicht produziert werden könnten.

Wertschätzende Abfindung

Die Teilnehmer:innen der Kundgebung forderten eigentlich von dem Unternehmen, das Werk in Rostock zu erhalten. „Aber ich glaube, das wird nicht passieren“, gab Schad in seiner Rede an die Angestellten zu. Die Schließung des Werks scheint von Nordex beschlossene Sache zu sein. 

Daher fordern Gewerkschaft, Betriebsrat und Belegschaft von Nordex „eine wertschätzende Abfindung für die Kollegen, die sich 20 Jahre den Arsch aufgerissen haben“, wie es Schad ausdrückt. Nordex’ Betriebsratsvorsitzender, Thomas Theuer, erklärte, das vorliegende Angebot des Unternehmens zu einer Abfindung abzulehnen.

Transfergesellschaft gefordert

Schad forderte außerdem vom Unternehmen, Gebäude und Gelände an neue Investor:innen und Arbeitgeber:innen zu verkaufen. „Das ist eine Grundbedingung.“ 

Dem stimmte auch Steffen Bockhahn (Linke) zu, zweiter stellvertretender Oberbürgermeister und Sozialsenator Rostocks. „Auf dieses Werk von Nordex waren wir als Stadt stolz.“ Die Stadt habe den Standort damals zu einem günstigen Preis an Nordex verkauft und Fördermittel investiert, um gute Produktionsbedingungen zu schaffen. 

Unsere mindeste Forderung ist, dass das ein Industriestandort bleiben kann. Wir bestehen darauf, dass Nordex zu einem fairen und angemessenen Preis schnell verkauft, damit hier weiterproduziert werden kann.

Steffen Bockhahn, zweiter stellvertretender Oberbürgermeister und Sozialsenator Rostocks

Zweites Werk in Rostock bleibt

Das zweite Werk von Nordex in Rostock, die Gondelfertigung in der Südstadt, wolle Nordex allerdings erhalten. „Wir wollen ein klares Bekenntnis von Nordex zum Standort Südstadt und zwar auf Dauer“, sagte Bockhahn. „Wir brauchen Zuverlässigkeit, Gewissheit und Klarheit.“

Darüber hinaus forderte Schad eine Transfergesellschaft, die für mindestens zwölf Monate den Übergang zu einem neuen Arbeitgeber absichert. „Wenn Nordex den Laden dicht macht und es uns gelingt, einen neuen Arbeitgeber zu finden, wird das nicht bis zum 1. Juli möglich sein. Wir brauchen Zeit“, erklärte Schad.

Nordex in der Kritik

Das Unternehmen handele mit der Werksschließung weder sozial, noch ökologisch, kritisierten die Beteiligten. „Wenn ein weltweit agierender Konzern wieder nur auf die völlig bescheuerte Nummer der Lohnkosten guckt, dann hat der Konzern verkackt, aber garantiert nicht die Belegschaft“, polterte Bockhahn.

Es sei nicht an der Zeit, nur auf die Lohnkosten zu achten und Lieferketten und Rohstoffversorgung unberücksichtigt zu lassen, so Bockhahn. Auch, „dass man Dinge in ungefährer Nähe zum eigentlichen Markt produzieren muss“, ließe Nordex unberücksichtigt.

Druck auf Nordex erhöhen

Auch die Bundestagsabgeordnete Katrin Zschau (SPD) sprach sich am Montag vor der Belegschaft für den Standort Rostock aus. Und schließt: „Da wird am Ende schon was Gutes bei rumkommen. Auf jeden Fall Wind.“

Wie es nun weitergeht? Die Parteien sitzen nun gemeinsam an einem Verhandlungstisch. „Wir werden den Druck erhöhen müssen“, prognostiziert Schad. Am Montag waren die etwa 200 Angestellten während einer Pause zwischen 10.30 und 11 Uhr vor das Werkstor gekommen, um zu demonstrieren. Das werde sich künftig ändern: „Wir werden auch mal den Laden dicht machen und die Arbeit niederlegen“, stimmte Schad die Angestellten auf den Arbeitskampf ein.

Autor:in

  • Bild von KATAPULT MV Redakeurin Victoria Flägel

    Redakteurin in Rostock

    Rostock-Redakteurin und kinderlose Katzenlady

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