Anerkennung der beruflichen Qualifikation

Zehn Jahre und noch viel zu tun

Vor zehn Jahren wurde in Meck-Vorp das Gesetz zur Anerkennung der Berufe von Migrant:innen verabschiedet. Mit einem sehr bürokratischen Namen: Berufsqualifikationsfeststellungsgesetz. Seitdem haben rund 7.500 Menschen ihre Ausbildung anerkennen lassen können. Beraten werden sie von drei Servicestellen im Land. Und die haben noch einige Verbesserungsvorschläge.

Ob Hilfe bei den Anträgen oder bei der Zusammenstellung wichtiger Unterlagen – für mehrere Tausend Menschen aus über 100 verschiedenen Ländern war der Service des IQ-Netzwerks bisher ausschlaggebend dafür, dass sie in MV ihren im Ausland erlernten Beruf anerkennen und weiter ausüben konnten. IQ steht für Integration durch Qualifizierung, ein Förderprogramm der Bundesregierung. Die Servicestellen zur „Anerkennungs- und Qualifizierungsberatung“ sind bei den Trägern Verbund für soziale Projekte in Schwerin und den Vereinen migra in Rostock und genres mit Sitz in Neubrandenburg und Greifswald angesiedelt.

Seit zehn Jahren kümmern sie sich darum, nachdem das Berufsqualifikationsfeststellungsgesetz (BQFG) für Meck-Vorp wenige Monate nach dem gleichnamigen Bundesgesetz in Kraft trat. 2017 konnten die Träger erfolgreich anregen, auch sozialpädagogische Abschlüsse von Menschen aus Drittstaaten anzuerkennen. Bis dahin galt das BQFG in MV für diese Berufsgruppe nur für Menschen aus der EU.

Bis heute besteht aus Sicht der landesweiten Servicestellen jedoch ein generelles Anerkennungsproblem: Die Feststellung der Gleichwertigkeit ist aufgrund des Föderalismus für einige Abschlüsse landesrechtlich geregelt. Das könne zu erheblichen Unterschieden in den jeweiligen Verfahren führen, je nachdem, in welchem Bundesland jemand lebt.

Für MV ziehen sie bisher aber eine positive Bilanz: In den ersten sechs Jahren nach Einführung der Servicestellen konnten nach eigenen Angaben etwa 4.500 Personen aus mehr als 100 Ländern betreut werden, die meisten kamen aus Syrien, Polen und der Ukraine. Ab 2018 haben insgesamt knapp 3.000 Menschen, vorwiegend aus der Ukraine, Syrien und Iran, die Beratungen genutzt. Und die Trägereinrichtungen gehen davon aus, dass der Bedarf an der Anerkennung ausländischer Abschlüsse weiter steigt.

Daher soll in der neuen Förderphase, die der Bund nun bis Ende 2025 zugesichert hat, mit Unterstützung der Landesregierung das Angebot noch weiter ausgebaut werden – ausgedehnt auf nun alle Landkreise und kreisfreien Städte.

Gibt es aber in MV selbst noch dringende Probleme? Wir haben beim Netzwerk nachgefragt:

KATAPULT MV: Was ist bis heute die größte Hürde in diesem Verfahren, berufliche Qualifikationen anzuerkennen?

IQ-Netzwerk: Die Unterschiedlichkeit der Anforderungen der Behörden, zum Beispiel bei der Beschaffung und den Formaten der Unterlagen.

Ist das Gesetz mit dem immer weiter steigenden Fachkräftemangel und potenziellem Nachwuchs aus dem Ausland noch gut umsetzbar, oder stößt es an Kapazitätsgrenzen?

Die Bekämpfung des Fachkräftemangels ist ein sehr komplexes Thema und das Verfahren zur Anerkennung ausländischer Abschlüsse ist dabei nur ein Baustein auf dem Weg, als Fachkraft in Deutschland arbeiten zu dürfen. Die Voraussetzungen zur Arbeitsaufnahme werden teilweise zusätzlich durch weitere Auflagen erschwert.

Was müsste dringend geändert werden?

Eine generelle Vereinfachung und Vereinheitlichung der Verfahren, eine angepasste personelle Aufstockung, um den Anerkennungsprozess zu beschleunigen, Bürokratieabbau und bedarfsgerechte Sprachkurs- und Qualifizierungsangebote.

Weiterführender Artikel:

Eine Perspektive, die Zeit braucht

Quellen

  1.  E-Mail von Ines Neumann von genres MV am 6.3.2023.
  2. IQ-Netzwerk: Presseinformation: Zehn Jahre Berufsqualifikationsfeststellungsgesetz MV, auf: iq-mv.de (14.2.2023).
  3. Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz steht seit dem letzten Herbst auf dem Prüfstand.

Autor:innen

  • Redakteurin in Greifswald

    Geboren in Berlin, aufgewachsen in Berlin und Brandenburg. Tauschte zum Studieren freiwillig Metropole gegen Metropölchen.

  • Bild von KATAPULT MV Redaktionsleiterin Martje Rust

    Redaktionsleitung

    Ist in Greifswald geboren, hat in Augsburg studiert und zog für den Lokaljournalismus wieder zurück nach MV.