Sie stehen neben dem Greifswalder Heizkraftwerk am Helmshäger Berg: die Kollektoren der neuen Solarthermieanlage. Mit der vier Hektar großen Fläche kann sich die Hansestadt mit der, nach Aussage der Stadtwerke, deutschlandweit bislang größten Anlage dieser Art schmücken.
Fassbinder: Anlage sendet „Zukunftssignal“
Drei Jahre hat die Planung gedauert, im August letzten Jahres konnte mit dem Bau begonnen werden. Etwa sieben Millionen Euro betrage das Investitionsvolumen.
Für die Stadtwerke eine gute Investition. Nach Unternehmensangaben habe Greifswald im Gegensatz zu vielen anderen Städten Deutschlands zwei entscheidende Standortvorteile: In der Region gibt es relativ viele Sonnenstunden und die Fläche am Stadtrand bietet ein erhebliches Potenzial zur Aufstellung weiterer Solarthermiemodule. Der Geschäftsführer der Stadtwerke, Thomas Prauße, bezeichnete bei der heutigen Eröffnung die „Dekarbonisierung der Fernwärme“ als „Meilenstein zur Energiewende“. Die Inbetriebnahme der Anlage sei ein „Zukunftssignal“ aus Greifswald und der Region, kommentierte Oberbürgermeister Stefan Fassbinder (Bündnis 90/Die Grünen).
Stadtwerke als „Vorreiter“ der Energiewende
Als „Vorreiter bei der Dekarbonisierung“ sieht Michael Kellner (Bündnis 90/Die Grünen) die Stadt Greifswald mit Blick auf die neue Anlage. Kellner, Bundestagsmitglied und Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klima, bezeichnete außerdem die Nutzung regionaler erneuerbarer Energie als „gelebte Regionalentwicklung“. Ähnlich äußerte sich Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) und lobte die Stadtwerke für ihr hohes Engagement bei der regionalen Energieversorgung und ihre Rolle als Vorreiter der Energiewende in Greifswald und MV.
Die Kollektoren funktionieren wie eine Heizung. Die durch Sonneneinstrahlung erzeugte Wärme wird direkt ins Fernwärmenetz eingespeist. Es versorgt etwa 70 Prozent der Greifswalder Haushalte. Insgesamt soll die Anlage pro Jahr 8.000 Megawattstunden Wärme erzeugen können. Ein zusätzlicher, geplanter Wärmespeicher mit einem Fassungsvermögen von 6.000 Kubikmetern soll künftig noch einmal rund 200 Megawattstunden überschüssige Wärme zwischenspeichern können. Mit einer Anlage zur Kraftwärmekopplung, die ebenfalls geplant ist, könnte weitere Energie, etwa aus Biogasanlagen, ins Netz eingespeist werden. Damit könnte der gesamte Wärmebedarf von Greifswald gedeckt werden – ganz emissionsfrei.
Quellen
- Stadtwerke Greifswald (Hg.): Solarthermieanlage, auf: sw-greifswald.de.↩
- Dekarbonisierung: Verzicht auf Energieträger, die Kohlenstoff enthalten, wie Kohle und Erdgas.↩
- Energiezukunft (Hg.): Leuchtturmprojekt der Wärmewende, auf: energiezukunft.eu (13.9.2022).↩