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Kommentar: Tag der Jugend

Wo bleibt die Solidarität mit Jugendlichen?

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Lesedauer: ca. 3 Minuten

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Schon wieder Corona als Thema. Es schlaucht. Ich weiß das. Zum Tag der Jugend könnte hier auch ein anderes Thema stehen. Eins worüber sich vor allen Dingen Jugendliche freuen: „Luftfilteranlagen reduzieren das Infektionsgeschehen an Meck-Vorps Schulen“, „Die Digitalisierung hat sich durch Onlineunterricht enorm entwickelt“, „Im neuen Schuljahr plant Meck-Vorp mehrere Lehrer:innen für eine Klasse ein“ oder „Mehr als die Hälfte Meck-Vorps Jugendlicher geimpft“. Tut es aber nicht, weil die Realität eine andere ist. Aber sie zeigt auch dass ein Jugendanteil in Meck-Vorps Bevölkerung von 8,3 Prozent nicht relevant genug ist, um all den Strapazen der jungen Menschen ein Ende zu setzen. Der Anteil von Jugendlichen in Deutschland liegt bei 10,6 Prozent. Als „Jugendliche“ gelten laut des Statistischen Bundesamts Personen im Alter von 15 bis 24 Jahren.

Bisher hat fast keine Schule in Meck-Vorp ein Luftfiltersystem eingebaut. Auch Impfangebote für alle 12- bis 17-jährige, wie es das RKI empfiehlt, gibt es bisher nicht. Am Mittwoch kam noch eine dubiose E-Mail des Bildungsministeriums an die Schulämter hinzu, die verhindern sollte, dass noch mehr Stellenangebote für Lehrer:innen ausgeschrieben werden. Es sei ungünstig unmittelbar nach dem Schulstart mit den Stellenausschreibungen hochzugehen. Wo genau gibt es Nachteile, nach fast eineinhalb Jahren Pandemie, zum Neustart eines Schuljahres mehr Lehrer:innen einzustellen? Es ist bekannt, dass durch den Onlineunterricht große Bildungslücken bei Schüler:innen entstanden sind. Warum wird dann überhaupt noch gezögert, neue Stellen auszuschreiben? 

Das soll kein Angriff auf Politiker werden, aber wenn so wenig Aufmerksamkeit auf die Rahmenbedingungen des Zusammenlebens von Jugendlichen in Zeiten einer Pandemie gerichtet wird, dann zeigt das, dass sie eine Minderheit darstellen, für die sich Politiker:innen wenig interessieren. Bei einem geringen Bevölkerungsanteil von jungen Menschen ist es also kaum verwunderlich, dass mit so wenig Voraussicht auf die vierte Corona-Welle geblickt wird. 

Eine Studie des SINUS-Institut für Markt- und Sozialforschung hat übrigens ergeben, dass das Gefühl von Einfluss- und Machtlosigkeit bei Jugendlichen zu wenig politischer Beteiligung führt. Bereits im Mai forderte der Landesschülerrat in Meck-Vorp Impfungen für Jugendliche. „So gut wie alle Schüler:innen haben ihren regulären Alltag stark eingeschränkt, um ihre Familie und sich selbst zu schützen. Nun aber werden wir bei den Impfungen ganz hinten angestellt“, kritisiert der Vorsitzende des Landesschülerrates Anton Fischer, „Die Zeit über die Sommerferien sollte [von der Landesregierung] genutzt werden, um im neuen Schuljahr wieder einen geregelten Schulalltag stattfinden lassen zu können“.

Eine Sonderuntersuchung des SINUS-Instituts zur Corona-Pandemie zeigte 2020 außerdem, dass Schüler:innen die Öffnung von Schulen kritisch sahen. Sie hätten sich gewünscht mehr in den Entscheidungsprozess eingebunden zu werden. Die Bereitschaft von Jugendlichen aktiv mitzugestalten ist also da, wird aber augenscheinlich häufig ignoriert. Die Politik läuft Gefahr Jugendliche auf lange Zeit zu verlieren. 

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Autor:innen

Freie Reporterin in Greifswald.

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