Verlässt man Schwerin über die B 104 in Richtung Nordosten, führt die letzte Abzweigung nach rechts in den Buchenweg. Hier befindet sich der Kleingartenverein Schelfwerder. Direkt am Eingang des Vereinsgeländes liegt die Parzelle 1a. Sie steht seit Jahren leer, die Pflanzen wuchern vor sich hin. Hüfthohes Unkraut, Mücken vom Tümpel nebenan und andere Insekten umschwirren einen. Zu Beginn dieser Gartensaison hat sich der Verein entschieden, etwas zu verändern.
Verantwortlich für das Projekt Wandelgarten sind Anita, Ariane und Karo, Mitglieder des Kleingartenvereins. Der Wandelgarten soll ein öffentliches und inklusives Gartenprojekt sein – ein verwilderter Garten soll sich in einen Ort für Mensch und Natur verwandeln. „Die Idee kam uns auf einer Vorstandssitzung“, berichtet Anita. „Wir drei haben uns bereiterklärt, die Verantwortung zu übernehmen, haben ein Konzept geschrieben und es dem Verein vorgestellt.“ Die Mitglieder stimmten zu. In Zukunft sollen hier auch Workshops und andere Formate stattfinden und Menschen aus der Innenstadt von Schwerin wieder näher an die Natur bringen.
Alle drei sind selber im Kleingartenverein aktiv und besitzen eigene Parzellen. Eine Voraussetzung, um beim Projekt mitzumachen, sei das jedoch nicht, weiß Ariane. „Momentan sind wir ein Drei-Frauen-Team.“ Aber das soll sich ändern, finden die drei.
Arbeitseinsätze zur Unterstützung des Projekts gab es bereits: Ein Schweriner Hort hat eine Beetpatenschaft übernommen. Die Kinder haben die Fläche gemeinsam von Unkraut befreit. Bald soll gepflanzt werden. Und auch der Kleingartenverein hat einen seiner Arbeitseinsätze in den Wandelgarten verlegt.
Auf Instagram informieren die drei nun über das Projekt. Auch in ihrem privaten und beruflichen Umfeld erzählen sie viel und laden zum Mitmachen ein, berichten sie. Ihr Motto: Alles kann, nichts muss. Man könne auch gerne vorbeikommen und sich einfach nur Löwenzahn für die Kaninchen zuhause mitnehmen.
„Wir brauchen mehr Leute“, das stehe fest, betonen die drei dennoch. 20 Menschen, die im Garten an einem Tag alles auf Vordermann bringen, wären der Traum. Denn wenn sie nur alle paar Wochen etwas schaffen, wuchert leider schnell alles wieder zu. Nicht nur das Unkraut sei daran schuld. „Brombeeren sind ein Problem“, findet Karo und schaut auf eine große Wurzel neben sich. „Die pflanzen wir nicht wieder!“ Zum Glück ist die Parzelle noch ans Wasser- und Stromnetz angeschlossen. Das erleichtert die Arbeiten.
Auf der Parzelle 1a steht eine noch zu DDR-Zeiten gebaute Laube. Obwohl diese Bezeichnung eigentlich nicht so richtig passt, da das Gebäude größer als üblich errichtet wurde. Mit zwei Etagen und einem Wintergarten, der um das halbe Haus reicht, hatten sich die damaligen Eigentümer eine Oase geschaffen. Doch nach heutigen Vorgaben sei das alles nicht mehr zulässig. Würde der Verein das Gelände verpachten wollen, müsste vorher alles abgerissen werden, erklären Ariane, Karo und Anita.
Für den geplanten Wandelgarten soll das Haus mit seinem Wintergarten aber erhalten bleiben. Für die Zukunft stellen sich die Projektverantwortlichen eine Nutzung für kleine Veranstaltungen vor. Vielleicht könne man dort auch mal übernachten, überlegen sie. Die Ideen sind vielfältig, die Möglichkeiten noch offen. Vieles könnte man mit dem Haus machen, im Fokus steht derzeit aber erst einmal der Garten.
In den Garten soll nach dem Entfernen des Unkrauts etwas Struktur reinkommen. „Es soll kein reiner Gemüsegarten werden“, erklärt Anita. „Die Leute sollen auch herkommen können, um sich die Blumen anzuschauen.“ Bis dahin ist allerdings noch einiges zu erledigen. Zu Beginn sei es wichtig, Netzwerke und Öffentlichkeit für das Projekt zu schaffen. Das habe dann tatsächlich wenig mit „Buddeln“ zu tun, scherzen die drei.
Der Wandelgarten soll auch das Gärtnern an sich wieder attraktiver machen. Anita, Karo und Ariane sind sich einig: Alleine zu gärtnern macht keinen Spaß, das wissen viele mit Kleingarten. Ziel ist es, Menschen zusammenzubringen. Sie wollen erhalten und verschönern und nicht einfach nur abreißen und neu bauen.