Schon nach der ersten Demonstration in Stralsund, die am 21. September von der Fraktion Bürger für Stralsund (BfS) organisiert wurde, waren sich Polizei und verschiedene Medien im Land über die Zahl der Teilnehmer:innen uneinig. Nachdem Fraktionsgeschäftsführer Thomas Haack Ende September von 4.000 Personen gesprochen hatte, zählte KATAPULT MV auf Fotos weniger als 2.500 Personen.
Die zweite BfS-Demo begann am 5. Oktober um 18.30 Uhr. Die Organisator:innen hatten aufgrund der hohen Erwartungen zur Teilnehmer:innenzahl in eine größere Lautsprecheranlage investiert – finanziert aus privaten Spenden. Die im Anschluss verbreiteten Teilnehmer:innenzahlen gingen erneut auseinander. Nach Angaben von Mathias Müller, Pressesprecher der Stralsunder Polizei, nahmen rund 3.500 Personen teil. Diese Zahl wurde unter anderem vom NDR wiedergegeben. Die Ostsee-Zeitung berichtete in ihrem Artikel von 4.000 Personen. KATAPULT MV hat ein Foto von der Demo ausgewertet, dass um 18.40 Uhr aufgenommen wurde. Das Ergebnis: 2.079 Personen auf dem Marktplatz.
Bis zum Ende der Kundgebung gegen 19.40 Uhr waren nach KATAPULT-Beobachtungen regelmäßig Personen gegangen, aber auch dazugekommen. Fraglich bleibt dennoch, ob sich daraus die fehlenden 1.900 Demoteilnehmer:innen ergeben.
Aktuelle Forderungen
Neben Kritik an der aktuellen Energiepolitik forderten die Redner:innen erneut den Rücktritt der Bundesregierung. Ein zentrales Thema bei allen Redebeiträgen war der Frieden. So sprach unter anderem Jan Brinkmann von der Stralsunder Friedenswerkstatt von seinen Sorgen als Vater vor den Folgen des Krieges, Olga Fot (Fraktion Die Linke/SPD) und Gerd Scharmberg vom Bündnis Bürger für Born über ihren Verdruss mit der aktuellen Bundespolitik.
OB meldet sich krank
Der für seinen Aufruf zur Demonstration Mitte September in die Kritik geratene Stralsunder Oberbürgermeister Alexander Badrow (CDU) nahm an der zweiten Kundgebung – aus gesundheitlichen Gründen – nicht teil. Er ließ von der Bühne aus Grüße an das Publikum ausrichten. Auch rief er diesmal nicht über seine privaten oder offiziellen Social-Media-Profile zur Teilnahme auf. Erst vor Kurzem prüfte deswegen das Innenministerium seine politische Neutralität.
Das fragwürdige Online-Geschäftsmodell der OZ
Moderator Maik Hofmann (BfS) bedankte sich während der Demo bei der Ostsee-Zeitung: „Auch heute haben wir das Glück, dass die Ostsee-Zeitung uns netterweise einen Livestream bereitstellt.“ Die OZ bot die Liveübertragung in ihrem kostenpflichtigen Onlineangebot OZ+ an. Um den Livestream ansehen zu können, musste ein Abo abgeschlossen werden. Die Kosten hierfür belaufen sich auf 9,99 Euro pro Monat. Dafür bekamen Nutzer:innen den ungefilterten und unkommentierten Videobeitrag mit einer Länge von etwa 77 Minuten – live. Mittlerweile ist das Video auch kostenfrei auf der Website der OZ zu finden. Derartige Livestreams – ganz ohne kritische Einordnung – sind sonst nur in Telegram-Gruppen oder Youtube-Formaten zu finden.
Die nächste Demo soll am 19. Oktober stattfinden. Ob die OZ erneut einen Livestream dazu anbieten wird ist noch nicht bekannt.
Quellen
- Stralsund: 3.500 Teilnehmer bei Demo gegen Energiepolitik, auf: ndr.de (6.10.2022).↩
- Büssow-Kramer, Wenke: Unzufrieden mit der Politik: Tausende demonstrieren am Mittwoch in Stralsund, auf: ostsee-zeitung.de (5.10.2022).↩
- OZ live von der Demo in Stralsund, auf: ostsee-zeitung.de (5.10.2022).↩