Als einen Kraftakt beschreibt Rostocks Verkehrssenator Holger Matthäus (Bündnis90/Die Grünen) die Sommerstraße 2.0 Am Brink in der Kröpeliner-Tor-Vorstadt (KTV). Bis zum 3. Oktober ist der Platz zwischen Leonhardstraße 22 bis 25 sowie Barnstorfer Weg 1 bis 4 eine Fußgängerzone. Die Gastronomie kann ihre Außenbereiche wieder auf den Straßenrand ausweiten, Autos dürfen nicht passieren.
Lehren aus 2021
Vergangenes Jahr wurde der Versuch für eine verkehrsberuhigte Straße als Schnellschuss umgesetzt, Kritik folgte auf dem Fuße. Bei der Eröffnung der Sommerstraße am 1. Juni nannte Matthäus Hauptkritikpunkte aus dem vergangenen Jahr: Anwohnende und Gewerbetreibende kritisierten die fehlenden Anfahrtsmöglichkeiten für Autos; gleichzeitig wurden fehlende Poller bemängelt, die Autos tatsächlich an der Durchfahrt hinderten.
„Scheinbar können viele Schilder nicht lesen“, kommentiert Rostocks Verkehrssenator. Autos seien 2021 trotz Beschilderung vom Brink auf die Fußgängerzone Richtung Leonhardstraße gefahren, bis auf Höhe der Apotheke der Poller an der Weiterfahrt hinderte. „Dann musste aufwendig gewendet werden. Das war eine starke Belästigung.“ Und noch während der Senator spricht, fährt langsam ein Auto an ihm vorbei, um über die markierte Fußgängerzone zu fahren.
Ein zusätzlicher Poller als Lösung
Infoabende, Bürgerforen, Diskussionen im Ortsbeirat, Gespräche am Runden Tisch mit Anwohnenden, Gewerbetreibenden sowie Gastronomie und eine monatelange Zusammenarbeit verschiedener Ämter mit Feuerwehr und Bürgerkoordinierungsstelle später wird nun das neue Konzept für die Sommerstraße umgesetzt.
Anders als 2021 wurden dieses Jahr an beiden Seiten des Kernbereichs Poller installiert, um Autos am Durchfahren zu hindern. Der Lieferverkehr in der Fußgängerzone ist wochentags zwischen 8 und 11 Uhr möglich. Fahrräder dürfen auf der Sommerstraße fahren, aber rücksichtsvoll, so das Gebot. Die Straße Am Brink zwischen Wismarscher Straße und Bäcker an der Ecke ist eine verkehrsberuhigte Zone, Autos dürfen in Schrittgeschwindigkeit vorfahren. Damit sollen ganztägige Anlieferung der anliegenden Geschäfte und Gastronomien gewährleistet werden, ohne die Aufenthaltsqualität im Kernbereich zu beeinträchtigen.
Grenzen der Bürgerbeteiligung
„Ich freue mich, dass der Start der Sommerstraße dieses Jahr professioneller und weniger holprig zu sein scheint“, kommentiert Mitglied des Ortsbeirats der KTV, Andreas Szabó. Gleichzeitig hätte er sich noch mehr Bäume, Büsche und Bänke in der temporären Fußgängerzone gewünscht. „Und Aufenthaltsmöglichkeiten, die nicht an Gastronomie geknüpft sind.“
Laut Matthäus zeige aber der Verkehrsversuch auch die Grenzen von Beteiligungsverfahren auf: „Bürgerbeteiligungen wie diese sind sehr aufwendig, solche Projekte sind begrenzt.“ Auch dieses Jahr bleibe die Sommerstraße ein Modellprojekt. „Der Runde Tisch geht weiter, sodass wir auch während des Versuchs nachsteuern können.“
An die optimale Lösung rantasten
Der Runde Tisch ist für alle Interessierten offen und wird voraussichtlich am 13. Juni, 27. Juni, 22. August und 19. September tagen. Am 13. sowie 26. Juni ist Rostocks Mobilitätsamt von 16 bis 17 Uhr am Brink, um Hinweise zur Umsetzung entgegenzunehmen. Außerdem kann Kritik per E-Mail an mobilitaet@rostock.de gerichtet werden.
Aus den gesammelten Erfahrungen soll es nächstes Jahr wieder eine Sommerstraße mit weiteren Verbesserungen geben. „Wir wollen uns an die optimale Lösung rantasten.“
Quellen
- Hanse- und Universitätsstadt Rostock (Hg.): Sommerstraße „Am Brink“, auf: rathaus.rostock.de.↩
- Hanse- und Universitätsstadt Rostock (Hg.): Flanieren, Verweilen und Genießen Am Brink – Sommerstraße ist wieder eröffnet, auf: rathaus.rostock.de (1.6.2022).↩