Im Jahr 2019 wurden in MV etwa 811.600 Mastschweine gehalten. Im Jahr 2021 dagegen ist die Zahl auf 717.700 Schweine gesunken. Mögliche Gründe für die Abnahme von Zuchtsauen, Mastschweinen, Ebern und Ferkeln sind gesunkene Fleischpreise und die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest. Dennoch gab es im letzten Jahr fast halb so viele Schweine wie Menschen in MV. Anders bei den Schweinswalen.
Bedrohungen in der Ostsee
Im Jahr 2019 wurde die Population vor MVs Ostseeküste auf 2.549 bis 5.225 Schweinswale geschätzt. Sie gelten in der gesamten Ostsee als bedrohte Art. In der zentralen Ostsee – östlich von Rügen bis Finnland – stehen Schweinswale sogar schon auf der Liste der vom Aussterben bedrohten Arten. In der westlichen Ostsee und dem Kattegat, der sogenannten Beltsee, gibt es Hochzählungen zur Folge noch etwa 30.000 bis 40.000 Tausend Schweinswale. Dr. Michael Dähne, Kurator für Meeressäugetiere am Deutschen Meeresmuseum Stralsund, hält es für möglich, dass Schweinswale in der Beltsee weniger Stress ausgesetzt sind als in der zentralen Ostsee, und die Population deshalb dort noch deutlich größer ist.Schweinswale reagieren aufgrund ihres ausgeprägten Gehörs empfindlich auf Lärm. Neben der Lautstärkebelastung durch den Schiffsverkehr stellen auch Bauarbeiten, beispielsweise an Offshore-Anlagen, eine Belastung für die Tiere dar. Häufig werden bei angespülten Schweinswalkadavern Verletzungen festgestellt, die durch hohe Druckwellen entstanden sind. Derartige Druckwellen entstehen in der Ostsee durch Unterwassersprengungen von alter Kriegsmunition.Eine weitere Bedrohung für die Schweinswale sind Fischernetze. Die feinen Netze können nicht rechtzeitig von den Meeressäugern geortet werden. Das Ergebnis: Sie verfangen sich in den Netzen und ersticken, weil sie nicht mehr zur Wasseroberfläche auftauchen können.Auch die Schadstoffbelastung der Ostsee sorgt für eine schrumpfende Population. Schwermetalle und Pestizide werden von den Schweinswalen über Beutefische aufgenommen und lagern sich in ihrer Fettschicht ab. Das Immunsystem der Tiere wird beeinträchtigt und sie werden anfälliger für Krankheiten und Parasiten. Die Umweltgifte können außerdem zu Unfruchtbarkeit und Mutation führen.
Maßnahmen zum Arterhalt
Der Schweinswal ist Teil verschiedener internationaler Artenschutzlisten und Schutzprogramme. Eine neue EU-Verordnung vom Dezember 2021 beschäftigt sich außerdem mit Maßnahmen zur Reduzierung von ungewollten Beifängen von Schweinswalen durch die Fischerei. Die Verordnung setzt Schutzgebiete, Schonzeiten und Anpassungen von Fischfanggeräten fest. Die Maßnahmen zum Erhalt der Schweinswale führen allerdings nur zum Erfolg, wenn sie ostseeweit von Fischern berücksichtigt werden.
Ob sich der Bestand der Schweinswale erholen würde, wenn aus ihnen Schnitzel gemacht werden würden, bleibt dennoch fraglich.
Quellen
- Immer weniger Schweine und Rinder im MV, auf: ndr.de (13.07.2022)↩
- Auskunft des Landwirtschaftsministium vom 19.08.2022↩
- Immer weniger Schweine und Rinder im MV, auf: ndr.de (13.07.2022)↩
- Einwohnerzahl in Mecklenburg-Vorpommern von 1961 bis 2021, auf: statista.de↩
- Telefoninterview mit Dr. Michael Dähne, Deutsches Meeresmuseum Stralsund (26.08.2022)↩
- Schweinswald Bedrohungen, auf: deutschewildtierstiftung.de↩
- Schweinswale der Ostsee, auf: deutsches-meeresmuseum.de↩
- Telefoninterview mit Dr. Michael Dähne, Deutsches Meeresmuseum Stralsund (26.08.2022)↩
- Ebd.↩
- Viel Lärm im Meer, auf: deutschewildtierstiftung.de↩
- König, Biana: Sprengungen im Meer gefähren Schweinswale, auf: whales.org (01.02.2022)↩
- Bedrohung durch Fischernetze, auf: deutsches-meeresmuseum.de↩
- Schleichendes Gift, auf: deutschewildtierstiftung.de↩
- Bedrohung durch die Verschmutzung der Meere, auf: deutsches-meeresmuseum.de↩
- Wenger, Denise: Schutzabkommen, auf: walschutz.org (April 2015)↩
- Delegierte Verordnung (EU) 2022/303, auf: eur-lex.europa.eu (25.02.2022)↩